Lukas verloren und zu Johannes gesprungen
Christen neigen dazu, den „Jesus”, der ihnen in ihrer Kirche oder Gemeinde präsentiert wird, ohne sorgfältiges Prüfen einfach so zu akzeptieren. Dabei ist die Frage des Ursprungs einer Person entscheidend. Eine Person wird von ihrem Ursprung her definiert. Häufig suchen wir nach dieser Information, wenn wir fragen: „Wo kommst du her?“
Die wichtigste Frage, die in Bezug auf den Sohn GOTTES gestellt werden muss, ist die nach seinem Ursprung. Wo kam er her? Wie und wann ist er gekommen? Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einer Person, die von Ewigkeit an als ewiger Gott existiert hat, bevor sie als ein Mensch erschienen ist, und einer Person, die im Leib ihrer Mutter zu existieren beginnt!
Ebenso besteht ein Unterschied zwischen einer Person, die als Engel entstanden ist und sich dann kleingemacht hat, oder von Gott auf einen Fetus reduziert und von einer Frau geboren worden ist. In Hebräer 1, 5 und 13 wird zweimal definitiv gesagt, dass Jesus niemals ein Engel gewesen ist! Das hindert aber fast sieben Millionen Zeugen Jehovas nicht daran, das Gegenteil zu behaupten, - sie sagen, dass Jesus in Wirklichkeit der Engel Michael war. Das zeigt, welche Macht eine Verführung großen Stils immer noch hat!
Um der verheißene Messias sein zu können, musste Jesus ein Mensch sein, ein direkter, blutmäßiger Verwandter und Nachkomme des Königs David. Aus Psalm 132, 11 und Psalm 89, 35-37 (s.a. Luk 1, 69) geht das klar hervor. Der Messias muss ein direkter biologischer Nachkomme des Königs Israels sein (Der Stammbaum Josephs, der dem Gesetz nach der Vater Jesu war, und der Stammbaum Marias, die seine richtige Mutter war, sind in den Evangelien zu finden; lassen sich auf die königliche Linie bis zu Nathan, den Sohn Davids zurückführen; Luk 3, 31).
Der Messias wird in der Tat der höchste und letztendliche königliche Herrscher Israels sein und er wird Frieden in unsere von Kriegen zerrissene Welt bringen. Das ist der wichtigste Punkt in der Botschaft von dem kommenden Königreich. Die Herrschaft über diese Welt wird auf seinen Schultern ruhen (Jesaja 9, 5). Wir brauchen uns doch nur umzuschauen, um sicher zu sein, dass dies bis jetzt noch nicht geschehen ist! Aber es wird geschehen!
Lukas war ein sorgfältiger, geschulter christlicher Historiker und dazu bestimmt, den genauen Inhalt des christlichen Glaubens der Reihe nach darzulegen (Luk 1, 3-4), sodass Theophilus, an den Lukas sein Evangelium schrieb, sicher sein konnte, dass die ihm mitgeteilten Ereignisse aus dem Leben Jesu Christi absolut genau und richtig sind und den einzigen wahren Glauben darstellen.
Auch wir können uns überaus glücklich schätzen, dass wir diese inspirierte Worte von Lukas haben, die den wahren Jesus und den wahren christlichen Glauben in einer ursprünglichen Einfachheit genau beschreiben und dass sie uns nach so langer Zeit immer noch zur Verfügung stehen.
Die entscheidende Frage ist, ob wir bereit sind, an den Jesus zu glauben, der voll und ganz ein Mensch war, der von David abstammte, - der zweite Adam, der selbstverständlich auf übernatürliche Weise gezeugt und im Leib seiner Mutter durch eine Wunder in Existenz gebracht wurde (Luk 1, 35; Matth 1, 18+20; 1. Joh 5, 18 – Der letztgenannte Vers wird in der KJV und vielen anderen Bibeln leider nicht so übersetzt).
Ich möchte in diesem Artikel zeigen, dass dieser wunderbar ausgearbeitete Bericht von Lukas über den Ursprung Jesu, den Sohn GOTTES, später auf subtile Weise untergraben worden ist und von den Gottesdienstbesuchern heute in Wirklichkeit abgelehnt und verworfen wird, weil sie in ihren Kirchen und Gemeinden in einer langen Tradition unwissentlich und fern jeder Kritik eine Botschaft über Jesus zu hören bekamen und immer noch bekommen, die den von Lukas (und Matthäus) verfassten Bericht negiert, verwischt und bestreitet. Dabei geht es um die sehr ernste Frage nach einer Identität oder einer womöglich missverstandenen Identität! Dieses Thema ist es wert, dass wir es als Beröer (Apg 17, 11) ernsthaft und aufrichtig untersuchen.
Die Wahrheit über die Identität des einzig wahren Jesus der Bibel war von solch wichtiger Bedeutung, dass GOTT sich entschieden hat, den Engel Gabriel zu senden, um die wesentlichen Tatsachen bezüglich dieser Identität zu kommunizieren, die für ein klares Verständnis notwendig sind. Wenn Engel sprechen, sollten wir besonders aufmerksam sein! Wenn Engel etwas sagen, sollten wir es als selbstverständlich voraussetzen, dass sie mit Worten so fachgemäß umgehen können, dass sie leicht zu verstehen sind.
Die Bibel war nie dazu gedacht, ein Hirn zerbrechendes, rätselhaftes Puzzle zu sein, das nur von studierten Experten zu verstehen ist! Du, der du GOTT und Jesus aufrichtig liebst, kannst verstehen, wer Jesus ist! Und du musst es auch verstehen, da dir sonst nur ein gewaltiges Durcheinander und Missverständnis einer eigentlich einfachen Sprache bleibt.
Wir erinnern uns daran, dass der Engel Gabriel beauftragt war, bei zwei wichtigen Gelegenheiten einen Auftrag im Namen GOTTES zu erfüllen. Zuerst in Daniel 9, wo Daniel in tiefem Kummer über den trostlosen Zustand Jerusalems und des Tempels GOTT gebeten hat, seine eigenen Sünden und die Sünden seines Volkes zu vergeben und Frieden und Sicherheit für Israel wieder herzustellen. Daniels leidenschaftliche Bitten führen zu dem außergewöhnlichen Besuch des Engels Gabriel, der im Auftrag des EINEN GOTTES spricht. Daniel erhält als Antwort auf sein anhaltendes Fragen, „wann“ es zu der letztendlichen Wiederherstellung kommen wird, eine Zusicherung. Ihm wird gesagt, dass am Ende einer Periode von 70 „Jahrwochen“, das sind 490 Jahre, alles wieder in Ordnung sein wird. Jerusalem und Israel werden wieder hergestellt sein.
Die abstruse Vorstellung, dass diese prophetische Periode von 490 Jahren entweder im Jahre 33 n.Chr. oder alternativ im Jahre 70 n.Chr. geendet haben soll, sollte einfach als nicht wahr eingestuft werden! Es wäre übelster Zynismus, wenn man Daniel auf seine im Gebet vorgetragene Bitte eine „Lösung“ anbietet, in der man ihm mitteilt, dass die Stadt am Ende der 490 Jahre ein weiteres, gleich schreckliches Desaster erfahren wird! Wie allseits bekannt ist, haben die Römer Jerusalem zerstört, den Tempel niedergebrannt und gut über eine Million Juden getötet oder deportiert! Dies geschah im Jahr 70 n.Chr.! Dieses Ereignis ist mit Sicherheit nicht die Erfüllung einer Prophetie über eine Wiederherstellung gewesen!
All die großartigen Prophezeiungen im Buch Daniel, der im 6. Jahrhundert v.Chr. gelebt hat, enden in dem einzigen Höhepunkt, der letztendlich zählt, und das ist die noch in der Zukunft liegende Aufrichtung des messianischen Königreichs GOTTES auf dieser Erde, das von Jesus mit seiner Wiederkunft eingeführt werden soll (Kap. 2, 7, 8, 9, 11, 12).
Das andere ebenfalls bedeutsame Ereignis, zu dem der Engel Gabriel mit einem erstaunlichen Auftrag gesandt worden ist, war der Besuch bei einer jungen Jüdin, der Jungfrau Maria, die mit Joseph verlobt war. Wie in den allgemein bekannten Stammbaumaufzeichnungen sorgfältig vermerkt war, waren beide Angehörige des königlichen Hauses Davids, das gegenwärtig natürlich nicht als königliche Familie herrschte, und aus dieser Familie sollte der Messias geboren werden. Die Zuverlässigkeit der gesamten Schrift stand auf dem Spiel.
Lukas ist in seiner Schilderung bezüglich der Frage, wie und wann und wo der verheißene Messias ins Dasein gerufen werden sollte, sehr präzise. Die erste wichtige zu beachtende Tatsache ist, dass Lukas nicht die Ankunft einer „präexistierenden“ zweiten Person einer dreieinigen Gottheit von irgendwoher außerhalb des Leibes beschreibt. Es ist bedauerlich und irreführend, wenn man die eigenen Traditionen in den Bericht von Lukas hineinliest und ihn damit drastisch verändert und verfälscht. Das ist eine durch nichts zu rechtfertigende Misshandlung der Heiligen Schrift. Lukas schließt bewusst jegliche Vorstellung aus, dass der Sohn GOTTES, von dem er sagt, dass er durch ein Wunder in Maria gezeugt und von Maria geboren wurde, bereits gelebt hat, bevor er empfangen wurde! Kann es sein, dass deine Kirche oder Gemeinde mit ihrer falschen Lesart von Lukas die Identität von Jesus durcheinanderbringt?
Hier die Zusammenfassung, wie Lukas dieses unermesslich wichtige Ereignis des Ursprungs und damit auch der Identität Jesu, des Sohnes GOTTES, im Detail beschreibt. Lukas weist zuerst darauf hin, dass Zacharias neun Monate lang mit dem Verlust seiner Sprachfähigkeit bestraft worden ist, weil er den eindeutigen Worten des Engels Gabriel nicht glauben wollte, dass seine schon recht betagte Frau Elisabeth entgegen jeglicher Vorstellung schwanger werden und Johannes den Täufer gebären sollte (Luk 1, 19-20).
Dann, im 6. Monat der Schwangerschaft von Elisabeth, kommt es zu einem weiteren erstaunlichen und bedeutsamen Besuch des Engels Gabriel (Luk 1, 26). Der Engel versichert Maria, die durch die Erscheinung eines Erzengels in ihrem Haus verständlicherweise sehr erschrocken war, dass sie sich nicht fürchten soll (Luk 1, 30).
Gabriel erklärt dann in einer einfachen, klaren und präzisen Sprache, wie und wann der verheißene Messias in Existenz kommen soll. Die Worte der Bibel sind uns alle als kraftvolle und auferbauende Informationen geschenkt worden und ganz gewiss nicht als die Grundlage für Auseinandersetzungen oder Streit!
„Der Heilige Geist, die Kraft des Höchsten GOTTES“ würde sie überschatten und „genau aus diesem Grund“ (dio kai) sollte der, der gezeugt, der geboren werden wird, „Sohn GOTTES genannt werden“ (Luk 1, 35). Sohn GOTTES genannt zu werden, der Sohn GOTTES zu sein, ist eine Identitätsaussage. Sohn GOTTES würde genau derjenige sein, der gezeugt = in Existenz gebracht werden wird! In diesem einzigartigen Bericht gibt es nicht die geringste Schwierigkeit oder Kompliziertheit. Alles ist klar und eindeutig. Alle diese Aussagen müssen als das grundlegende Fundament des christlichen Glaubens geglaubt werden.
Alles sollte maßgebend, entscheidend und vertrauenswürdig sein; einigend und ermutigend. Jeder neutestamentliche Schreiber gründete sein Verständnis von dem, wer Jesus war und ist, auf diese inspirierten Beschreibungen Gabriels. Das Neue Testament spiegelt nicht die hoffnungslos verwirrte konfessionelle Szene unserer Tage wider. Dieses Chaos sollte uns auf die Tatsache aufmerksam machen, dass hier etwas schrecklich falsch gelaufen ist! Könnte das das Problem sein? „Die Christenheit hat, ohne es recht selber zu merken, das Christentum abgeschafft.“ (Søren Kierkegaard - Einübung im Christentum, Werke Bd. 12 S. 52f).
Der Messias sollte offensichtlich in Beziehung zu David stehen, indem er im Leib einer Frau gezeugt und empfangen werden würde, die aus dieser königlichen Blutlinie stammte und diese Person, die so gezeugt und empfangen werden würde, würde deshalb der Sohn GOTTES sein, - genau aus diesem einfachen Grund. GOTT war wegen eines biologischen Wunders, das ER durch den heiligen Geist, SEINE schöpferische Kraft, ausgeführt hat, der Vater Jesu. Dieses Wunder geschah im Leib Marias, der Mutter Jesu. Auf diese Weise ist der Sohn Marias/Sohn GOTTES auch als der zweite und letzte Adam zu betrachten, denn auch der erste ist Sohn GOTTES (Luk 3, 38).
Wir können uns glücklich preisen, dass wir einen ausgezeichneten und detaillierten Bericht und Kommentar über die Geburtsgeschichten von dem verstorbenen Raymond Brown haben. Sie sind eine klassische Analyse der Details aus den Berichten von Lukas und Matthäus über den Ursprung des Sohnes GOTTES, des Messias Jesus.
Brown weist auf eine erstaunliche Tatsache hin! Die kirchliche Tradition von einer zweiten Person der Gottheit hat den von Lukas verfassten Bericht quasi ausgelöscht, in dem sie ihn verändert und wegerklärt hat. Browns Kommentierungen sollten zu einem dringend notwendigen Umdenken führen. Sie sollten uns alarmieren. Brown zeigt auf, dass es zu einer fundamentalen Verdunkelung der Worte von Lukas und dem Engel Gabriel gekommen ist, als die spätere Tradition den Bericht veränderte, indem sie ihm die fremde Vorstellung aufoktroyierte, dass der Sohn GOTTES seinen Anfang NICHT in dem Leib seiner Mutter hatte, wie ihn jeder Mensch per Definition haben muss.
Brown sagt: „Für die Präexistenz … ist die Empfängnis Jesu der Beginn einer irdischen Karriere, aber nicht die Zeugung [das in Existenz bringen] des Sohnes GOTTES.“ Die spätere Vorstellung von einem „präexistierenden“ Sohn annullierte und widersprach dem Bericht von Lukas über den Beginn des Sohnes GOTTES. „Die jungfräuliche Empfängnis“, sagt Brown sehr richtig, „wurde nicht mehr länger als die Zeugung des Sohnes GOTTES angesehen, sondern als die Inkarnation eines [präexistierenden] Sohnes, was dann zur orthodoxen Lehre wurde.“ (Die Geburt des Messias; S. 141). Ich hoffe, dass diese erstaunlichen Eingeständnisse bei unseren Lesern einen heilsamen Schock auslösen werden.
Beachte bitte, dass die spätere Sichtweise, die orthodox wurde, d.h. die als Dogma von jedem Kirchen- oder Gemeindemitglieder geglaubt werden musste, dem von Lukas verfassten Bericht direkt widersprochen und ihn für ungültig erklärt hat. Es ist so, wie Brown sagt. Sobald die spätere Präexistenztheorie zum maßgebenden orthodoxen Glauben erhoben worden war, „wurde die jungfräuliche Empfängnis/Zeugung nicht mehr länger als die Zeugung des Sohnes GOTTES angesehen.“ Mit anderen Worten gesagt: Man glaubte nicht mehr länger, dass Lukas und Gabriel den wahren Bericht von dem Ursprung des Sohnes GOTTES offenbart haben!Der Ort des Ursprungs, und damit auch die Identität Jesu, wurden radikal verändert. Die „Orthodoxie“ widersprach und verdrängte Lukas, Gabriel und die Bibel! Diese Veränderung sollte ehrlicherweise als das bezeichnet werden, was sie in Wirklichkeit auch war und ist: Sie ist ein Abweichen von der Schrift, die dem Sohn GOTTES eine neue und andere Identität auferlegt hat. Warum ist niemand von dieser Neu-Identifikation des Sohnes GOTTES alarmiert? Sieht niemand die beunruhigende Möglichkeit, dass hierdurch ein „anderer Jesus“, ein „anderer Christus“, eingeschmuggelt worden ist? Die „Kirche“ ist sehr viel häufiger der Ort von Verbrechen gewesen, als du es dir vielleicht vorstellen kannst!
Dieser neue außerbiblische Ursprung und diese neue Identität des Sohnes GOTTES haben den in der Bibel von GOTT durch den Engel Gabriel angekündigten Sohn ersetzt; diese neue unbiblische Botschaft ist in alle Denominationen als orthodox und als die allgemein übliche Lehre eingezogen. Nur wenige scheinen sich Gedanken über die Konsequenzen dieses Eingriffs in die Berichte von Lukas und Matthäus gemacht zu haben, die doch die Schlüssel zu dem wahren Sohn GOTTES sind.
Wir sahen, wie erfrischend frei Raymond Brown in seinem klassischen Bericht über „Die Geburt des Messias“ geschrieben hat. Er wies auf die subtile Veränderung der Tradition hin, die Lukas und den Engel Gabriel negiert hat. Dem Bericht von Lukas war es „nicht mehr länger“ gestattet, in der Kirche zu reden, nach dem die Tradition das Sagen übernommen hatte. Die Tradition überflutete Lukas und Gabriel und sie überflutet sie bis zu dem heutigen Tag.
Nachdem was Lukas geschrieben hat, ist Maria die einzige, durch die und in der der Sohn GOTTES in Existenz gebracht wurde, gezeugt durch ein Wunder, gezeugt als einzigartiger/einziggeborener Sohn GOTTES. Jesus ist der Sohn GOTTES von dem Moment seines Existenzbeginns an, d.h. seit der Empfängnis/Zeugung, die im Leib Marias stattgefunden hat. Dieser Bericht ist vollkommen klar und sollte eigentlich keine Diskussionen hervorrufen. Maria hat nicht mit dem Engel Gabriel diskutiert oder ihn missverstanden, aber heute sind viele bereit, die Wahrheit der Worte des Engels Gabriel mit hirnverdrehenden Argumentationen zu Grabe zu tragen!
Brown nimmt die „kriminelle Szene” zur Kenntnis, die sich den einfachen von Lukas verfassten Bericht unterworfen hat. „Einige Kirchenväter und Theologen des Mittelalters glaubten, dass die Bezugnahme in Lukas 1, 35 [der Heilige Geist und die Kraft GOTTES] entsprechend auf die dritte und zweite Person der Dreieinigkeit verweisen würde, sodass die „Kraft“ die zweite Person war, die herabkam, um im Leib Marias „Fleisch“ anzunehmen. Wie wir aber noch sehen werden, gibt es keinen Hinweis, dass Lukas an die Inkarnation eines präexistenten Sohnes glaubte“ (S. 290).
Diese tragischen heidnisch-philosophischen Vorstellungen von einer dreieinigen Gottheit, die man Lukas übergestülpt hat, sollten entlarvt und abgelehnt werden. Brown führt weiterhin aus, dass Lukas 1, 35 für die Kirchenführer sehr unangenehm war. Er kommentiert das hochwichtige kausale „deshalb“ in Lukas 1, 35. Dieses verbindet die jungfräuliche Empfängnis ausdrücklich mit dem GOTTES Sohnsein Jesu. „Dieses hat viele orthodoxe Theologen verlegen gemacht, da in der [trinitarischen] Präexistenzchristologie eine Zeugung durch den Heiligen Geist im Leib Marias nicht die Existenz des Sohnes GOTTES bewirkt/herbeiführt hat. Lukas weiß von solch einer Christologie nichts. Für Lukas ist die Empfängnis ursächlich mit der göttlichen Sohnschaft verbunden“ (S. 291). Es gibt einen krassen Unterschied zwischen Lukas und der Schrift und dem, was sich vom 2. Jahrhundert an als Dogma entwickelt hat.
Der eklatante Widerspruch der „Theologie“ gegenüber Lukas darf nicht übersehen werden, da er die ganze Tradition der vergangenen 1900 Jahre in Frage stellt. Raymond Brown macht seinen Standpunkt klar: „Ich kann diesen Theologen nicht folgen, die die Nebenbedeutung in dem Wort „deshalb“ umgehen wollen [die die Bibel umgehen wollen!], mit dem diese Linie beginnt. Sie behaupten, dass die Empfängnis des Kindes für Lukas nicht den Sohn ins Dasein gebracht hat, sondern dass er es uns nur möglich gemacht hat, ihn, der bereits Sohn GOTTES war, Sohn GOTTES zu nennen.“ Brown fasst seine biblischen Befunde so zusammen: „Beide Berichte entfalten das christologische Verständnis [wie die Identität des wahren Jesus zu bestimmen ist], dass Jesus vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an der Sohn GOTTES war“ (S. 561). Und nicht schon zuvor!
Das ist natürlich eindeutig und sachlich richtig und es sollte die Leser mit einer gewissen Dringlichkeit zu Fragen anregen, wenn sie den wahren Bericht von der wahren Identität des wahren Jesus der Geschichte, der Bibel und des Glaubens, kennenlernen.
Der Widerspruch ist einfach: Lukas und Matthäus gründeten die fundamentale Identität des Sohnes GOTTES, des Messias, auf dem großartigen Wunder, das GOTT in Maria bewirkt hat. Diese Verbindung ist logisch und absolut klar. Seine Bedeutung kann wirklich nicht ungültig gemacht werden. Der Engel Gabriel hat erfreulicherweise nicht diese verworrene, irritierende Sprache verwendet, die so häufig in verschiedenen Schriften über die Bibel zu finden ist.
Die Ursache für die endlosen Auseinandersetzungen und Uneindeutigkeiten, und häufig auch für einen heftigen Dogmatismus, ist in der Tat die kirchliche Tradition, die uns alle von der Schrift weggeführt hat. Würden wir die Tradition beiseitelegen, könnten wir alle die Freude erfahren, die eine direkte Verbindung mit den inspirierten Worten von Lukas und Matthäus und dem Engel Gabriel mit sich bringt.
Wir würden dann auch damit aufhören, Johannes zu verwenden, um Matthäus und Lukas zu widersprechen. Wir würden nicht zu Johannes 1, 1 eilen und diesen Vers in einer Weise zu lesen, die Matthäus und Lukas durcheinanderbringt und verwirrt. Wir würden Johannes als den sehen, der den Plan und die Ausführungsweise GOTTES - das Wort, das von Anfang an war - bekanntgemacht hat. Nicht die Existenz eines zweiten GOTTES (der Sohn), der das Glaubensbekenntnis Israels und Jesu verletzt (Mark 12, 29; Joh 17, 3) und den offensichtlichen Unterschied zwischen dem EINEN GOTT (JAHWE) und dem Messias, dem „mein Herr“ (adoni) aus Psalm 110, 1, der nicht GOTT ist, negiert. Dies ist der meistzitierte Vers des AT im NT und er sollte als Warnung gegen jegliche Beeinträchtigung des wichtigsten aller Gebote dienen, das von Jesus in Markus 12, 29 und Johannes 17, 3 bekräftigt worden ist. GOTT ist eine einzige göttliche Person; ER wird von Tausenden singulären Personalpronomen so beschrieben!
Weiteres zu dem „Tatort“ Kirche: „Nunc Stans“
„Was in aller Welt ist das?“ wirst du vielleicht fragen. Dies ist ein lateinischer Ausdruck („das zeitlose Jetzt“), der die Vorstellung beschreiben soll, dass für GOTT jede Zeit Gegenwart ist!
„Nunc Stans“ ist das „ewige Jetzt“, die Vorstellung, dass die Ewigkeit in der Gegenwart stillsteht. Du kannst dir vorstellen, dass du in der Ewigkeit bist und von dort aus alle geschichtlichen Ereignisse immer beobachten kannst. Die Vorstellung von „nunc stans“ ist aber, dass du die ganze Zeitgeschichte in einem einzigen Augenblick erlebst, der niemals endet. Ein Gott, der „nunc stans“ wahrnimmt, würde alles, was geschehen ist und was geschehen wird, im gleichen Augenblick für alle Ewigkeit wissen. Es wäre so, als könne man die ganze Zeit vor IHM in einer anderen Dimension oder in sonst etwas ausgebreitet sehen.
Jetzt kommt der Knackpunkt! Unsere Leser mögen kurz innehalten und nachdenken! In Psalm 2, 7 lesen wir eine großartige Aussage über den Ursprung des Sohnes GOTTES. Es ist GOTT selbst, der folgende Aussage macht: „Du [der Messias] bist MEIN Sohn; HEUTE bin ICH dein Vater geworden = habe ICH dich in Existenz gebracht.“
Wenn du in eine protestantische oder katholische Kirche gehst, bekennst du dich zu dem Glauben, dass das „Heute“ der Zeugung, des in Existenzkommens des Sohnes (Ps 2, 7; wiederholt in der LXX in Psalm 110, 3) kein Tag in der Zeit ist, sondern ein endloser Tag, weil es bei GOTT kein Heute gibt!
Dieses Argument haben sich die Kirchenväter im 4. Jahrhundert ausgedacht, um ihren Glauben zu rechtfertigen, dass Jesus der ewige Sohn Gottes ist, der keinen Anfang in der Zeit hat. Einer der Kirchenväter schrieb: „Der Sohn hat einen anfanglosen Anfang.“ Jetzt die kritische Frage: Ist die Vorstellung von einem „anfangslosen Anfang“ und die damit verbundene Idee, dass „Heute“ bei GOTT eine endlose Zeit bedeutet, ein aufrichtiges und ehrenwertes Konzept? Oder ist es nichts anderes als die Verdunkelung und Verwirrung einer einfachen Sprache?
Man fühlt sich an einen Arzneimittelhersteller erinnert, der ein neues Therapeutikum verkauft. Vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten, gibt es aber einige schlimme Nebenwirkungen. In der Kirche scheinen die Kirchenbankdrücker wenig an der Grundlage des Glaubens, zu dem sie sich bekennen, interessiert zu sein. Wissen sie oder machen sie sich Gedanken darüber, dass die Ingenieure und Hersteller ihrer zentralen Lehre über Jesus als Gott der Sohn und „ewiggezeugter Sohn“, ehrlich genug waren, zu sagen, dass der Glaube an Gott den Sohn sie automatisch verpflichtet, zu glauben, dass „heute“ bei GOTT nicht „heute“ bedeutet und bedeuten kann? Ist „anfangloser Anfang“ ein passender Ausdruck für rational denkende, intelligente Menschen? Was ist mit dem „1+1+1=1“, das Millionen von Gläubigen nicht zögerlich macht, dies zu ihrem zentralen Dogma zu erklären?
Ich möchte mit der Einladung schließen, über die Worte des weltbekannten Christologen Dr. James Dunn nachzudenken: „Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass ein ‚weit verbreiteter heidnischer Aberglaube‘ durch allmähliche Assimilation und Verbreitung des Glaubens auf der Ebene einer populären Frömmigkeit zu einem ‚weitverbreiteten christlichen Aberglauben‘ wurde.“ (Christologie in the Making; S. 251)
Focus on the Kingdom – August 2014