Christus, der Stellvertreter (shaliah) JHWHs
Ein typischer Fehler beim Lesen der Bibel ist der, dass man das Gefühl bekommt, die Bibel sei auf Deutsch im 21. Jahrhundert geschrieben worden. Die Bibel ist ein durch und durch jüdisches Buch. Das gilt auch für das Neue Testament, auch wenn wir nur griechische Abschriften haben. Jesus hat sich nicht in Griechisch über den Glauben seiner Väter und seines Gottes unterhalten. Die Gefahr besteht darin, dass wir das gelesene in das 21. Jahrhundert übertragen, ohne den hebräischen Kontext zu sehen. Jüdische Traditionen, Praxis, Poesie, Sarkasmus, Literatur, Beschreibungen, Sprache sind dem Leser zum Teil unbekannt. Es ist also sehr hilfreich für das Gesamtverständnis, sich mit diesen Hintergründen zu beschäftigen. Die andere Variante sieht so aus, dass der Leser diese Fakten ignoriert und aufgrund seines Weltbildes versucht, Zusammenhänge in der Bibel zu erkennen. Dann spricht nicht die Bibel zu dem Menschen, sondern der Mensch zu der Bibel.
Stellvertreter
Was bedeutet es, ein Abgesandter oder Stellvertreter zu sein? Im hebräischen heisst dieses Prinzip shaliah. Die Hebräische Enzyklopädie (The unedited full-text of the 1906 Jewish Encyclopedia) schreibt dazu: Der Stellvertreter agiert wie die Person, welche ihn gesandt hat.
The Law of Agency deals with the status of a person (known as the agent) acting by direction of another (the principal), and thereby legally binding the principal in his connection with a third person. The person who binds a principal in this manner is his agent, known in Jewish law as sheluaḥ or sheliaḥ (one that is sent): the relation of the former to the latter is known as agency (sheliḥut). The general principle is enunciated thus: A man's agent is like himself (Ḳid. 41b). [1]
Ned 72b: R. Jonathan (um 140, Schüler Jischmaels) hat gesagt: Wir finden in der ganzen Tora, dass der Abgesandte eines Menschen wie dieser selbst ist. - Parallelen: BM 96a; Nazir 12b [2]. Schauen wir in die Tora und prüfen dieses jüdische Prinzip.
Und der Pharao sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dich über das ganze Land Ägypten gesetzt. Und der Pharao nahm seinen Siegelring von seiner Hand und tat ihn an die Hand Josephs, und er kleidete ihn in Kleider von Byssus und legte die goldene Kette um seinen Hals. Und er ließ ihn auf dem zweiten Wagen fahren, den er hatte, und man rief vor ihm her: Werfet euch nieder! - Und er setzte ihn über das ganze Land Ägypten. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao, und ohne dich soll kein Mensch seine Hand oder seinen Fuss aufheben im ganzen Lande Ägypten. Und der Pharao gab Joseph den Namen: Zaphnath-Pahneach, und gab ihm Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, zum Weibe. Und Joseph zog aus in das Land Ägypten. Und Joseph war dreissig Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem Könige von Ägypten, stand. Und Joseph ging weg von dem Pharao und zog durch das ganze Land Ägypten. (1. Mose 41,41-46)
Wer diese Verse liesst, wird unweigerlich viele Parallelen zwischen Joseph und Jesus wiederfinden. Joseph ist eine Vorschattung auf Christus. Gott JHWH hat Jesus über alles gesetzt und ihm Gewalt gegeben (Eph 1,22; Mt 28,18; Heb 1,2), Jesus wurde von Gott gesalbt (Psalm 45,8; Hebr 1,9), Jesus wurde das Gericht übertragen (Joh 5,22), Jesus sitzt zur Rechten Gottes (Psalm 110,1) und wir sollen Jesus huldigen (Mt 2,11) und ihn lobpreisen (Off 5,8). Wer dieses jüdische Prinzip nicht versteht, könnte fälschlicherweise davon ausgehen, dass Jesus nun zu einer Gottheit erhoben wurde. Hier führt das mangelnde Verständnis der Stellvertreterschaft zum Götzendienst. Joseph bekam Autorität und Jesus bekam Autorität. Joseph ist dadurch nicht der Pharao und genau so wenig ist Jesus der allmächtige Gott, der ihm Autorität verliehen hat. Es zeigt auf einfache Weise, wie jemandem Autorität von einer anderen Person übertragen wurde.
Nach dieser Definition kann ein Vertreter Gottes, Mensch (Messias, Propheten) oder Engel (siehe Engel des HERRN), als Gott angesprochen werden, ohne dabei tatsächlich Gott zu sein. Etwas vergleichbares in unserer Kultur wäre eine Art Generalvollmacht. In diesem Fall hat man praktisch unbegrenzte Befugnisse, um im Namen dessen zu handeln, von dem man dafür ernannt wurde. Zum Beispiel ernennt ein Firmeninhaber einen Geschäftsführer und erteilt ihm Generalvollmacht. Nun wirkt der Geschäftsführer mit all seinen Rechten wie der Firmeninhaber, ohne jedoch dieser Firmeninhaber zu sein.
"Denn alles hat er [JHWH] seinen Füssen [Jesus] unterworfen." Wenn er aber sagt, dass alles unterworfen sei, so ist es offenbar, dass der ausgenommen ist [JHWH], der ihm [Jesus] alles unterworfen hat. Wenn ihm [Jesus] aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem [JHWH] unterworfen sein, der ihm [Jesus] alles unterworfen hat, auf dass Gott [JHWH] alles in allem sei. (1. Korinther 15,27-28)
Zweck des Stellvertreters
Gott JHWH erfüllt mit Hilfe von Engeln, Propheten und zuletzt durch seinen Messias, seinen Willen. Ausgewählte Personen seiner Schöpfung verkündigen das Wort JHWHs. Sie vernichten Städte, die Feinde Gottes und Erretten seine Kinder usw. Die Vertreter können somit auch als Gott bezeichnet werden.
Jesus sagt: Denn der, den GOTT gesandt hat, redet die Worte GOTTES (Johannes 3,34)
Jesus sagt: Denn die Worte, die DU [GOTT] mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben (Johannes 17,8)
Das griechische Wort für Vertreterschaft ist ekdikos. Es wird zweimal verwendet. Es bedeutet ein Rächer, der welcher die Strafe vollzieht. Gott JHWH wirkt durch seine Mittler.
dass er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer [ekdikos] ist über dies alles, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. (1. Thessalonicher 4,6)
denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse übst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin [ekdikos] zur Strafe für den, der Böses tut. (Römer 13,4)
Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt (bis der Same [Christus] käme, dem die Verheissung gemacht war), angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers [Mose]. (Galater 3,19)
Was ist ein Mediator? Das Wort für Mittler gr. mesitou bedeutet, jemand der zwischen zwei Parteien eingreift, den Frieden wiederherstellt, Bund ratifiziert etc. (Strongs Nr. 3316)
Gott hat niemand gesehen
Der GOTT Israels, welcher allein Himmel und Erde schuf (Jesaja 44,24; Hiob 38,4-11), kann keine Sache in der Welt sein. Jeder Mensch kann aber seine Werke erkennen. Auch hier erkennen wir die Stellvertreterschaft Gottes. Im Gegensatz zum Messias ist Gott JHWH für uns Menschen auf der Erde unsichtbar. Gott wird "sichtbar" durch seine Engel, Propheten, dem Messias und auch seine Werke.
weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart, denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird geschaut (Röm 1,19-20)
„Dem König [GOTT ist der „grosse König] der Ewigkeit aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, allein weisen GOTT, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (1Tim 1,17).
„Durch Glauben erkennen wir, dass die Weltzeiten durch GOTTES Wort [Seine Aussage] bereitet worden sind, also das, was man sieht, aus Unsichtbarem entstanden ist“ (Hebr 11,3)
Niemand hat Gott jemals gesehen. (1Joh 4,12a)
Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat ihn kundgemacht. (Joh 1,18)
Engel des Herrn
Anhänger der realen Existenz Jesu vor dessen Geburt führen u.a. den Engel des Herrn als Jesus im Alten Testament an. Gerade im Reformatorischen Flügel scheint diese Idee sehr beliebt zu sein. Es ist ganz einfach. Wenn Jesus eine vormenschliche Existenz hatte, muss dieser Jesus irgendwo im Alten Testament zu finden sein. Thomas Schirrmacher hat in einem seiner Ethik-Bände dem Thema ein Kapitel gewidmet. Im Exkurs: Der Engel des Herrn: Christus im Alten Testament unter der Überschrift: 2.3 Der Engel des Herrn ist Gottheisst es [3]:
Der Engel des HERRN sagt: "Ich bin der HERR": 2. Mose 3,2-14
Der Engel des HERRN sagt: "Ich bin Gott" 1. Mose 31,13
Der Engel des HERRN wird mit "Gott" angeredet: 1. Mose 16,13; Ri 13,22
Im Kapitel 2.5 geht es um den Unterschied vom HERRN und dem Engel des HERRN die miteinander reden. [4]
Und als der Engel seine Hand gegen Jerusalem ausstreckte, um es zu verderben, da reute JHWH des Übels, und er sprach zu dem Engel, der unter dem Volke verderbte: Genug! ziehe jetzt deine Hand ab. Der Engel JHWHs war aber bei der Tenne Arawnas, des Jebusiters. (2. Samuel 24,16)
Schirrmacher zieht daraus folgenden Schluss [5]:
Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Engel des HERRN einerseits Jahwe (der HERR), also Gott ist, andererseits sich von diesem Unterscheidet, weil er in Jahwes Auftrag handelt und sich mit diesem unterhält. Diese beiden Kriterien erfüllt nur eine andere Person des dreieinigen Gottes.
Wir sehen hier exemplarisch was es bedeutet, wenn man das hebräische Prinzip der Stellvertreterschaft nicht versteht. Schirrmacher findet hier keinen Widerspruch, sondern seine Dreifaltigkeit. Obwohl hier nur zwei Personen betroffen sind, nämlich der HERR und der Engel des HERRN. Zudem führt sein Gott Selbstgespräche. Schirrmacher führt viele Zitate auf, doch leider keines aus einem Hebräischen Lexikon, dem Talmud oder Midrasch. Zufall? Wäre Jesus der Engel des HERRN, sollten wir von ihm doch nichts mehr im Neuen Testament hören. Denn nach trinitarischer Auffassung hat dieser Engel eine Metamorphose (Inkarnation) hinter sich und aus dem mächtigen Engel des HERRN wurde das Baby Jesus. Erstaunlicherweise finden wir diesen Engel wieder in Lukas 1,11 in der Apostelgeschichte 5,19 usw. Jesus lässt uns über diesen Transformationsprozess auch im Dunkeln. Schirrmacher versucht dies zu relativieren, indem er einen Unterschied macht, zwischen "einem" Engel des HERRN und "dem" Engel des HERRN. Ein verzweifelter Versuch seine eigenen Denkvorstellungen über die Prinzipien der Bibel zu stellen. Nach hebräischem Verständnis ist es ganz natürlich, den Engel des HERRN als Gott selbst zu betrachten, ohne das dieser Engel tatsächlich Gott ist. Denn dieser Engel des HERRN unterscheidet sich von JHWH, identifiziert sich aber gleichzeitig mit ihm.
Das Buch Tobit ist ein apokryphes Buch des Alten Testaments, das wahrscheinlich um 200 vor Christus auf Aramäisch verfasst wurde.
Und ich bin Raphael, einer von den sieben Engeln, die wir vor dem Herrn stehen. (Tobias 12,15)
Und der heilige Raphael, der Engel des Herrn, ward gesandt, daß er ihnen beiden hülfe, weil ihr Gebet zu der gleichen Zeit vor dem Herrn vorgebracht ward. (Tobias 3,25)
Doch fragen wir Jesus selber was er dazu sagt. Teilt der Messias solche Vorstellungen?
Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. (Johannes 17,3)
Erzengel Michael
Die Zeugen Jehovas haben den Erzengel Michael als Jesus im Alten Testament identifiziert. Die Zeugen sind Anhänger des Arianismus, welche ebenfalls von einer unbiblischen Inkarnationslehre ausgeht. In ihrem Buch, auf der offiziellen Webseite der Zeugen, Was lehrt die Bibel wirklich? Wer ist der Erzengel Michael? heisst es: [6]
Aber wer ist Michael? Manche Personen haben nicht nur einen, sondern mehrere Namen. Der Patriarch Jakob zum Beispiel ist auch als Israel bekannt und der Apostel Petrus als Simon (1. Mose 49:1, 2; Matthäus 10:2). Wie sich aus der Bibel schlussfolgern lässt, ist Michael ein anderer Name für Jesus Christus, und zwar vor seiner Geburt auf der Erde und nach seiner Rückkehr in den Himmel. Wir wollen sehen, welche biblischen Gründe es dafür gibt.
Weil jemand mehrere Namen hat, soll Jesus nun Michael sein. Was hat Jesus mit Michael zu tun? Jesus ist auch nicht zum Vater "zurück" gegangen (dieses Wort gr. upostrepho steht nicht in Johannes 6,62), sondern zum Vater gegangen.
Erzengel. Michael wird in der Bibel als „der Erzengel“ bezeichnet (Judas 9). „Erzengel“ bedeutet „oberster Engel“. Interessant ist, dass Michael der Erzengel genannt wird. Daraus lässt sich schließen, dass es nur einen solchen Engel gibt. Tatsächlich kommt das Wort „Erzengel“ in der Bibel immer nur in der Einzahl, nie in der Mehrzahl vor. Überdies wird Jesus mit dem Amt des Erzengels in Verbindung gebracht. In 1. Thessalonicher 4:16 heißt es nämlich über den auferstandenen Herrn Jesus Christus: „Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels.“ Wie hier beschrieben wird, ruft Jesus mit der Stimme eines Erzengels. Das lässt darauf schließen, dass Jesus selbst der Erzengel Michael ist.
Weil nur ein Erzengel in der Bibel genannt wird, schlussfolgern die Zeugen, dass es keine anderen Erzengel gibt. Das ist reine Spekulation und taugt als Argument nicht. Besonders im Hinblick auf Daniel 10,13. Dort wird Michael als einer der höchsten Engelfürsten bezeichnet. 1. Thess. 4,16 soll suggerieren, dass Jesus mit der Stimme eines Engels kommen wird. Je nach Kommasetzung spricht nun Jesus als Engel oder eben nur ein Engel. Die Zeugen haben das Komma natürlich so gesetzt das Jesus nun der Engel ist. Doch schauen wir uns eine neutrale Bibelübersetzung an nach Nestle-Aland:
denn er selbst, der Herr, bei (dem) Befehlsruf, bei (der) Stimme (des) Erzengels und bei (der) Posaune Gottes wird herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst, (1. Thess. 4,16 NA28)
Die gängigen deutschen Bibelübersetzungen bestätigen die NA28. Nun klingt der Vers ganz anders. Jesus wird kommen, wenn ein Engel den Befehlsruf gibt. Helfen uns solche Spekulationen? Warum übergeht man denn die klaren Aussagen der Bibel? In Hebräer 1,5 und 1,13 wird zweimal definitiv gesagt, dass Jesus niemals ein Engel gewesen ist! Das hindert die Zeugen nicht daran, dass Gegenteil zu behaupten.
Heerführer. In der Bibel heißt es: „Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften“ (Offenbarung 12:7). Michael ist also der Führer eines Heeres treuer Engel. Auch Jesus wird in der Offenbarung als Führer eines Heeres treuer Engel beschrieben (Offenbarung 19:14-16). Und der Apostel Paulus spricht ausdrücklich von dem „Herrn Jesus“ und „seinen mächtigen Engeln“ (2. Thessalonicher 1:7). Die Bibel erwähnt also sowohl Michael und „seine Engel“ als auch Jesus und „seine Engel“ (Matthäus 13:41; 16:27; 24:31; 1. Petrus 3:22). Da es im Wort Gottes keinerlei Hinweise auf zwei himmlische Heere treuer Engel gibt — eines angeführt von Michael und eines von Jesus —, darf man schlussfolgern, dass Michael kein anderer ist als Jesus Christus in seiner himmlischen Stellung. *
Der Erzengel "kämpft" und Jesus "kämpft". Michael hat "seine Engel" und Jesus hat "seine Engel". Jetzt muss man nur noch 1+1 zusammenzählen und mal wieder "schlussfolgern". Ich versuche mal diese "Tiefsinnigkeit" in der theologischen Analyse der Zeugen an einem anderen Beispiel zu erläutern. Das Prinzip bleibt dabei identisch. Ebenso meine "tiefsinnige Schlussfolgerung".
Petrus hat Eva im Garten Eden versucht. Jetzt sagen sie mir bitte nicht, dass sie diese Geschichte nicht kennen. Also die Geschichte beginnt so: Satan in Gestalt einer Schlange verführte Eva dazu, die Frucht zu kosten (1. Mose 3). Jesus sagte zu Petrus "Geh mir aus den Augen, du Satan!" (Mat 16,23). Somit ist klar, dass Petrus Satan ist und Eva im Garten Eden verführt hat. Sie werden jetzt sagen, dass das doch Unsinn ist und ich gebe ihnen Recht.
Das gleiche Prinzip wird auf die "Ich bin" - Frage angewendet. Jesus Christus sagt mehrmals im NT „Ich bin...“. Dies wird als Beweis gedeutet, dass der Messias = GOTT ist. Jesus sagt unter anderem: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35); „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12); „Ich bin der gute Hirte“ (Joh 10,14). Auf dieser Basis wird das Argument aufgebaut, dass dieses Rückverweise auf die Aussagen GOTTES in Exodus 3 sind, wo JHWH die Frage Moses nach Seinem Namen mit den Worten „Ich bin“ oder „Ich werde sein“ beantwortet hat. Hier wird das „Sein der Aussage“ mit dem „Sein der Existenz“ verwechselt. Die Hebräer haben den Unterschied zwischen der Beschreibung einer besonderen Eigenschaft einer Sache oder der Feststellung deren Existenz verstanden.
Elohim & Mose
Mit wem hat Mose gesprochen, als er vor dem brennenden Busch stand?
Da erschien ihm der Engel der HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusche; (2. Mose 3,2a)
Und er sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. (2. Mose 3,6)
Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name? was soll ich zu Ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: "Ich bin" hat mich zu euch gesandt. (2. Mose 3,13-14)
Es existiert kein Widerspruch in diesen Versen, weil der Engel des HERRN der Stellvertreter JHWHs ist. Das jüdische Prinzip der Stellvertreterschaft bringt Klarheit. Stephanus bestätigt schliesslich dieses Verständnis.
Und als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in einer Feuerflamme eines Dornbusches ... Diesen Moses, den sie verleugneten, indem sie sagten: "Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt?" diesen hat Gott zum Obersten und Retter gesandt mit der Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschien.(Apostelgeschichte 7,30+35)
Das hebräische Wort für Gott elohim hat eine breite Bedeutung. Trinitarier sehen sich durch das grammatische Plural von Elohim bestätigt. Was Elohim mit Drei zu schaffen hat bleibt ein Geheimnis, ebenso wie das Wort echad für die hebräische Zahl Eins. Für einen Juden hat die Grammatik nichts mit einem Dreifaltigen Gott zu tun, dies ergibt sich schon aus dem Verb in Singular vor Elohim. [7]
Pains are taken to refute the arguments based on the grammatical plurals employed in Biblical texts when referring to God. "Elohim" does not designate a plurality of deities. The very context shows this, as the verbs in the predicate are in the singular. The phrase "Let us make man in our image" (Gen. i. 26) is proved by the subsequent statement, "so God created man in his own image" (ib. verse 27), to refer to one God only (Yer. Ber. ix.; Gen. R. viii., xix.). Nor, according to R. Gamaliel, is the use of both "bara" and "yaẓar," to connote God's creative action, evidence of the existence of two distinct divine powers (Gen. R. i.). The reason why in the beginning one man only was fashioned was to disprove the contention of those that believe in more than one personality in God (Sanh. 38a). God had neither associate nor helper (Sanh. 38b; Yer.Shab. vi. 8d; Eccl. R. iv. 8). The ever-recurrent principle throughout haggadic theological speculations is that there is only one "Reshut" ("Reshut aḥat hu" = "personality").
Engel, Richter und auch Mose werden Elohim genannt. Doch bleiben wir bei Mose. Würde jemand auf die Idee kommen Mose anzubeten, weil er Gott Elohim genannt wird? Wenn nun Jesus zweimal im Neuen Testament Gott genannt wird, handeln wir da nicht genauso fahrlässig? War Mose ein dreifaltiges Wesen oder der Vertreter Gottes, ausgestattet mit göttlichen Fähigkeiten?
Und JHWH sprach zu Mose: Siehe, ich [JHWH] habe dich [Mose] dem Pharao zum Gott [Elohim] gesetzt, und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein. (2. Mose 7,1)
Und er soll für dich zum Volke reden; und es wird geschehen, er wird dir zum Munde sein, und du [Mose] wirst ihm zum Gott [Elohim] sein. (2. Mose 4,16)
und sprich zu ihm: JHWH, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt und gesagt: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen in der Wüste! Aber siehe, du hast bisher nicht gehört. So spricht JHWH: Daran sollst du erkennen, dass ich JHWH bin: Siehe, ich will mit dem Stabe, der in meiner Hand ist, auf das Wasser schlagen, das in dem Strome ist, und es wird in Blut verwandelt werden. (2. Mose 7,16-17)
Sogar das goldene Kalb wird Elohim genannt. War das ein "dreifaltiges" Kalb?
Sie sind schnell von dem Wege abgewichen, den ich ihnen geboten habe; sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und sich vor ihm niedergebeugt und haben ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott [Elohim], Israel, der dich aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat. (2. Mose 32,8)
Engel als Vertreter Gottes
Viele Wunder hat Gott JHWH durch seine Engel bewirken lassen. Die Zehnte Plage sollte nur die Feinde der Kinder Israels treffen. Gott spricht, dass er die Erstgeburt schlagen wird und doch ist es ein Engel gewesen. Wer das Prinzip der Stellvertreterschaft verstanden hat, sieht auch hier keinen Widerspruch.
Und ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlagen vom Menschen bis zum Vieh, und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens, ich, JHWH. (2. Mose 12,12)
JHWH wird durch das Land gehen, um die Ägypter zu töten. Wenn er das Blut am Türsturz und den beiden Türpfosten sieht, wird er an dieser Tür vorübergehen und dem todbringenden Engel nicht gestatten, eure Häuser zu betreten. (2. Mose 12,23)
Gott JHWH half seinem Volk auch in der Wüstenwanderung, durch einen Engel.
Und JHWH zog vor ihnen her, des Tages in einer Wolkensäule, um sie auf dem Wege zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen könnten. (2. Mose 13,21)
Und der Engel Gottes, der vor dem Heere Israels herzog, brach auf und trat hinter sie; und die Wolkensäule brach auf von vorn und stellte sich hinter sie. (2. Mose 14,19)
Josua hatte eine Begegnung mit einem Engel und fällt vor ihm nieder. Warum tut er dies? Ganz einfach. Dieser Engel steht als Vertreter Gottes vor ihm. Daher ist es kein Götzendienst diesem Engel zu huldigen. Josua weiss, dass es sich so verhält, als wäre der leibhaftige Gott vor ihm.
Und es geschah, als Josua bei Jericho war, da erhob er seine Augen auf und sah: und siehe, ein Mann stand vor ihm, und sein Schwert gezückt in seiner Hand. Und Josua ging auf ihn zu und sprach zu ihm: Bist du für uns oder für unsere Feinde? Und er sprach: Nein, sondern als der Oberste des Heeres JHWHs bin ich jetzt gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm und sprach zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knechte? (Josua 5,13-14)
Ein weiteres Beispiel ist der Kampf Jakobs mit Gott. Es gibt leider immer noch sehr viele Gläubige, die tatsächlich davon ausgehen, dass Jakob mit JHWH gekämpft hatte, welcher ja noch nie von einem Menschen gesehen wurde. Wie stark muss Jakob gewesen sein, wenn der Allmächtige Gott darum bittet, losgelassen zu werden? Lächerlich!
Und Jakob blieb allein übrig; und es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, da rührte er sein Hüftgelenk an; und das Hüftgelenk Jakobs ward verrenkt, indem er mit ihm rang. Da sprach er: Lass mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen; und er sprach: Ich lasse dich nicht los, du habest mich denn gesegnet. Und Jakob fragte und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Da sprach er: Warum doch fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob gab dem Orte den Namen Pniel: denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden! (1. Mose 32,24-26+29)
Auch hier handelt sich um das gleiche Prinzip. Jakob hat mit einem Engel gekämpft. Traditionelle Jüdische Kommentatoren bestätigen einen Engel (patron angel). [8] Der Schreiber des Hosea Buches bestätigt dies:
Im Mutterleibe hielt er seines Bruders Ferse, und in seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott: er kämpfte mit dem Engel und überwand, er weinte und flehte zu ihm; zu Bethel fand er ihn, und daselbst redete er mit uns. (Hosea 12,4-5)
Dieses Prinzip ändert sich auch nicht im Neuen Testament. Petrus wird aus der Gefangenschaft befreit von einem Engel des HERRN. Später sagt er, Gott hätte ihn befreit.
Und siehe, ein Engel des Herrn stand da, und ein Licht leuchtete in dem Kerker; und er schlug Petrus an die Seite, weckte ihn und sagte: Stehe schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von den Händen. (Apostelgeschichte 12,7)
Er aber winkte ihnen mit der Hand zu schweigen, und erzählte [ihnen], wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt habe; und er sprach: Verkündet dies Jakobus und den Brüdern. Und er ging hinaus und zog an einen anderen Ort. (Apostelgeschichte 12,17)
Menschen als Vertreter Gottes
Gideon hatte eine Begegnung mit dem Engel des HERRN und nennt ihn JHWH. Auch Gideon wirkt im Namen JHWHs (Richter 6,36).
Und der Engel JHWHs kam und setzte sich unter die Terebinthe, die zu Ophra war, welches Joas, dem Abieseriter, gehörte. Und Gideon, sein Sohn, schlug eben Weizen aus in der Kelter, um ihn vor Midian zu flüchten. Und der Engel JHWHs erschien ihm und sprach zu ihm: JHWH ist mit dir, du tapferer Held! Da sah Gideon, dass es der Engel JHWHs war, und Gideon sprach: Ach Herr, JHWH! Dieweil ich den Engel JHWHs gesehen habe von Angesicht zu Angesicht! (Richter 6,11-12+22)
Mose spricht im Namen JHWHs. Als sein Stellvertreter (shaliah) hat er das Recht dazu.
Und Mose berief ganz Israel und sprach zu ihnen ... Brot habt ihr nicht gegessen, und Wein und starkes Getränk habt ihr nicht getrunken; auf dass ihr erkenntet, dass ich JHWH, euer Gott, bin. (5. Mose 29,1+6)
In der Endzeit wird das Haus Davids wie Gott wirken.
An jenem Tage wird JHWH die Bewohner von Jerusalem beschirmen; und der Strauchelnde unter ihnen wird an jenem Tage wie David sein, und das Haus Davids wie Gott, wie der Engel JHWHs vor ihnen her. (Sacharja 12,8)
Der Messias, die vollkommene Vertreterschaft JHWHs
Für viele gläubige Juden ist dies ein klarer Sachverhalt. Sie wissen, dass jemand wie Mose kommen wird. Genauso wenig wie Mose ein präexistierendes Engelwesen ist, trifft dies auch nicht auf unseren Bruder und Messias Jesus zu. Mose spricht von seinem Bruder der eines Tages kommen wird. Mose ist der Mittler des Alten Bundes und eine Vorschattung auf Christus. Er kündigt Jesus an, den einzig perfekten und sündlosen Menschen, der jemals gelebt hat.
[Mose sagt] Einen Propheten wie mich wird [also in Zukunft] dir der HERR, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf den sollst du hören! (5. Mose 18,15)
Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne. (Hebräer 1,1)
Gott erweckt schliesslich seinen Knecht (Apg 3,25-26), Gott wirkt Taten durch Jesus (Apg 2,22), Jesus redet die Worte des Vaters und Gott hat seinem Sohn alles gegeben (Johannes 3,34-35), Gott hat einen Mann bestimmt den Erdkreis zu richten (Apg 17,11), Gott hat ihm Gewalt gegeben (Johannes 5,17), der Vater hat dem Sohn das Gericht übergeben (Johannes 5,22), Gott wurde verherrlicht, weil Gott einem Menschen so viel Macht gegeben hat (Matthäus 9,8), Gott hat dem Sohn Macht gegeben, Sünden zu vergeben (Lukas 2,10) usw.
In diesem Zusammenhang lässt sich auch "Mein Herr und mein Gott" (Johannes 20,28) erklären. Der ungläubige Thomas kennt als Hebräer das Stellvertreterprinzip. Nun verstehen wir auch Philipper 2,6: "welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein". Jesus ist Gott JHWH gleich, durch seine Stellvertreterschaft. Jesus versuchte diese Gleichheit nicht zu rauben, im Gegensatz zu Adam. Denn der Geist JHWHs ist auf Jesus (Jesaja 11,2; 61,1). Durch diese Stellvertreterschaft ist Jesus "das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung" (Kolosser 1,15). Jesus ist im Plan Gottes der Erste! Es geht um Qualität und nicht um Chronologie. Jesus weiss das und kann daher auch sagen "Ehe Abraham ward, bin ich." (Johannes 8,58). Jesus, als Erstgeborener aus den Toten (Offenbarung 1,5), wird Abraham vorausgehen im Reich Gottes.
Wir erkennen, dass sich an dem Stellvertreterprinzip nichts geändert hat. Jesus ist der perfekte shaliah Gottes. Daher kann Jesus auch sagen: Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. (Johannes 12,24). Wer Jesus sieht, kann den (unsichtbaren) Vater gesehen (Johannes 14,8-11).
Unser Vater
Gott JHWH hat einen wundervollen Rettungsplan für uns geschaffen. Beginnend mit 1. Mose 3,15 wo wir die erste Erwähnung des Gesalbten finden. Gott ist für uns nicht Sichtbar, doch durch seine Mittler (shaliah) spricht er zu uns und wird so für uns fassbar.
Dem Könige der Zeitalter aber, dem unverweslichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (1. Timotheus 1,17)
[1] http://www.jewishencyclopedia.com/articles/894-agency-law-of (meine Hervorhebung)
[2] Strack/Billerbeck: Kommentar zum Neuen Testament. Aus Talmud und Midrasch, Dritter Band, S. 2
[3] Schirrmacher: Ethik - Das Gesetz der Liebe, Band 2, S. 333
[4] Schirrmacher: Ethik - Das Gesetz der Liebe, Band 2, S. 335
[5] Schirrmacher: Ethik - Das Gesetz der Liebe, Band 2, S. 343
[6] http://www.jw.org/de/publikationen/buecher/was-lehrt-bibel-wirklich/wer-ist-der-erzengel-michael/
[7] http://www.jewishencyclopedia.com/articles/5704-elohim (meine Hervorhebung)
[8] The Jewish Study Bible: Tanakh Translation, S. 67