Kol 1,15-16; 2,9: Christus als GOTT und Schöpfer?
Einer der am meist zitierten Abschnitte zum Thema Trinität und Präexistenz ist der Hymnus im Kolosserbrief und ein Vers in Kapitel 2. Trinitarier behaupten Paulus würde mit diesen Versen den Messias und GOTT gleichsetzen.
welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. (Kol. 1,15-16 Elb.)
Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; (Kol. 2,9 Elb.)
• Das Bild des unsichtbaren GOTTES:
Jesus ist das „Ebenbild/Abbild“ GOTTES (gr. eikon; 2Kor 4,4; Kol 1,15). Jesus ist auch gleichzeitig das Ur- und Vorbild (1Petr 2,21; Joh 13,15). Dementsprechend beginnt der Hymnus mit der Aussage, dass Jesus ein Bild GOTTES, wie Adam, gewesen ist; man spricht hier auch von einer Adam-Christologie. Deshalb verbinden sie Jesu Existenz als „in GOTTES Gestalt“ mit Adam, der „im Bilde (GOTTES)“ gemacht worden ist, wie es in 1. Mose 1,27 und 5,3 geschrieben steht. „GOTT schuf den Menschen nach Seinem Bild“ (1Mo 1,27), was Adam und Eva aber nicht zu Göttern gemacht hat.
Der erste Adam hat nach der Herrlichkeit GOTTES greifen wollen und dadurch alle Sünde, alles Leiden und allen Tod über die Menschheit gebracht, die uns aus den vergangenen 6000 Jahren bekanntgeworden sind; denn der Versucher hatte gesagt: „Esst von der verbotenen Frucht „und ihr werdet sein wie GOTT“ (1Mo 3,5). Als Jesus Christus, „der letzte Adam … der zweite Mensch“ (1Kor 15,45-47), aber von dem Teufel versucht worden ist, der ihm „Herrlichkeit“ angeboten hat, hat er gesagt: „Hebe dich weg von mir Satan!“ (Lk 4,6+8). Paulus sagt in Phil 2,6, dass Jesus Christus „die Gleichheit mit GOTT nicht für etwas achtete, das zu ergreifen wäre“.
Paulus beschreibt Christus als das ‚Ebenbild‘ oder das ‚Bild GOTTES‘. Wenn nun Jesus GOTT wäre, dann würde dies auch explizit so in der Bibel stehen. Logischerweise kann Jesus auch nicht beides sein, Bild GOTTES und GOTT selbst. Für Paulus ist Jesus also das vollkommene Ebenbild GOTTES gewesen, vor allem deshalb, weil GOTT in Seiner ganzen Fülle in Christus wohnt (Kol 1,19; 2,9), was aber Christus nicht zu GOTT macht. Ein Ebenbild/Abbild ist nicht das Original; es ist eine „repräsentative Ähnlichkeit“. GOTT wohnte auch unter den Israeliten, was diese ebenfalls nicht zu GOTT machte. Für einen Juden ist diese Vorstellung pure Gotteslästerung.
Und du sollst nicht das Land verunreinigen, in welchem ihr wohnet, in dessen Mitte ich wohne; denn ich, JHWH, wohne inmitten der Kinder Israel. (4Mo 35,34)
Und ICH [JHWH] werde in der Mitte der Kinder Israel wohnen und werde ihr Gott sein. (2Mo 29,45)
Jesus ist nicht unsichtbar gewesen; er ist von Tausenden gesehen worden.
Dem König der Ewigkeit aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, allein weisen GOTT, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (1. Tim 1,17).
Und der Vater, der mich gesandt hat, … Ihr habt nie weder Seine Stimme gehört noch Seine Gestalt gesehen (Joh 5, 37)
Niemand hat GOTT je gesehen (Joh 1,18; 1.Joh 4,12)
• Erstgeborener aller Schöpfung
Dieser Ausdruck "der Erstgeborene aller Schöpfung" (gr. prototokos) der hier in Bezug auf den Messias gebraucht wird, bezieht sich auf seinen Vorrang in seiner Stellung und nicht in seinem Ursprung. Diese Bedeutung geht klar aus Ps. 89,27 hervor: So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde. Paulus benutzt einen bekannten messianischen Titel. Das weltweit anerkannte Strong's Dictionary schreibt (Nr. 4416.2 prototokos): Vorrangstellung, nicht Erstgeburt. Es beschreibt seine Überlegenheit in seiner Position (2. Mose 4,22; 5. Mose 21,16-17).
Wir danken dem GOTT und Vater unsres Herrn Jesus Christus, so oft wir für euch beten (Kol 1,3)
und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat; (Kol 3,10)
Für Paulus ist Jesus Teil der Schöpfung, somit eine Kreatur. Paulus glaubte nicht an einen real präexistenten Messias, welches eine Art göttliches Wesen darstellt. Jesus verkörpert die Weisheit GOTTES, besser als alle vorherigen Vertreter GOTTES (heb. shaliah) vor ihm. Daher konnte Jesus auch sagen, dass er vor Abraham war (Joh 8,58). Ehe Abraham kommen wird (bei der Auferstehung) bin ich (der Messias schon da). Der Messias wird bei der Auferstehung Abraham vorausgehen.
Ein weiterer Punkt ist die Geburt. Wenn jemand geboren wird, bedeutet dies, dass es einen Beginn gab. Deshalb heisst es auch im Johannesprolog "Im Anfang war das Wort" und nicht "In Ewigkeit war das Wort". Das Nicänisches Bekenntnis von 325 schreibt "gezeugt, nicht geschaffen". Der Versuch der Quadratur des Kreises. Der Messias ist selbstverständlich geschaffen. Maria gebar nicht eine fleischliche Hülle in der dann ein präexistentes etwas Platz genommen hatte. Maria bekam ein Baby. Jesus wurde in einem schöpferischen Akt durch den heiligen Geist auf übernatürliche Weise geboren von einer Frau. Jesus war ein richtiges menschliches Baby. 700 Jahre vor seiner Geburt spricht der Prophet Jesaja von einer übernatürlichen Empfängnis und nicht von einer Inkarnation (Jes 7,14). Heidnische Konzepte, die wir in Fülle bei der römischen und griechischen Mythologie finden, wo Götter zu Menschen werden. In der Hindu-Dreieinigkeit inkarniert der Gott Vishnu neun Mal als Mensch. Bei vielen Evangelikalen ist der Engel des HERRN als Christus inkarniert, bei den Zeugen Jehovas ist es der Erzengel Michael. Welcher Engel auch immer dazu auserwählt wurde, das Ergebnis bleibt das Gleiche. Das Konzept hat keine biblische Basis. Kein Engel im AT berichtet uns darüber, dass er eines Tages der Messias werden wird. Ebenso wenig berichtet uns der Messias im NT, was er alles im AT gewirkt hatte. Ein kurzer Besuch in der nächst gelegenen Synagoge beim Rabbi wird bestätigen, dass solche Vorstellungen keine Grundlage im Judentum haben. Die Juden warten richtigerweise auf einen Menschen, jemand wie Mose, aus seinen Brüdern (5Mo 18,15; Apg 3,22). Mose war kein Engel, noch ein real präexistentes Wesen. Die Engel sind nicht unsere Brüder, nur ein Mensch kann unser Bruder sein. Wenn Eva behauptet, sie habe ihr Kind Kain von JHWH bekommen (1Mo 4,1), handelt es sich um die schöpferische Kraft des Vaters wie bei jedem Lebewesen (Joh 1,3; Ps 33,6).
• Die ganze Fülle der Gottheit
Trinitarier verwenden Begriffe wie voller Gott & voller Mensch oder 100% Gott & 100% Mensch um den Messias zu beschreiben. Es wird von Fülle auf Voll im Sinne von Gleich geschlossen um eine Wesensgleichheit und damit zumindest eine Binität abzuleiten. Dieser Spagat ist genauso untauglich wie die Wortwahl. Es macht ja auch keinen Sinn von einem "unvollen" Gott oder einem 57,4% Gott oder von einem 33,3% Menschen zu sprechen. Es ist nur ein weiterer unbiblischer Versuch mit solchen Verbalismen übergewichtige Worte zu benutzen um dem Inhalt eine Bedeutung zu verleihen, die gar nicht existiert.
Üblicherweise wir behauptet, die Fülle in Christus bedeute, er sei GOTT. Diese Fülle soll dann auf alle göttlichen Eigenschaften schliessen womit Paulus damit faktisch Jesus vollumfänglich als GOTT identifiziert hat. Aber das Gegenteil ist der Fall. Diese Fülle bezieht sich auf die vollständige Selbstoffenbarung GOTTES der Menschheit gegenüber. Paulus meint also, dass Jesus GOTT vollkommen offenbart hat und nicht, dass Jesus GOTT ist. Der Verfasser des Johannesevangeliums weist auf die gleiche Tatsache hin, wenn er erklärt, dass Jesus „voller Gnade und Wahrheit“ gewesen ist und dass wir „aus seiner Fülle alle empfangen haben, und zwar Gnade um Gnade“ (Joh 1,14.16).
Paulus hat gezielt von „GOTT in Christus” geschrieben (Eph 4,32; 1Thess 2,14). Er erklärt, „dass GOTT in Christus war und die Welt mit SICH selbst versöhnte“ (2Kor 5,19). Die exklusive GOTT in Christus-Christologie ist theozentrisch und das Gegenstück zu der „GOTT ist Christus-Christologie“, die christozentrisch ist. Es sollte doch klar sein: Wenn GOTT in Christus ist, dann macht dieser Umstand Christus nicht mehr zu GOTT, als die Tatsache, dass GOTT und Christus, die in den Gläubigen wohnen, diese zu Göttern oder Christussen machen. Das paulinische Bild der geistlichen Stellung der Gläubigen sagt: sie sind „in Christus“. Für Paulus ist Jesus also das vollkommene Ebenbild GOTTES gewesen, vor allem deshalb, weil GOTT in Seiner ganzen Fülle in Christus wohnt (Kol 1,19; 2,9), was aber Christus nicht zu GOTT macht.
JHWH in all seiner Fülle (gr. pleroma Joh 1,16; Kol 1,19; 2,9) kam durch das Wort (gr. logos) von der Schöpfung bis zur Offenbarung am Ende der Zeit durch seinen Sohn zu uns (Hebr 1,1-2). Durch das innewohnen im Immanuel-Jeshua ist "GOTT mit uns".
Auch die Gläubigen sollen in die ganze Fülle Gottes gelangen:
"und zu erkennen, was alle Erkenntnis übersteigt: die unermessliche Liebe, die Christus zu uns hat. So werdet ihr bis zur ganzen Fülle Gottes erfüllt werden." (Epheser 3,19)
Schlusswort
Paulus glaubte an den Plan GOTTES, der die Herrschaft des Messias über Throne, Gewalten und Mächte vorsah. Jesus ist der Schlüssel zu GOTTES ganzem Vorsatz. GOTT hatte den Messias während der gesamten Schöpfung im Sinn. Daher schuf er alles durch ihn. Der Mensch Jesus wurde zu einer festgelegten Zeit geoffenbart und ist als Erstgeborener aller Toten dazu qualifiziert, der neuen Ordnung vorzustehen (Eph 1,10).
Weder dieser, noch die paar anderen Verse (1Mo 1,26; Jes 9,5; Joh 1,14; 10,30; 20,28; Röm 9,5; Phil 2,6), welche sehr gerne als "Wahrheit" der Trinität herangezogen werden, können die Tausende von Versen des biblisch-unitaristischen Monotheismus überwinden. Wer den Monotheismus des Alten Testaments nicht verstanden hat, der wird auch den Monotheismus des Neuen Testaments nicht verstehen. Der Grund ist einfach, es gibt gar keinen Unterschied zwischen dem Monotheismus im AT und NT. Das NT entfaltet keine eigene Gotteslehre.
Der Messias ist nicht GOTT, sondern der perfekte Vertreter GOTTES (hebr. Shaliah). Er ist nicht Schöpfer, sondern Schöpfungsmittler.