Der Name Gottes durch die Heilsgeschichte
Vorgeschichte
Die erste Erwähnung des persönlichen Gottesnamen finden wir im Buch Genesis:
Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, da JHWH Gott Erde und Himmel machte,(1. Mose 2,4)
In 2. Mose 6,2-3 sagt Gott zu Mose:
„Ich bin JHWH. Und ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als Gott, der Allmächtige; aber mit meinem Namen JHWH habe ich mich ihnen nicht kundgegeben“.
Nun wissen wir, dass bereits Abraham durchaus den Namen JHWH kannte. In 1. Mose 15,2 redete er Ihn sogar mit diesem Namen an. Im Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 heisst es immer Gott (hebr. Elohim). Aber in dem Abschnitt, der die Erschaffung von Mann und Frau beschreibt, taucht der Name JHWH auf (vgl. Kapitel 2,4 ff.). Es ist der Name Gottes, den Er in seinem Handeln mit den Menschen, insbesondere später mit seinem irdischen Volk Israel, getragen hat - und im Tausendjährigen Reich wieder tragen wird.
Das Wort „kundgegeben“ in 2. Mose 6,3 bedeutet daher nicht nur „mitteilen“, sondern „durch Erfahrung erkennen lassen“. Bei der Berufung und Rettung seines irdischen Volkes Israel offenbarte Gott sich mit diesem Namen in einer besonderen, neuen Weise, wenn Er in dieser Welt für sein Volk eintrat und es „mit starker Hand und ausgestrecktem Arm“ erlöste.
Das Gebot den Namen Gottes nicht zu missbrauchen finden wir erstmals Im Buch Exodus.
Du sollst den Namen JHWHs, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn JHWH wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht. (2. Mose 20,7)
Und wer den Namen JHWHs lästert, soll gewißlich getötet werden, steinigen soll ihn die ganze Gemeinde; wie der Fremdling, so der Eingeborene: wenn er den Namen lästert, soll er getötet werden. (3. Mose 24,16)
Du sollst den Namen JHWHs, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn JHWH wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht. (5. Mose 5,11)
Inschriften im Alten Testament
Die älteste Inschrift Gottes wurde im heutigen Sudan (Soleb) entdeckt. In der Antike gehörte der Tempel zum Königreich in Ägypten. Der Tempel wurde während der Regierungszeit vom Pharao Amenhotep III. (ca. 1388 - 1351 v.u.Z.) errichtet. Sein Königreich erstreckte sich vom Norden Syriens bis in den Sudan. Diese Inschrift (Ende 15. Jh. v.u.Z.) ist somit über 3500 Jahre alt und datiert in die Zeit der Wüstenwanderung Israels.
Links das Original, rechts mit Umrandungen. Es bedeutet "Land" (der) "Nomaden" "JHWHs".
Der Moabiterstein ist die zweitälteste bekannte Inschrift des Gottesnamens JHWH. Es ist ein Gedenkstein in moabitischer Sprache aus dem Jahr 840 v.Chr. [1]
Der Name Gottes ist im Alten Testament (Tenach) nie verschwunden. Im letzten Buch des Alten Testamentes (Malachi 433-430 v.Chr. Masoretischen Text) wird das Tetragrammaton noch 46 mal verwendet. Zählen wir alle Bücher zusammen, kommen wir auf 6'828 Stellen mit dem persönlichen Namen Gottes JHWH. Interessant ist die statistische Verteilung des Gottesnamens. [2]
Am Ende des Alten Testamentes zeigt uns Gott JHWH, dass die Menschen seiner Ehre und seinem Namen verachten werden.
Ein Sohn soll den Vater ehren, und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht? spricht JHWH der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprechet: Womit haben wir deinen Namen verachtet? (Malachi 1,6)
Nach Maleachi bis zur Zeitwende
Die meisten Schriftrollen vom Toten Meer (ab 250 v. Chr.) geben das Tetragramm und manche seiner Ersatzlesungen auch dort in althebräischer Schrift wieder, wo der übrige Text in anderer Schrift geschrieben wurde.
In den nicht-kanonischen Apokryphen, welche in einigen Bibeln zu finden sind, finden wir ebenfalls den persönlichen Namen Gottes. Die Schriften wurden um 200 v.Chr. geschrieben.
Das jüdische Volk hat sich entschieden den Namen Gottes als Adonai (mein Herr) oder HaSchem (der Name) auszusprechen, um den persönlichen Gottesnamen nicht zu lästern. Die Heiligkeit des Namens sollte vor Missbrauch geschützt werden. Daher vermieden schon die Chassidim (Fromme - bezeichnet verschiedene voneinander unabhängige Bewegungen im Judentum.) seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Aussprache des Gottesnamens. Doch erst mit der Kanonisierung der hebräisch-aramäischen Schriften (um 135) wurde der Gottesname auch schriftlich allgemein vermieden und durch Umschreibungen ersetzt.
Die um 250 v. Chr. in Alexandria (Ägypten) begonnene griechische Übersetzung des Tanach, die Septuaginta, gibt das Tetragramm in älteren Handschriften bis 135 ausschließlich mit althebräischen oder aramäischen Buchstaben mitten im griechischen Text wieder, nur in einer Handschrift (4Q120) mit den griechischen Buchstaben ΙΑΩ. Die ersten Übersetzer hatten den Eigennamen Gottes nicht übersetzt. Erst ab etwa 150 taucht in griechischen Bibelhandschriften stattdessen Kyrios (Herr) für den Gottesnamen auf. Bis zum 9. Jahrhundert verdrängte dieser Titel den hebräischen Namen ganz. Nachfolgend die LXX-Handschrift um die Zeitenwende mit dem Tetragramm in Zeile 3, 5 und 13 [3]
4Q120 (auch pap4QLXXLevb) ist die Bezeichnung für eine Handschrift des Buches Leviticus in griechischer Übersetzung. Nach der paläographischen Analyse stammt die Handschrift wahrscheinlich aus dem 1. Jahrhundert v.Chr.
Von den insgesamt 97 Papyrusfragmenten lassen sich 31 entziffern und zuordnen. Demnach ist der Text zwischen Lev 1,11 und 5,25 bezeugt. Die übrigen Fragmente sind zu klein, um eine sichere Identifizierung zuzulassen. Neben kleineren textkritischen Varianten ist die Wiedergabe des Gottesnamens JHWH in griechischen Buchstaben mit ΙΑΩ (so Lev 3,12 [frg. 6] und 4,27 [frg. 20]) anstelle der später v.a. in christlichen Septuaginta-Handschriften üblichen Wiedergabe mit κύριος eine der Besonderheiten der Handschrift. [4]
Nachfolgend die Schreibweisen JHWHs: [5]
Oben in Paleo-Hebräisch/Phönizisch (10. Jh. v.Chr. bis 135 n.Chr.)
Mitte in Altaramäisch/Althebräsich (10. Jh. v.Chr. bis 4. Jh. n.Chr.)
Unten in Hebräisch-Quadratschrift (3. Jh. v.Chr. bis Heute).
Gottes Name zur Zeit Jesu Christi
Hiob Rolle der Oxyrhynchus-Kollektion Ägyptische Wüste (Papyrus Oxyrhynchus 3522 / P.Oxy.L 3522). Die Rolle ist auf Griechisch geschrieben. Das Tetragrammaton ist in Paleo Hebräisch und betrifft die Schriftstelle Hiob 42,11-12 . Datum der Niederschrift ca. 50 n.Chr. [6]
Die Schriftrollen vom Toten Meer. Psalm 119:59-64 in Paleo-Hebräisch. [7] Man erkennt deutlich den Unterschied in der Schriftform zwischen dem Namen Gottes und dem Rest vom Text.
Die Zwölfprophetenrolle (8HevXII gr) ist eine griechische Handschrift des Zwölfprophetenbuches aus dem 1. Jahrhundert, die in Höhle Nr. 8 im Nachal Chever nahe dem Toten Meer gefunden wurde (Habakkuk Rolle aus dem Rockefeller Museum, Jerusalem, Israel). Die Rolle ist in Griechisch geschrieben. Das Tetragrammaton ist in Paleo Hebräisch (siehe Pfeil). Datum der Niederschrift 1. Jahrhundert unserer Zeit. [8] Die israelische Altertumsbehörde (IAA) hat die digitale Leon Levi Bibliothek zu den Schriftrollen vom Toten Meer, eine frei zugängliche virtuelle Bibliothek geschaffen [9]. Die Übersicht der Qumram-Manuskripte mit allen Tetragrammaton in chronologischer Reihenfolge von Peter Muchowski ist ebenfalls sehr hilfreich [10]. Der persönliche Name Gottes JHWH wurde über 2'200 Mal in den Schriftrollen vom Toten Meer gefunden.
Im Neuen Testament finden wir nur die Umschreibung des Gottesnamens im Griechischen durch "ho theos" (der eine Gott). 1350 mal wird diese Umschreibung erwähnt und zwar nur für den Vater. Selbstverständlich versuchen die Gegner des Ein-Gott-Glaubens gleich auf den ungläubigen Thomas hinzuweisen (Johannes 20,28). Selbst Jesus erkannte, dass die Richter im Alten Testament Götter genannt wurden (Johannes 10,34; Psalm 82,6). Es ist ein menschlicher Titel für Repräsentanten (hebr. shaliah) des einen Gottes und hebt in keinster Weise den Monotheismus der Bibel auf. Wenn Tausende und Tausende Male vom Gott in der Einzahl gesprochen wird, sollten wir nicht einzelne Verse aus dem Kontext reissen um der ganzen Bibel eine andere Bedeutung zu geben. Das ist schlechte Theologie.
Die einzige namentliche Erwähnung des persönlichen Gottesnamens im Neuen Testament ist Hallelujah in der Offenbarung 19,1; 19,3; 19,4; 19,6. Hallelujah ist das hebräischen הַלְּלוּיָהּ (hallelu-Jáh), das sich aus dem Imperativ Plural preiset von hillel (hebräisch für „preisen, verherrlichen, ausrufen“) und Jah, der Kurzform des Gottesnamens JHWH, zusammensetzt. Wörtliche Übersetzung: Lobt Jah!
Der Papyrus P52, [11] auch als das Johannesfragment bekannt, ist ein Fragment aus einem Papyruscodex mit den Maßen 9 × 6,4 cm. Er beinhaltet Johannes 18,37–38 (verso) und Johannes 18,31–33 (recto). Es gilt im Allgemeinen als das früheste bekannte Fragment eines kanonischen Textes des Neuen Testaments (ca. 125 n.Chr.). Leider findet sich der Gottesname nicht auf dem Papier. In den beiden ältesten, komplett erhaltenen, Neuen Testamente, dem Codex Sinaiticus (350-400) und Codex Vaticanus (350-400) fehlt das Tetragrammon vollständig. Es findet sich nur noch die Umschreibung kyrios.
Das Verschweigen des persönlichen Namens Gottes JHWH kommt den Gegnern des jüdischen Gottglaubens entgegegen. Es ist einfacher die Trinität oder den Oneness Glauben hineinzudeuten. Hier machen sie sich die Ehrfurcht der Juden vor dem persönlichen Namen Gottes zu nutze. Durch die Umschreibung des persönlichen Gottesnanamens JHWH im AT und dem kyrios-Begriff im NT bleibt viel Spielraum für Spekulationen. Der "HERR" JHWH im Alten Testament wird mit dem "Herr" Jesus im Neuen Testament ausgeglichen.
Ist der Name Gottes wichtig? Jesus lehrte uns wie folgt zum Vater zu beten: Geheiligt werde dein Name! Der Name Gottes ist JHWH, nicht Vater. Vater ist ein Titel. Gott ist unser Vater durch die uns gegebene Sohnschaft. Hat Jesus jemals gesagt, "spricht nie den Namen Gottes aus"? Der Taufbefehl in Matthäus 28,19 geschieht im Namen des Vaters.
Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat ihn kundgemacht. (Johannes 1,18)
"Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen". (Hebräer 2,12)
Tausendjähriges Reich:
Die Israel gegebene Namensoffenbarung wird besonders in der spätnachexilischen Prophetie zum Ziel der Heilsgeschichte:
Zuletzt werde JHWH selbst seinen Namen aller Welt so offenbaren, dass aller Götzenkult verschwinde und alle Menschen ihn anerkennen und ehren würden (Sach 14,9; Jes 45,23).
Und als sie zu den Nationen kamen, wohin sie kamen, da entweihten sie meinen heiligen Namen... (Hesekiel 36,20)
Und ich werde meinen heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes Israel, und werde meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen lassen. Und die Nationen werden wissen, daß ich JHWH bin, der Heilige in Israel. (Hesekiel 39.7)
Und ich werde sie stark machen in JHWH, und in seinem Namen werden sie wandeln, spricht JHWH. (Sacharja 10,12)
Und der Name der Stadt soll von nun an heissen: JHWH daselbst. (Hesekiel 48,35)
Die Thora
Der bedeutende Gelehrte des 20. Jahrhunderts Rabbiner Jehuda Amital beschreibt eine in der Tora fundierte Ethik, im Bezug auf Nichtjuden, die auf 5 Prinzipien beruht.
Fünftes Fundament:
Die Heiligung des Namens und die Vermeidung von dessen Entweihung
Jedes unmoralische Verhalten einem Nichtjuden gegenüber wird als ein schweres Vergehen bertrachtet, da es ein fundamentales Gebot der Tora übersieht: Die Pflicht des Namen Gottes in der Welt zu heiligen (Kidusch Haschem) und ihn nicht zu entweihen. [12]
Wie soll ein Nachfolger Jesu den Namen Gottes heiligen, wenn die Mehrheit der Christenheit diesen Namen nicht kennt?
Schlussbemerkung:
Zur Zeit Jesu und der Apostel, kannten die Gläubigen den persönlichen Namen Gottes. Es ist wohl dem zunehmenden heidnischen Einfluss geschuldet, dass dieser heilige Name vollständig verschwunden ist. Unsere Pflicht ist es diesen persönlichen Namen des Vaters zu kennen und zu ehren, denn Jesus hat ihn uns kundgetan. Viele Diskussionen werden über die korrekte Aussprache des Gottesnamens JHWH geführt. Es gibt wahrscheinlichere und weniger wahrscheinlichere Rekonstruktionen der korrekten Aussprache. Wichtig ist die Erkenntnis, dass unser Gott JHWH 6'828 mal im Alten Testament und 1'350 mal im Neuen Testament erwähnt wird und wir durch die ganze Schrift mit einem einpersonalen Gott konfrontiert werden. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Ausgrabungen im Heiligen Land, weitere verwertbare Ergebnisse liefern. Möge der Name Gottes gross sein unten den Menschen!
[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Mesha_Stele (meine Markierung im dritten Bild)
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Tetragrammaton
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/JHWH
[4] http://en.wikipedia.org/wiki/4Q120
[5] http://en.wikipedia.org/wiki/Tetragrammaton
[6] http://en.wikipedia.org/wiki/Papyrus_Oxyrhynchus_3522 (meine Markierung im Bild)
[7] http://www.eliyah.com/yhwhdss.html
[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Zwölfprophetenrolle_vom_Nachal_Chever
[9] http://www.deadseascrolls.org.il & http://dss.collections.imj.org.il
[10] http://en.wikipedia.org/wiki/Tetragrammaton#Dead_Sea_Scrolls
[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Papyrus_52
[12] Rabbiner Amital, Jehuda (2005): Jewish Values in a changing world. Jersey City; (zit. bei Pester: Ethik im Judentum, S. 181)