Wort aus Jerusalem: "Selbstbetrug"
Selbstbetrug kann tödlich sein! Ich schaue mir im Fernsehen gerne Kochsendungen an. Nicht nur fremde Gerichte interessieren mich, die heimischen machen auch Appetit. Doch was nutzt es mir, wenn ich viele Kochbücher habe und weiss, wie man den besten Sauerbraten zubereitet, aber keine Zutaten dafür habe. Trotz meines kulinarischen Wissens werde ich verhungern.
So aber geht es vielen Christen. Sie sind stolz auf ihr biblisches Wissen, auf die heiligen Regeln ihrer Kirchenväter, auf altehrwürdige Dogmen oder auf ihr pietistisches Glaubensgut oder auf Reformtheologien.
Jede Glaubensrichtung hat ihre eigenen Gotteshäuser, Universitäten, Bibelschulen und Bibliotheken. Dabei sind ihre Lehrmeinungen nur Theorien, gut gemeinte Rezepte, ohne wirkliche Speise zu sein.
Spätestens hier sollte man erkennen und zugeben, dass selbst die besten Rezepte uns verhungern lassen, weil sie als Theologie keine richtige Speise ersetzen können. So sind auch die besten Glaubensbekenntnisse kein Ersatz für wahres Leben aus Gott.
Daher: Praktizieren wir wirklich das, was wir theoretisch bekennen? Hier ein Beispiel: das Christentum kam aus dem biblischen Judentum und muss daher das 1. Gebot befolgen, in dem Gott befiehlt:"Ich bin der HErr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Du sollst dir kein Götterbild anfertigen, auch kein Abbild weder von dem, was oben im Himmel ist, noch von dem, was auf der Erde ist. Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und sie nicht anbeten"! (2. Mose 20,2-5-8). Im "Schma Israel"-Glaubensbekenntnis heisst es: "Höre Israel" heisst es: Höre Israel: der HErr (JHWH) unser Gott, ist HErr allein!" (5. Mose 6,4). Das sagt auch Jesus Christus im Markus 12,29. Damit ist dieses Gebot auch für Christen verbindlich.
Wenn man jedoch das nominelle Christentum sieht, ist daraus in den 2000 Jahren Kirchengeschichte ein Tummelplatz von Göttern und Heiligen geworden, die angebetet und verehrt werden. Allein in der römisch-katholischen Kirche gibt es 3700 Heilige. Dazu kommen die Heiligen der griechisch-orthodoxen und russisch-orthodoxen Kirche.
Ihre Gebeine werden als Reliquien in Monstranzen gezeigt und angebetet. Vor Heiligenfiguren aus Holz, Gips und Plastik bekreuzigt man sich. Dabei befahl der HErr, dass wir uns davon kein Bildnis machen dürfen! Siehe Jesaja 44,6-20.
Dies ist nur ein Beispiel dafür, wir gross die Kluft zwischen dem ist, was wir theoretisch bekennen und dem, was wir in der Tat praktizieren. Lieber philosophiert man solange daran herum, bis man eine theologische Formel gefunden hat, die den Anschein erweckt, sie entspreche dem, was Gott als "HErr allein!" - Adonai echad uns befiehlt.
Hier zitiere ich Hiob, der leider meistens nur philosophisch ausgelegt wird, dabei hat Hiob wohl den wichtigsten Schlüsselsatz der Bibel gesagt: "Bisher hatte ich nur von Hörensagen von dir (Gott) vernommen, jetzt aber hat mein Auge Dich geschaut!" (Hiob 42,5-6). Das heisst: Bisher studierte ich an einer Universitären Theologie, jetzt aber habe ich Gott persönlich erlebt. Jetzt ist ER für mich keine Theologie mehr, sondern erlebte Erfahrung. Kein blosses Rezept mehr, sondern lebenserhaltende Speise von Gott.
Andere berufen sich auf den Heiligen Geist, der ihre Gottesdienste leitet. Dabei sind sie es, die die Gottesdienste leiten und dem Heiligen Geist keinen Freiraum lassen, weil in der Liturgie alles festgeschrieben ist und in den Freien Gemeinden alles wie immer ablaufen muss, denn auch junge Kirchen haben schon ihre feste Tradition.
Darum lasst uns Hiob zum Vorbild nehmen, er scherte aus der theoretischen Theologie aus. Das nur vom "Hörensagen Gelernte" befriedigte ihn nicht mehr, die religiösen Rezepte waren nicht die Speise, die er brauchte, um überleben zu können. Er wollte sich nicht mehr selbst betrügen - und damit auch nicht andere. Er suchte solange, bis er sagen konnte: "Bisher hatte ich nur vom Hörensagen von Gott vernommen, jetzt aber habe ich ihn erlebt!" Allein dieses persönliche Gotteserlebnis macht uns krisensicher. Und genau das wünsche ich Ihnen!
von Ludwig Schneider in "Israel heute" Juni 2015, S.16
„Artikel mit Erlaubnis des israel heute Magazins, www.israelheute.com“.