Schloss und Schlüssel (Israel Heute)
Über den generellen Monotheismus habe ich bereits referiert und habe dafür ungewöhnlich viel Zuspruch erhalten, denn ich brachte ja kein neues oder anderes Evangelium, sondern nur die biblische Rangordnung zwischen Gott-Vater (JHWH) und Seinem Sohn Jesus Christus. Mit diesem Artikel schliesse ich mein Thema zum Monotheismus.
Die biblisch-hebräische Glaubenslehre ist im Gegensatz zur späteren hellenistischen Theologie sehr einfach, damit alles Volk Gottes Willen verstehen kann: der Lehrer genauso wie der Hirte. Dass die Pharisäer daraus eine komplizierte Lehre machten, hatte den Grund, das Volk mit den Auslegungen von ihnen abhängig zu machen. Gegen diese künstliche Unverständlichkeit trat Jesus auf. Er selber lehrte in einfachen Gleichnissen. Daher ermahnte Paulus die Philosophie liebenden Griechen (1. Korinther 1,18-25), dass Gott ihre Weisheit zunichte machen wird, weil das, was in der Welt verachtet ist, von Gott erwählt ist.
Wer in der einfachen Art Jesu lehrt, ist manchen Theologen ein Dorn im Auge, denn dadurch verlieren sie als theologische Zwischenhändler den Einfluss auf ihre Schäfchen, als ob es ohne ihre kniffligen Interpretationen nicht gehen würde. So haben sie Jesu Aussagen in Markus 12,29, dass es nur einen Gott gibt: "Adonai echad-eins" verkomplizert.
Dieser eine Gott (JHWH) ist in unserem Gleichnis das Türschloss. Doch der einzige Schlüssel, der dazu passt, ist Christus, denn "Es ist nur ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus." schreibt Paulus in 1. Timotheus 2,5. So gehören Schloss und Schlüssel zusammen, dürfen aber nie verwechselt werden. Denn der Schlüssel ist niemals zugleich auch Schloss.
Die christliche Theologie hat vielfach die hellenistische Denkweise übernommen und damit vom biblischen Ursprung abgewichen. Wenn Jesus von der Schrift (TeNaCH) spricht, meint er damit ausschliesslich das Alte Testament., denn das Neue Testament gab es damals noch nicht. Und wenn in dieser von Jesus anerkannten Schrift steht, dass es nur einen (echad) Gott gibt (Jesaja 44,6), dann dürfen wir nicht mehrere Götter daraus machen.
Dass dieser eine Gott einen Sohn hat, der für eine bestimmte Zeit als Schlüssel fungiert, schreibt Paulus in 1. Korinther 15,24-28, denn wenn Christus alles unterworfen hat, wird er sich selbst dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, auf dass danach Gott JHWH wieder "allein alles in allem sei". Das ist das Glaubens-ABC der Urgemeinde, in dem weder Gott-Vater noch sein Sohn verleugnet wird, jedoch alles in seiner biblischen Ordnung rangiert.
Ich habe schon Christus verkündigt, da waren viele Leser noch nicht geboren. Da stand ich auf der Strasse und bot den Menschen den Schlüssel an, damit sie mit dem Schlüssel, der Jesus Christus heisst, zu dem einzigen Gott kommen können. Oft aber habe ich in den Gemeinden den Eindruck, man freut sich über den Schlüssel, ignoriert dabei aber die Tatsache, dass er für das Schloss bestimmt ist.
Wo kommt die Bibel her?
Der Begriff "Altes Testament" ist unkorrekt, denn er suggeriert, dass das Buch alt im Sinn von überholt ist. Die genaue Bezeichnung ist TeNaCH, das Akronym von Thora (Fünf Bücher Mose), Newiim (Prophetenbücher) und Ketuwim (Hagiographen). Das sind die schon vor Christus kanonisch anerkannten Bücher, auf die sich auch Jesus Christus als "die Schrift" beruft. Dazu gibt es die nicht kanonischen Apokryphen und Pseudoapokryphen.
Beim "Neuen Testament" muss man darauf aufmerksam machen, dass der ursprüngliche Urtext nicht, wie allgemein gesagt wird, in Griechisch verfasst wurde, denn Jesus und die Jünger sprachen Hebräisch und nur in einzelnen Ausnahmen Aramäisch, aber nicht Griechisch. Frühe Kirchenväter wie Papias (70-123) sprechen von einem "hebräischen Evangelium". Damit ist gesagt, dass der griechische "Urtext" schon eine Übersetzung aus dem Hebräischen ist. Zu diesen hebräisch-neutestamentlichen Schriften gehören auch der hebräerbrief und die Apokalypse. Die Briefe der Apostel an die Gemeinden in der Diaspora waren dagegen in Griechisch geschrieben.
Alles Spätere sind polyglotte Übersetzungen. Nur war Martin Luther nicht der Erste, der eine Bibelübersetzung in deutscher Sprache herausgab. Er konnte seine Bibelübersetzung jedoch mit Hilfe von Gutenbergs neuer Drucktechnik besser vermarkten. Vor Luther gab es schon die 1466 in Strassburg gedruckte deutsche Mentelin Bibel, sowie die 1478 in Deutsch gedruckten Kölner Bibeln und die Halberstädter Bibel aus dem Jahre 1522, um nur einige zu nennen.
von Ludwig Schneider in "Israel heute" Dez. 2012, S. 17, www.israelheute.com
Mit freundlicher Genehmigung der Israel-Heute Redaktion.