Der korrekte Gebrauch biblischer Begriffe
Weil die Dreieinigkeitslehre Bedeutung und Inhalt biblischer Schlüsselbegriffe verändert hat, ist es für uns wichtig, gleich zu Anfang die Bedeutung einiger dieser Begriffe zu klären, da es für uns sonst unmöglich ist, die biblische Botschaft richtig zu verstehen. Wir wollen uns jetzt die Begriffe GOTT, Herr, Vater, Jesus, Sohn GOTTES anschauen. Wir wollen kurz auf sie eingehen und die wichtigsten Abweichungen zwischen der biblischen und der trinitarischen Bedeutung dieser Begriffe beleuchten.
GOTT
Gleich zu Anfang müssen wir die zentrale Person der Bibel betrachten und das ist GOTT. Mit „Gott“ meinen die Trinitarier den Dreieinigen Gott – einen Gott, der aus drei Personen besteht, die eine „Substanz“ miteinander teilen. Allerdings gibt es in der Bibel weder das Konzept einer göttlichen Substanz (das seinen Ursprung im griechischen Denken und in polytheistischen Glaubensvorstellungen hat), noch das Konzept eines dreiteiligen Gottes, dessen drei Personen eine Substanz teilen. Der eine und einzige GOTT der Bibel wird „JAHWE“ genannt, ein Name, der in der Bibel etwa 7000 Mal vorkommt. Im krassen Gegensatz dazu hat der trinitarische Gott überhaupt keinen Namen! Auch wenn einige Trinitarier JAHWE mit Gott dem Vater gleichsetzen, so bleibt die Tatsache bestehen, dass dieser „Gott der Vater“ nur eine von den drei Personen in der „Gottheit“ ist.
Von Trinitariern wird allgemein zugegeben (was man in jedem biblischen Wörterbuch oder Werk der systematischen Theologie nachlesen kann), dass es das Wort „Dreieinigkeit“ in der Bibel nicht gibt. Jedenfalls ist „Dreieiniger“ kein Name GOTTES, sondern ein beschreibender Begriff für einen nicht existierenden dreiteiligen Gott (Nicht existierend heißt, dass dieser Begriff in der Bibel nicht existiert). Der dreiteilige Aspekt dieser Lehre hat dazu geführt, dass einige Christen zum Vater beten, andere beten zu Jesus, und noch andere, besonders Gläubige aus charismatischen Kreisen, beten zu dem Geist.
JAHWE aber ist eine Person und keine drei; und ER hat einen Namen. Und trotzdem ist dieser Name in der Christenheit nahezu ausgelöscht worden. Die meisten Christen wissen nicht, wer JAHWE ist, obwohl sie von „Jehova“ gehört haben, einer ungenau wiedergegebenen Form des Namens, den sie mit den Zeugen Jehovas in Verbindung bringen und aus diesem Grund den Namen Jehova und in der Erweiterung JAHWE mit negativen Gefühlen fallen lassen. Der Name JAHWE ist verworfen worden (außer in der akademischen Welt), trotz der Tatsache, dass er fast auf jeder Seite der hebräischen Bibel erscheint (die die Christen „Altes Testament“ nennen) – und zwar durchschnittlich sechs oder sieben Mal pro Seite.
Das Neue Testament ist wie das Alte Testament strikt monotheistisch, eine Tatsache, die allen Neutestamentlern bekannt ist. Aber weil der strenge Monotheismus unvereinbar mit dem Trinitarismus ist, versuchen Trinitarier dieses zu umgehen, indem sie die Bedeutung „GOTTES“ verändern, sodass Gott „eine Substanz“ oder „eine Natur“ ist, statt „eine Person“, obwohl es den Begriff „Substanz“ in der Bibel nicht gibt.
Die Unterdrückung/Beseitigung von JAHWES Namen
Das schrittweise Verschwinden des persönlichen Namens GOTTES, JAHWE, hatte seine Anfänge bei den nachexilischen Juden (die in der Zeit nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil lebten), die glaubten, dass es ehrfürchtig sei, sich an JAHWE nicht mit dem Wort JAHWE zu wenden, sondern mit Adonai (hebräisch für „HERR“ oder „mein HERR“). Und was noch entscheidender war: Die Praxis, den Namen „JAHWE“ nicht auszusprechen, spiegelte sich bald in dem wieder, was man in der wichtigsten griechischen Übersetzungen der hebräischen Bibel getan hat. Diese Übersetzung ist als die „Septuaginta“ bekannt (lateinisch für siebzig), sehr oft mit LXX abgekürzt, der römischen Zahl für 70, weil diese Übersetzung der Tradition nach von 70 oder 72 Übersetzern gefertigt wurde. Die LXX ist keine „Übersetzung eines Expertengremiums“, so wie wir diese Bezeichnung heute verstehen könnten, sondern eine Zusammenfassung von verschiedenen Übersetzungen, die über einen Zeitraum von 2 Jahrhunderten hergestellt wurden, und die gut ein Jahrhundert vor Christus abgeschlossen wurde. Und was noch wichtiger ist: In der LXX wird „JAHWE“ falsch mit kyrios übersetzt, dem griechischen Äquivalent von Adonay (HERR). 3 Mit anderen Worten: Der eindeutige Name GOTTES, „JAHWE“, ist durch den allgemein beschreibenden Titel „HERR“ ersetzt worden (Kyrios ist ein Wort, das oft auf Menschen bezogen wurde). Trotz dieser falschen Übersetzung von „JAHWE“ hatten die Griechisch sprechenden Juden den Vorteil, dass sie wussten, dass sich kyrios in vielen Kontexten auf JAHWE bezieht, was ihrem jüdischen religiösen Erbe zugute zu schreiben ist. Das Gleiche kann man von den Nichtjuden (den Heiden) nicht sagen, denn die meisten von ihnen wissen nicht, dass kyrios (HERR) häufig ganz einfach nur ein Ersatzwort für „JAHWE“ ist.
Weil die Heiden diese Tatsache nicht kannten, haben sie in den drei Jahrhunderten nach dem Wirken Jesu auf dieser Erde den Titel „HERR“, wie er für GOTT verwendet wurde, mit dem Titel „Herr“ verschmolzen, der für Jesus verwendet wurde, den man dann zu „Gott dem Sohn“ erklärte, ein trinitarischer Titel, der in der Schrift nirgendwo zu finden ist. Bereits ab der Mitte des 2. Jahrhunderts, in der Zeit, in der die westlichen Kirchen überwiegend nichtjüdisch wurden, ist der Name „JAHWE“ in diesen Kirchen praktisch verschwunden.
Mit der Auslöschung des Namens JAHWE ist die Kirche bezeichnenderweise in ein Stadium geistlichen Niedergangs getreten, das bis zum heutigen Tag andauert. Im 4. Jahrhundert machte Kaiser Konstantin sich de facto zum Oberhaupt der christlichen Kirche, eine Situation, die er sich aus politischen Gründen zur Stabilisierung seines Reiches zu Nutze machte. Dieser Umstand beschleunigte den Niedergang der Kirche zusätzlich; und nicht lange danach regierten die Päpste der Christenheit wie römische Kaiser. Die Kirche wurde von der Welt immer mehr absorbiert.
Die Auslöschung des Namens JAHWE begann mit der nach-exilischen Abneigung, ihn aus Angst vor einem unbeabsichtigten Missbrauch auszusprechen, wobei man insbesondere an die Übertretung des Dritten Gebotes dachte. („Du sollst den Namen JAHWES, deines GOTTES, nicht missbrauchen“). Schlussendlich konnte niemand mehr absolut sicher sagen, wie der Name ursprünglich ausgesprochen wurde, auch wenn die maßgebliche 22-bändige Encyclopedia Judaica sagt, dass die ursprüngliche Aussprache „JAHWE“ war und dass sie nie verlorengegangen sei.
Ist es heute wirklich von Bedeutung, wie SEIN Name ursprünglich ausgesprochen wurde? Schaut GOTT nicht in unsere Herzen, um zu sehen, ob wir IHN oder SEINEN Namen aufrichtig anrufen? Auch wenn wir wüssten, wie die Silben des Tetragramms (JHWH) ursprünglich ausgesprochen wurden, wüssten wir dann aber auch, wie die Betonung zu setzen wäre? Auf die erste Silbe oder auf die zweite? (Die Betonung liegt mit ziemlicher Sicherheit auf der ersten Silbe, weil „JAH“ die Kurzform von „JAHWE“ ist, von daher ist JAHwe wahrscheinlicher als JahWE.)
Diese weitgehende Auslöschung des Namens JAHWES hat dem Trinitarismus die Gelegenheit gegeben, seine Irrtümer zu etablieren. Diese Irrtümer werden verwelken und vergehen, wenn wir SEINEM Namen wieder die ursprüngliche Gewichtung geben. Die Schrift sagt uns, dass der Name JAHWES verkündigt und nicht unterdrückt werden soll:
5. Mose 32, 3: Denn den Namen JAHWES rufe ich aus: Gebt Ehre unserm GOTT!“
Jesaja 12, 4: Preist JAHWE, ruft SEINEN Namen aus, macht unter den Völkern SEINE Taten bekannt, verkündet, dass SEIN Name hoch erhaben ist!
Die jüdische Abneigung des Namen JAHWES auszusprechen, erklärt, warum „JAHWE“ im Neuen Testament nicht erwähnt wird. Das Neue Testament wurde in erster Linie für Juden geschrieben. Da sie sich zurückgehalten haben, den Namen GOTTES auszusprechen, hätten sie vermutlich auch jeden Evangelisten gemieden, der ihn ausgesprochen hätte, was den Verkündigern des Evangeliums sofort die Tür zugeschlagen hätte. Die Gemeinden, denen Paulus geschrieben hat, setzten sich hauptsächlich aus jüdischen Gläubigen zusammen, auch wenn einige Gemeinden größere heidnische Minderheiten hatten. Und weil Paulus sich an das Prinzip gehalten hat, „den Juden zuerst“ das Evangelium zu verkündigen, ist er wahrscheinlich nicht das Risiko eingegangen, durch die Nennung des Namens JAHWES die Juden von dem Evangelium abzuwenden. Jedenfalls war in der Praxis die Zurückhaltung, den Namen JAHWES auszusprechen, kein ernstes Problem, weil die Juden wussten, dass der Titel „HERR“ sich in vielen Textzusammenhängen auf JAHWE bezog.
HERR
Die Evangelien und die neutestamentlichen Briefe wurden etwa 150 Jahre nach der Fertigstellung der Septuaginta geschrieben, die sich in der damaligen Griechisch sprechenden Welt etabliert und verbreitet hatte. Griechisch war zur lingua franca, zur allgemeingültigen Sprache des römischen Weltreichs geworden, speziell im Handelsverkehr, so wie Englisch heute die Sprache des internationalen Handel geworden ist. Das ist der Grund, weshalb Paulus und die anderen neutestamentlichen Autoren die alttestamentlichen Textabschnitte allgemein nicht aus der hebräischsprachigen Bibel, sondern aus der LXX, der griechischsprachigen Übersetzung der hebräischen Bibel zitiert haben. Von daher ist es selbstverständlich, dass im Neuen Testament, das uns in der griechischen Sprache überliefert worden ist, die alttestamentlichen Schriftstellen aus der griechischen LXX zitiert werden.
Das Wort „Herr“ (kurios) in den im Neuen Testament zitierten LXX Abschnitten bezieht sich in den meisten Fällen auf JAHWE. Dass „JAHWE“ in der LXX (und in den neutestamentlichen Stellen, die die LXX zitieren) mit „Herr“ übersetzt wurde, war für die ersten jüdischen Gläubigen kein Grund zur Verwirrung, denn sie waren sich der referentiellen Gleichwertigkeit von „JAHWE“ und „Herr“ bewusst. Zugleich wussten sie auch, dass „Herr“ ein weitgefasster Begriff ist, der sich auch auf andere Personen als JAHWE beziehen kann. Als Petrus der versammelten Menge in Jerusalem erklärt hat, dass GOTT Jesus sowohl „zum Herrn als auch zum Christus“ gemacht hat (Apg 2, 36), d.h. dass Jesus bei seiner Auferweckung zum „Herrn Jesus Christus“ erhöht worden ist, verwechselten diese jüdischen Gläubigen den Titel „Herr“, wenn er auf Jesus bezogen war, nicht mit dem Titel „HERR“, wenn er auf den GOTT JAHWE bezogen war.
Die Situation änderte sich aber, als die neutestamentlichen Schriften in die Hände der Heiden gelangten, die nicht in der Lage waren, „HERR“ bezogen auf JAHWE und „Herr“ bezogen auf Jesus zu unterscheiden. Diese Verschmelzung und Vermengung kam dem Trinitarismus sehr gelegen und ermöglichte seinen Aufstieg in den ersten Jahrhunderten der westlichen heidnischen Kirche.
Im Neuen Testament kann „Herr“ sich konkret auf JAHWE und auf Jesus oder entweder auf JAHWE oder Jesus beziehen. Die Variabilität der Bedeutung ist nicht das Ergebnis einer Sorglosigkeit oder eines beabsichtigten Verwirrspiels von Menschen, sondern sie ergibt sich aus der Tatsache, dass Jesus in seinem Erlösungswerk in vollkommener Einheit mit JAHWE, seinem Vater, handelt. JAHWE bewerkstelligt die Erlösung der Menschheit in und durch Jesus Christus. In diesem Erlösungswerk können GOTT und Jesus nicht getrennt werden. Deshalb müssen wir in verschiedenen Texten nicht nach einer genauen Unterscheidung bei der Verwendung des Wortes „Herr“ suchen. Zum Beispiel kann sich „der Herr“ in Versen wie 1. Kor 16, 7 („wenn der Herr es erlaubt“), 1. Kor 16, 10 („arbeitet am Werk des Herrn“), Phil 4, 4 („Freut euch in dem Herrn“) auf GOTT oder auf Jesus beziehen.
Andererseits gibt es viele Stellen, in denen „Herr“ vorkommt, die einen Unterschied zwischen GOTT und Jesus machen, was dem Kontext oder dem Satz selbst zu entnehmen ist, wie z.B. in 1. Kor 6, 14 „GOTT aber hat den Herrn auferweckt“, wo „Herr“ sich nur auf Jesus beziehen kann. Die Unterscheidung zwischen „GOTT“ und Jesus als „Herr“ wird an manchen Stellen durch einen eindeutigen Bezug auf sie als unterschiedliche Personen deutlich gemacht, wie z.B. „Friede von GOTT, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ (Röm 1, 7; 1. Kor 1, 3; 2. Kor 1, 2; Gal 1, 3; Eph 1, 2; Phil 1, 2; 2. Thess 1, 2; Philm 1, 3).
Manchmal ist es nicht sofort klar, wer mit dem Wort „Herr“ gemeint ist, aber eine Untersuchung des Textes wird gewöhnlich die Unsicherheit klären, wie es der Fall mit „dem Herrn der Herrlichkeit“ in der folgenden Stelle ist:
Sondern wir reden GOTTES Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die GOTT vorherbestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit. Keiner von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt - denn wenn sie sie erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben. (2. Kor 2, 7-8)
Auf wen bezieht sich „Herr der Herrlichkeit“? Können wir, weil Jesus in dem vorangehenden Vers 7 und dem folgenden Vers 9 nicht genannt wird, und weil GOTT in diesen beiden Versen erwähnt wird, den „Herrn der Herrlichkeit“ als Bezug auf GOTT nehmen, wie Viele es gemacht haben? Nein, denn eine sorgfältige Untersuchung zeigt uns, dass „der Herr der Herrlichkeit“ sich auf Jesus bezieht und nicht auf GOTT, weil:
1. Paulus in Vers 2 von „Jesus Christus“ als dem spricht, der „gekreuzigt“ wurde. Von daher bestätigt schon der Kontext allein, dass „der Herr der Herrlichkeit“ in Vers 8 sich auf Jesus bezieht.
2. In Jakobus 2, 1 lesen wir von „dem Herrn Jesus Christus, dem Herrn der Herrlichkeit.“
3. Weil GOTT unsterblich ist (Röm 1, 23; 1. Tim 1, 17) und nicht sterben kann, kann „Herr der Herrlichkeit“ sich nur auf Jesus beziehen, der sterblich ist und tatsächlich für die Menschen gestorben ist.
Jeder einzelne dieser drei Punkte würde ausreichen, um zu beweisen, dass „der Herr der Herrlichkeit“ in 1. Kor 2, 8 auf Jesus zu beziehen ist, aber wir führen alle drei an, um zu zeigen, dass es nicht schwierig ist, herauszufinden, auf wen sich „Herr“ bezieht, wenn wir bereit sind, das ganze exegetisch sauber aufzuarbeiten.
Heutzutage wird in den Kirchen der Titel „Herr“ ohne zu unterscheiden für GOTT und für Jesus gebraucht, in einer Weise, die Beide geradezu verschmilzt. Dieses kommt den Zielen des Trinitarismus sehr gelegen, weil Trinitarier keine Unterscheidung zwischen GOTT und Jesus machen wollen. In trinitarischen Kirchen ist der Bezug auf Jesus als Herr gleichbedeutend mit der Aussage, dass er Gott ist. Im Neuen Testament ist dieses jedoch nicht der Fall. Jesus als „Herr“ anzusprechen, bedeutet, ihn als den Meister unseres Lebens anzuerkennen; es ist keine Aussage bezüglich seiner Gottheit.
Im Neuen Testament, besonders in den Paulusbriefen, wird sehr oft ein bewusster Unterschied zwischen „GOTT“ und „Herr“ gemacht. James D.G. Dunn sagt:
In verschiedenen Abschnitten benutzt Paulus die Formulierung „Der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Das auffällige Merkmal ist, dass Paulus von GOTT nicht einfach als dem GOTT von Christus spricht, sondern als „dem GOTT … unseres Herrn Jesus Christus.“ Auch als Herr erkennt Jesus GOTT nicht nur als seinen Vater an, sondern auch als seinen GOTT. Hieraus wird es deutlich und klar, dass der kyrios-Titel [Herr] nicht so sehr die Möglichkeit ist, Jesus mit GOTT zu identifizieren, sondern eine Möglichkeit, Jesus von GOTT zu unterscheiden. (Did the First Christians Worship Jesus? S. 110; Hervorhebungen durch Dunn)
Wir haben heute das Problem, dass „Herr” zu einem veralteten Wort geworden ist, das in unserem Alltag fast nicht mehr verwendet wird; man hat es durch Worte wie „Chef“, „Boss“, „CEO“ u.a. ersetzt.
Wegen des zusammenfassenden Gebrauchs des Wortes „Herr“ in unsern heutigen Kirchen benutze ich diesen Titel in diesem Buch nur sehr sparsam bis zu der Stelle, wo wir zu der Bearbeitung der neutestamentlichen Verwendung von „Herr“ im Bezug auf Jesus kommen.
In meinem Buch Totally Committed legte ich 5. Mose 6, 5 (Du sollst den HERRN [wörtlich JAHWE], deinen GOTT, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft) aus einer trinitarischen Sichtweise aus und ersetzte JAHWE durch Jesus als das Ziel unseres Engagements. Jetzt erkenne ich, dass dies ein schwerwiegender Fehler, - ja, eine große Sünde - war. Aber wie Paulus kann ich nur bekennen, dass ich es aus Unwissenheit tat und aus diesem Grund hoffe, Gnade zu erhalten (1. Tim 1, 13). Viele Tausend Menschen in aller Welt haben dieses Buch gelesen oder die darin verbreitete Lehre in einem Bibelkurs erhalten. Ich kann nur hoffen, dass sie die Gelegenheit haben, die Botschaft des vorliegenden Buches zu hören.
Vater
Dass die Israeliten JAHWE als ihren Vater betrachteten, kann man in Versen wie Jesaja 63, 16 (DU, JAHWE, bist unser Vater), Jesaja 64,7 (Aber nun, JAHWE, DU bist unser Vater) sehen. Im Alten Testament gibt es neun Personen, die Abijah genannt werden, ein Name, der „mein Vater ist JAHWE“ bedeutet („JAH“ ist die Kurzform von „JAHWE“).
Für Trinitarier ist der Vater allerdings nur die erste Person der Dreieinigkeit. So wie „Vater“ kein richtiger Name, sondern ein Begriff ist, der die Beziehung eines Menschen zu seinem Sohns definiert, so hat im Trinitarismus Gott der Vater auch keinen Namen, sondern er ist in der Beziehung zu der zweiten Person, Gott der Sohn, definiert, der ironischerweise einen Namen hat. Sein Name „Jesus“ ist ein sehr menschlicher Name, der im Israel der neutestamentlichen Zeit weit verbreitet war.
Jesus
Trinitarier sagen, dass Jesus „nicht nur“ ein Mensch, sondern der „Gottmensch“ ist, - so, als ob Jesus erniedrigt würde, wenn wir sagen, dass er ein richtiger Mensch ist. Im Dreieinigkeitsdogma ist kein anderer als Jesus, auch nicht Gott der Vater oder Gott der Geist, der Gottmensch. Damit wird Jesus in eine Kategorie eingeordnet, in der er der einzige ist.
Die trinitarische Behauptung, dass Jesus ganz Gott und ganz Mensch ist, bedeutet letztendlich, dass er weder wirklicher GOTT noch wirklicher Mensch ist. Es ist einfach nicht möglich, dass jemand zugleich 100% GOTT und 100% Mensch sein kann. Wenn wir Jesus zu 100 % GOTT und 100% Mensch machen, dann erschaffen wir eine nichtexistierende Person, die zu unserer Lehre passt und tun das ohne Bezug zur Realität oder klaren Logik und denken uns Aussagen aus, die offenkundig falsch, unsinnig und unbiblisch sind. Unwahrheiten klingen oftmals überzeugend genug, um Menschen täuschen und irreführen zu können, was sie aber nicht wahr und richtig macht. Falsche Götter werden in vielen Religionen angebetet, was sie aber nicht zum wahren GOTT macht.
Es gibt eine subtile, und aus diesem Grund gefährliche Schlussfolgerung in der „Gottmensch“-Lehre: Machen wir Jesus zu mehr als GOTT? In der Dreieinigkeitslehre ist Gott der Vater „nur“ Gott, wohingegen Jesus Gott und Mensch ist. Wir können den Menschen nicht geringschätzen und meinen, dass er keinen Wert hätte ohne etwas, was auch Gott hinzugefügt werden könnte. In der Tat, der Mensch ist der Höhepunkt, die Krone der Schöpfung GOTTES, - eine Schöpfung, die in GOTTES Augen als „sehr gut“ gilt (1. Mo 1, 31)
Auch wenn wir darauf bestehen, dass der Mensch nichts wert ist, so bleibt dennoch die Tatsache bestehen, dass eine Person, die sowohl Gott als auch Mensch ist, für Menschen weitaus ansprechender und attraktiver ist, als jemand, der „nur“ Gott ist. Aus psychologischen Gründen fällt es uns leichter, zu jemandem eine Beziehung aufzunehmen, der Mensch ist, als zu jemanden, der das nicht ist. Dies erklärt zum großen Teil die große Attraktivität der trinitarischen „Gottmensch“-Lehre bezüglich Jesus und ihre Macht der Irreführung.
Es ist dieses menschliche Element, das die starke Anziehungskraft Marias, der Mutter Jesu, auf die Katholiken ausmacht, die sie anbeten. Während der Jesus der Dreieinigkeitslehre mit Gottsein und Menschsein ausgestattet ist, ist Maria ganz menschlich und aus diesem Grund für viele Katholiken weitaus attraktiver als dieser Jesus. Ihre Anziehungskraft wird von ihrem Status im Katholizismus als „die Mutter Gottes“ verstärkt, was ihr in den Augen ihrer Verehrer unübertroffene Überzeugungskraft vor Gott gibt. Es ist nicht überraschend, dass in nahezu allen katholischen Kirchen Marienstatuen zu finden sind und dass ihr viele Kirchen gewidmet sind, wie zum Beispiel die Kathedrale in Montreal, die „Maria, Königin der Welt“ genannt wird. Die Tatsache, dass Maria „nur“ Mensch und nicht göttlich ist, hält ihre Verehrer nicht davon ab, sie zu verehren und sogar anzubeten.
Wenn wir aber die biblische Sicht vertreten, dass Jesus ein richtiger Mensch ist, zu 100 % Mensch ist, dann wird das den trinitarischen Protest hervorrufen, dass wir Jesus auf einen „bloßen“ Menschen reduzieren würden. Tatsache ist es aber, dass jeder Mensch auf der Erde „bloß“ ein Mann oder eine Frau ist und dennoch „im Bilde GOTTES“ geschaffen ist. Was Jesus als den „bloßen“ Menschen betrifft, so hat es JAHWE, dem allerhöchsten GOTT, gefallen, ihn über die Himmel zu erheben und ihn zu SEINER Rechten zu setzen und ihn nach IHM an die zweite Stelle über die gesamte Schöpfung zu stellen. Jesus ist somit „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Hebr 2, 7). Wie aber kann der trinitarische Jesus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (beliehen) sein, wenn er als Gott diese Herrlichkeit von Ewigkeit her hatte?
Sohn GOTTES
Welche Bedeutung hat der Titel „Sohn GOTTES“ für die meisten Christen? Als Trinitarier betonten wir das Wort „GOTT“ so sehr, dass wir „Sohn GOTTES“ als „Gott der Sohn“ lasen. Unsere Augen sahen „GOTTES Sohn“, aber unser trinitarisches Denken war so trainiert, diese Worte als „Gott der Sohn“ zu sehen. Die Tatsache, dass unser intelligentes und geschultes Denken die Worte so einfach von hinten nach vorne versetzen konnte, ist eine beängstigende Demonstration der Macht des Irrtums. Auch wenn wir diesen Irrtum richtigstellen, werden die meisten Christen immer noch nicht genau wissen, was „Sohn GOTTES“ in der Bibel bedeutet.
Der Titel „Sohn GOTTES“, so wie er im Neuen Testament auf Jesus bezogen ist, bestätigt ganz einfach, dass er der Messias ist. Diese grundlegende Tatsache wird von maßgebenden trinitarischen Belegstellen wie dem Westminster Theological Wordbook of the Bibleanerkannt, wo es heißt: „Sohn GOTTES ist ein Synonym für Messias.“ Im Weiteren führt es Beispiele an, wie das Christusbekenntnis von Petrus (Matth 16, 16) und das Bekenntnis des Hauptmanns zu Christus als dem Sohn GOTTES (Mark 15, 39), was „als eine Anerkennung des Messias-Seins Jesu verstanden werden sollte“ (S. 478). „Messias“ ist ein hebräischer Titel, der gleichbedeutend mit „Christus“ im Griechischen ist.
Die Titel „Sohn GOTTES“ und „Messias“ finden wir nebeneinandergestellt zum Beispiel in Matthäus 26, 63, wo der Hohepriester zu Jesus sagt: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen GOTT, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn GOTTES.“ Weil Jesus aber gegenüber den ihn verhörenden Richtern schwieg, die wollten, dass er etwas Selbstbelastendes sagen würde, rief der Hohepriester den Namen „des lebendigen GOTTES“ an, um Jesus zu zwingen, unter Eid zu sagen, ob er der Christus, der Sohn GOTTES ist. Es wäre absolut lächerlich, zum Schluss zu kommen, dass der Hohepriester wirklich versucht hätte, Jesus zu zwingen, zuzugeben, dass er „Gott der Sohn“ war, nicht nur, weil der tatsächliche Begriff, den der Hohepriester benutze, nicht „Gott der Sohn“ war, sondern „Sohn GOTTES“, sondern auch, weil alle Juden in ihrer gesamten Geschichte niemals geglaubt haben, dass der Messias (Christus) GOTT ist. In Wirklichkeit glaubten einige Juden, dass der vollkommen menschliche Johannes der Täufer der Christus sein könnte (Luk 3, 15). Aber in der typisch trinitarischen Art und Weise lesen wir in die Worte des Hohepriesters etwas hinein, was er niemals gedacht hätte, zu fragen, - nämlich ob Jesus der göttliche Gott der Sohn, die zweite Person des dreieinigen Gottes, ist.
Die Nebeneinanderstellung von Christus und Sohn GOTTES finden wir auch in Johannes 20, 31:
Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn GOTTES, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Johannes bittet seine Leser zu glauben, dass Jesus der Christus, der Sohn GOTTES, ist, - diese zwei Titel sind äquivalent. Wenn wir unsere trinitarischen Brillen aufsetzen, lesen wir diese Worte so, als wollte Johannes von uns, dass wir glauben, dass Jesus Gott der Sohn ist. Diese beiden Titel tauchen in den Evangelien mehrmals zusammen auf. Zusätzlich zu den bereits zitierten Stellen gibt es noch folgende:
Matthäus 16, 16: Simon Petrus sprach: Du bist Christus, des lebendigen GOTTES Sohn.
Markus 1, 1: Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn GOTTES.
Lukas 4, 41: Von vielen fuhren auch die bösen Geister aus und schrien: Du bist der Sohn GOTTES! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Christus war.
Johannes 11, 27: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn GOTTES, der in die Welt kommen soll.
Im Neuen Testament tauchen Christus (Messias) und Sohn GOTTES häufig als synonyme Titel auf, weil sich diese in Psalm 2 auf ein- und dieselbe Person beziehen. Wegen der Wichtigkeit des Psalms 2 zitieren wir ihn hier vollständig und übersetzen in Kursivschrift die Worte, die sich auf den Messias (den gesalbten König) oder den Sohn GOTTES beziehen:
1 Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? 2 Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen gegen den JAHWE und SEINEN Gesalbten: 3 „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!“ 4 Der im Himmel thront, lacht, JAHWE spottet über sie. 5 Dann spricht ER sie an in SEINEM Zorn, in SEINER Zornglut schreckt ER sie: 6 „Habe doch ICH MEINEN König geweiht auf Zion, MEINEM heiligen Berg!" 7 Lasst mich die Anordnung des JAHWE bekannt geben! ER hat zu mir gesprochen: „MEIN Sohn bist du, ICH habe dich heute gezeugt. 8 Fordere von MIR, und ICH will dir die Nationen zum Erbteil geben, zu deinem Besitz die Enden der Erde. 9 Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen.“ 10 Und nun, ihr Könige, handelt verständig; lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! 11 Dienet JAHWE mit Furcht, und jauchzt mit Zittern! 12 Küsst den Sohn, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen! (JAHWE wurde wieder eingesetzt)
Der Schlüsselvers ist Vers 7, der von JAHWE und SEINEM Sohn spricht („MEIN Sohn bist du, ICH habe dich heute gezeugt); dieses ist die Grundlage für den messianischen Titel „Sohn GOTTES“. Und weil „Messias“ einfach „der Gesalbte“ bedeutet, bezieht „Sein Gesalbter“ in Vers 2 und „MEIN König“ in Vers 6 sich auf den Messias-König, den JAHWE auf „Zion, MEINEM heiligen Berg“ geweiht hat, von dem aus der Messias regieren wird, - nicht nur über Israel, sondern auch über alle „Nationen“ und bis zu „den Enden der Erde“ (V. 8). Der Messias wird in dem Namen JAHWES kommen, als der Bevollmächtigte JAHWES, und durch ihn wird es initiiert, dass die Menschen „JAHWE mit Furcht dienen“ werden (V. 11). Der letzte Vers (V. 12) hat jedoch noch einen anderen Hinweis auf den Sohn: „Küsst den Sohn, dass er nicht zürne … Glücklich alle, die sich bei ihm bergen.“ Einen König küssen, drückt Ehrfurcht und Unterordnung aus.
Gleichermaßen sagt das Neue Testament, dass der Messias (Christus) in dem Namen JAHWES kommt: „Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen“ (Joh 5, 43) und „Die Werke, die ich in dem Namen meines Vaters tue“ (Joh 10, 25).
Der Sohn GOTTES, der letztendliche Erbe des davidischen Throns, wird König sein, - nicht nur über Israel, sondern auch über alle Nationen dieser Erde. Zu dieser erhöhten Position, der höchsten auf der ganzen Erde, ist es gekommen, weil Jesus, der Messias, von JAHWE dazu eingesetzt worden ist. Der Messias wird die Nationen auf dieser Erde regieren, - einer Erde, auf der der Name JAHWES allen Bewohnern bekannt sein wird. Christus wird JAHWE in der Abwicklung aller Fragestellungen in internationalen Angelegenheiten vertreten, er wird auf der Erde Frieden schaffen und unter den Menschen Wohlwollen und Entgegenkommen etablieren, so wie es von den Engeln bei seiner Geburt vor langer Zeit verkündigt worden ist.
Viele Jahrhunderte lang hatten die Juden in einer eifrigen Erwartungshaltung auf das Kommen dieses herrlichen Messias geblickt, des Einen, der sie von der Unterdrückung befreien würde, die sie für den größten Teil ihrer Geschichte unter den heidnischen Nationen zu ertragen hatten. Und mehr als das, - ihr Messias wird wie Mose sein, der sie die Wahrheiten JAHWES gelehrt und sie auf den Wegen ihres GOTTES JAHWE geleitet hatte.
Die Herausforderung für die Juden ist, dass sie keine einfache Möglichkeit haben, den Messias zu erkennen, wenn er kommt, denn ihre Schriften lehren sie nicht, die Ankunft eines himmlischen Menschen zu erwarten, sondern die Ankunft „eines Propheten wie mich“, d.h. einen Propheten wie Mose (Einen Propheten wie mich wird dir JAHWE, dein GOTT, … erstehen lassen; 5. Mo 18, 15, -zitiert von Stephanus in Apg 7, 37).