Die Angst vor dem Vater - Ein persönliches Zeugnis
Ich hatte bis zu meiner Jugendzeit in Hamburg keinen Bezug zu Gott oder irgend einer Religion. Irgendwann fing ich an mich zu fragen, ob das Leben mehr ist, als das Leben selbst. Mein Nachbar war Zeuge Jehovas und gab mir damals eine Bibel der Wachturmgesellschaft. Er war ein sehr liebenswerter Mensch und glaubte fest an die Bibel und die Lehren seiner Glaubensgemeinschaft. Ich las in der Bibel und erkannte schattenhaft die Wahrheiten die dort beschrieben wurden. In vielen Gesprächen mit meinem Nachbarn, versuchte ich mehr zu erfahren.
Was mir Schwierigkeiten bereitete, war die Aussage, dass man nur durch diese Glaubensgemeinschaft zum Heil finden könnte. Trotz mangelnder Bibelkenntnisse erschien es mir unlogisch aus mehreren Gründen. Wie kämen denn Personen "in den Himmel" die keinen Bezug zu dieser Glaubensgemeinschaft haben, weil es keine in der Nähe gibt oder diese Personen einfach nicht erreicht wurden? Was wäre mit Personen, die vor der Gründung dieser Glaubensgemeinschaft gelebt haben? Als der Geist Gottes über die Gemeinde ausgegossen wurde, müsste es ja eine lange Periode gegeben haben, wo wenig oder nichts passiert wäre. Ich fand auch keine Aussage im Neuen Testament, die von irgend einer Gemeinde als die wahre Gemeinde Gottes gesprochen hätte. Wenn jeder Gläubige Fehler machen kann, wie kann dann eine menschliche Organisation eine perfekte Vertreterschaft auf Erden darstellen? Ich empfand es wie eine zweite Mittlerschaft neben Jesus. Leider sind sie auch in jüngster Zeit von ihrer Überheblichkeit nicht abgerückt (Wachtturm vom 15.10.2013 auf Seite 20: "5. Sei dir bewusst, dass es keine andere Organisation gibt, die Jehovas Segen hat (Joh 6:68)".). Dies gilt potentiell für jede Gemeinde auf Erden.
Ich fing also an mich mit der Bibel vertraut zu machen. Wie bei jedem Buch, fing ich an von vorne zu lesen. Als ich all die schweren Strafen des Vaters gegen die Feinde Israels oder gegen sein auserwähltes Volk bei Fehlverhalten sah, fragte ich mich, wo bin ich in dieser Geschichte? Ein Mann sammelt am Sabbat Holz und wird dafür getötet. Es gibt viele Beispiele, die mir klar machten, dass ich es bei diesem Gott des Alten Testamentes, sehr schwer haben würde. Dafür war ich nicht perfekt genug. Das bereitete mir Angst.
In Basel kamen meine Frau und ich in eine Freikirche, unsere erste Gemeinde. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und lernten sehr viele liebe Brüder und Schwestern kennen. Die Gemeinde war sehr Christuszentriert. Jesus stand im Mittelpunkt. Meine Angst vor dem VATER war immer noch da. Doch ich lernte dort, dass Jesus unser Gott ist. Die verschiedenen Bibelverse (1Mo 1,26; Jes 9,5; Joh 1,14; 10,30; 20,28; Röm 9,5; Phil 2,6; 1Joh 5,7-8 etc.) wurdem mir erklärt und die Trinität war Teil meines Glaubens. Wenn Jesus Huren, Zöllner und sogar Saulus aufnahm, war ich hier gut aufgehoben. Das tat mir gut, ich musste nicht perfekt sein. Ich betete nur zu Jesus. Das funktionierte auch. Wir wuchsen im Glauben und engagierten uns in der Kirche, besonders bei der Jugendarbeit. Der Vater war ganz weit weg, ich nahm ihn nur am Rande war.
Ich begann eine Bibelschule, um noch mehr über Jesus zu erfahren. Ich lernte viele neue Aspekte des Glaubens kennen. Das mit der Trinität wollte ich noch besser verstehen um gegen alle Gegner der Trinität gezielter argumentieren zu können. Mir war schon bewusst, dass ich sicherlich nicht das ganze Mysterium verstehen würde, doch war ich der Überzeugung, noch einen Schritt tiefer in das Mysterium eintauchen zu können. Die Abschlussarbeit in der Bibelschule bot dazu den richtigen Rahmen.
Fairerweise musste ich die Gegnerschaft der Trinität auch zu Wort kommen lassen. Ihre Argumente konnten ja nicht wirklich überzeugend sein, dachte ich mir. Ich war dann ganz erstaunt, dass es Täufergruppen der Radikalen Reformation (Anabaptisten) gab, die nicht an die Trinität glaubten. Bis dahin war ich überzeugt, es seien nur christliche Splittergruppen, mit sehr speziellen Ansichten, welche die Trinität leugneten. Es heisst ja "prüfet alles". Also besorgte ich mir deren Literatur.
Aus Wien bekam ich 2009 dann das erste Buch eines Gläubigen Christen, der nicht an die Trinität glaubt. Ein Schock! Je länger ich darin las, desto schneller zerbrach mein theologisches Fundament über Gott. Nicht nur, dass die handvoll Verse, auf die ich mich immer berufen hatte, sich ganz einfach nicht-trinitarisch erklären liessen, sondern auf einmal sah ich mich mit über 10'000 Singularen Pronomen und Verben konfrontiert (Ich, Mir, Er, Ihm), welche den Einen Gott beschreiben. 67 mal wird über Gott gesagt, er ist Einer (nicht Drei oder Drei in Eins etc.). Mein trinitarisches Betonfundament wurde zum Strohhalm. Ich war auf einmal in der Defensive. Das Comma Johanneum (1Joh 5,7-8) schien der letzte Anker zu sein, doch der Vers ist eine Fälschung aus der Reformationszeit. Die weiteren monotheistischen Bücher brachten in mir nur noch mehr Zweifel. Die Trinitätslehre ist ein Konstrukt der Philosophen. Ich konnte die Lücke nun philosophisch schliessen, aber nicht mit der Bibel.
Das alles löste eine schwere Glaubenskrise in mir aus. Mit der Bibel konnte ich nicht mehr argumentieren. Nun hätte ich mich hinter irgendwelchen Mysterien verstecken können, doch das Problem wäre damit nicht gelöst. Es wäre nur eine Selbstlüge gewesen, ein Versuch nicht den Tatsachen ins Auge zu sehen. Meine trinitarische Denkvoraussetzung war ein Hindernis. Ich wollte glauben, was ich glauben wollte. Das mit der Trinität gefiel mir. Als ich mich von meinem Trauma langsam erholt hatte, habe ich meine trinitarische Brilleabgelegt, und die Bibel so gelesen wie sie ist. Es war erstaunlich! Auf einmal war die Bibel klar. Nichts musste mehr in Mysterien wegerklärt werden.
Die Bibelschule war über den Abschluss meiner Arbeit wohl weniger erfreut. Ich versuchte auf die Möglichkeiten in der Mission aufmerksam zu machen, wenn man künstliche Stolpersteine entfernen würde. Es war wohl vergebens. An diesem Dogma zu rütteln, war wie das Öffnen der Büchse der Pandora. Wie sagte mein Dozent für das Alte Testament einmal: Nichts ist schwieriger als paradigmatisches Denken. Wie recht er doch hatte. Traditionen scheinen wohl nur das Problem der Anderen zu sein. Mein Betreuer für die Abschlussarbeit R.E., selber promovierter Theologe in systematischer Theologie, sagte mir in einem persönlichen Gespräch, für ihn sei die Trinität klar bezeugt und er führte als Begründung den Vers 2Kor 13,13 an. Er baute seinen Glauben an Gott auf einen Abschiedsgruss von Paulus auf, obwohl in diesem Vers nur einer Gott genannt wird, nämlich der Vater.
Mit der gleichen Logik, kann man seinen Glauben auch auf den ungläubigen Thomas (Joh 20,28) aufbauen. Dabei sagt Jesus, dass er unser Lehrer und Meister ist. Lehrte Jesus somit einen trinitarischen Glauben? Oder bezeugte Jesus einfach nur den strengen Monotheismus der Juden im Alten Testament? Jesus bestätigte den richtigen Glauben von Mose (Mk 12,29), dass nur der Vater Gott ist (Joh 17,3; 5,44). Jesus schloss somit aus, dass es zu einer Art dynamischen Entfaltung des Gottes der Bibel im Neuen Testament kam. Das Neue Testament entfaltet keine eigenständige Gotteslehre.
Jetzt fingen die Probleme erst an. Kann es sein, dass die Mehrheit der Christenheit gar nicht weiss, wer der eine Gott der Bibel ist? Das wäre unglaublich. Kann die Mehrheit falsch liegen? Nun ist unser Glaube nicht von demokratischen Mehrheiten abhängig, sondern von der Wahrheit in der Schrift. Ich frage mich manchmal, ob die Israeliten wirklich ihre geliebten ägyptischen Fleischtöpfe verlassen hätten, wenn Mose statt einer propthetischen Eingebung Gottes, eine demokratische Abstimmung lanciert hätte. Sie wären wahrscheinlich immer noch in Ägypten. Menschen lieben ihre Gewohnheiten.
Eine 1700-jährige Tradition kann und will man nicht einfach über Bord werfen. Das kann ich irgendwo verstehen. Doch für mich gab es kein zurück mehr. In einer Migrantengemeinde konnte ich dann auch nicht mehr predigen. Dieser Tanz auf zwei Hochzeiten war nicht möglich. Ich bin wortlos gegangen um eine Spaltung zu vermeiden. Selbst wenn ich Recht hatte mit meinem Verständnis, war es nicht an mir hier "neue Lehren" zu verbreiten. Nun bin ich nicht von meinem Glauben finanziell abhängig und damit auch nicht erpressbar. Die Zeiten der Morde wie dies bei Calvin und Servetus der Fall war, scheinen vorerst auch vorbei zu sein.
Auf dem deutschen Büchermarkt und im deutschsprachigen Internet gibt es wenig Informationen. Dies veranlasste mich, diese Webpräsentation zu starten. Es gibt viele positive Reaktionen. Dann hat es natürlich noch die ganz Schlauen, die meinen, irgendwo einen halben Bibelvers gefunden zu haben zu Gunsten der Trinität oder auf die Mysterienkarte setzen mangels Bibelverse oder die Früchte der trinitarischen Erweckung aufführten. Was gerne übersehen wird, diese Täufergruppen wurden mit aller Härte u.a. von den lieben christlichen Brüdern der Reformation verfolgt und mit abgeschlagenem Kopf lässt sich nicht gut missionieren. Es klebt viel menschliches Blut an der Verteidigung der Trinität. Die Kirchengeschichte ist voll von tragischen Beispielen.
Ist Gott gnädig? Ja. Toleriert Gott viel? Ja. Werden Gebete der Trinitarier erhört? Sicher. Ist dies ein Beweis für Wahrheit? Nur ein Beispiel aus 4Mo 20: Das Volk murrte. Es ist ohne Wasser in der Wüste. Es klagt Mose und Aaron an. Die beiden suchen Zuflucht bei Gott am Eingang der Stiftshütte. Gott kommt mit seiner Herrlichkeit und beauftragt Mose, das Volk beim Felsen zu sammeln und mit dem Stab in der Hand zum Felsen zu reden, damit er Wasser gibt. Mose aber schlägt unbeherrscht den Felsen zweimal. Gott gibt zwar Wasser, aber Mose und Aaron müssen die Folgen ihres Ungehorsams tragen; sie dürfen nicht ins Land Kanaan. Aus Sicht Mose war das Ergebnis korrekt, aus Sicht Gottes war es Sünde.
Dieser Geist des Pragmatismus, welcher nicht nur im Gemeindebau einiger amerikanischer Megachurches zu finden ist und mittlerweile auch den Rest der Welt infiziert hat, kann gravierende Folgen haben. Was richtig ist, entscheidet die Bibel. Persönliche Glaubenserlebnisse, schwärmerische Glaubensgemeinschaften, Traditionen etc. haben keinen normativen Charakter. Diese Lektion musste Mose lernen. Ich befürchte, dass viele Christen auch diese Lektion lernen werden, wenn sie nicht umkehren.
Nun hatte ich mir noch mehr Resonanz durch den Aufbau der Webseite und meiner zweiten Webseite in Serbisch erhofft. Ich vergass dabei aber einen wichtigen Punkt. Es reicht nicht aus, die Wahrheit erkannt und die Argumente auf seiner Seite zu haben. Diese Wahrheit muss auch im Lichte der Fürbitte und Liebe zu diesen Menschen transportiert werden. Diese Lektion hat mir mein himmlischer Vater im Juli 2014 auf sehr drastische Weise gezeigt. Das musste ich lernen und bin dafür sehr dankbar. Der christliche Glaube ist ein Offenbarungsglaube.
Als aber Jesus in die Gegenden von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Wer sagen die Menschen, dass ich, der Sohn des Menschen, sei? Sie aber sagten: Etliche: Johannes der Täufer; andere aber: Elias; und andere wieder: Jeremias, oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, dass ich sei? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. (Mt 16,13-17)
So wie Petrus es erkannt hatte, dass Jesus der Christus, der Gesalbte von Gott ist, können Christen, wie Nichtchristen auch erkennen, wer der Jesus der Bibel ist und auch wer Gott JHWH ist. Der Vater muss es ihnen offenbaren.
Die Angst vor dem Vater ist verschwunden. Ich habe meine menschliche Angst vor dem Vater gegen die Gottesfurcht JHWH's eingetauscht.
Lasst uns also beten...