Die noachidischen Gebote
Die jüdische Tradition kennt sieben noachidische Gebote, die wir ebenfalls im Neuen Testament wiederfinden.
Die klassische Formulierung dazu findet sich im babylonischen Talmud (b Sanhedrin 56b) von wird von Rabbi Jochanan.
Die rabbinische Tradition geht davon aus, dass die sieben Gebote des Bundes auch für die ganze Menschheit gelten.
Im Talmudtraktat Sanhedrin 56a/b werden die folgenden sieben noachidischen Gebote definiert: [1]
→ Verbot von Götzenanbetung
→ Verbot von Gotteslästerung
→ Verbot von Ehebruch
→ Verbot von Mord
→ Verbot von Diebstahl
→ Verbot ein Tier lebendig und blutig zu Essen
→ Einführung von Gerichten als Ausdruck der Wahrung des Rechtsprinzips
Die noachidischen Gebote muss es somit vor dem Sinaibund (2. Mose 20) gegeben haben.
→ Verbot von Götzenanbetung
In der Bibel gibt es nur einen Gott. Die bösen Gedanken der Menschen vor der Flut können auf Götzenanbetung schliessen lassen (1. Mose 6,5) Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. (2. Mose 20,3)
→ Verbot von Gotteslästerung
In der Bibel gibt es nur einen Gott. Die bösen Gedanken der Menschen vor der Flut können auf Gotteslästerung schliessen lassen (1. Mose 6,5) Und wer den Namen JHWHs lästert, soll gewißlich getötet werden, steinigen soll ihn die ganze Gemeinde; wie der Fremdling, so der Eingeborene: wenn er den Namen lästert, soll er getötet werden. (3. Mose 24,16)
→ Verbot von Ehebruch
In 1. Mose 39,9 sagt Joseph zu der Frau seines Herrn Poitifar, die mit ihm schlafen will: Niemand ist größer in diesem Hause als ich, und er hat mir gar nichts vorenthalten als nur dich, indem du sein Weib bist; und wie sollte ich dieses große Übel tun und wider Gott sündigen?
→ Verbot von Mord
Und nun, verflucht seiest du von dem Erdboden hinweg, der seinen Mund aufgetan hat, das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen! (1. Mose 4,11) und wahrlich, euer Blut, nach euren Seelen, werde ich fordern; von jedem Tiere werde ich es fordern, und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, seines Bruders, werde ich die Seele des Menschen fordern. (1. Mose 9,5)
→ Verbot von Diebstahl
Der erste versuchte Diebstahl geschah im Garten Eden durch das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis. Dort wollten Adam und Eva die Gottheit rauben. Sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses. Und das Weib sah, daß der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Manne mit ihr, und er aß. (1. Mose 3,5-6)
→ Verbot ein Tier lebendig und blutig zu Essen
Gott sagte Noah: Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blute, sollt ihr nicht essen (1. Mose 9,4)
→ Einführung von Gerichten als Ausdruck der Wahrung des Rechtsprinzips.
Denn ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, daß sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf daß der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. (1. Mose 18,19). [2]
Israel verknüpft mit der noachidischen Lehre fünf Bedeutungsaspekte. [3]
1. Die noachidische Tora ist prä-sinaitische Lebensweisung, gemeint für die Flutleute, wie durchs Wasser gerettet!
2. Israel gibt der Völkerwelt die Summe seiner eigenen Tora weiter.
3. Die noachidische Tora ist ein Konzept theologischer Toleranz und Akzeptanz des Anderen, des Fremden.
4. Die weiteste Hoffnungslinie des Noachidenkonzeptes: Anteil an der kommenden Welt.
5. Die noachidischen Menschheitsgebote sind ein Stück theologischer Ethik und nicht einfach nur das Konstrukt natürlicher Religiosität
Die noachidischen Gebote im Neuen Testament
In Apostelgeschichte 15 diskutiert die Urgemeinde, unter welchen Bedingungen die jüdischen Anhänger des Messias Jesus und seine Anhänger aus den Völkern Tischgemeinschaft haben können. Das Ergebnis des berühmten Apostelkonvents sind die sog. »Jakobusklauseln«, die sich wie ein Auszug der noachidischen Gebote lesen:
Deshalb urteile ich, daß man diejenigen, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren, nicht beunruhige, sondern ihnen schreibe, daß sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Hurerei und vom Erstickten und vom Blute. (Apg 15,19-20 vgl. Apg 15,29;)
Diese nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und trage die Kosten für sie, damit sie das Haupt scheren lassen; und alle werden erkennen, daß nichts an dem ist, was ihnen über dich berichtet worden, sondern dass du selbst auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst. Was aber die Gläubigen aus den Nationen betrifft, so haben wir geschrieben und verfügt, dass [sie nichts dergleichen halten sollten, als nur dass] sie sich sowohl vor dem Götzenopfer als auch vor Blut und Ersticktem und Hurerei bewahrten. (Apg 21:24-25) Dabei dürfte sich die Bestimmung über Ersticktes ebenfalls gegen Tierquälerei richten.
[1] Der babylonische Talmud, Band VIII, S. 687 (Deutsche Übersetzung nach Lazarus Goldschmidt)
[2] Der babylonische Talmud, Band VIII, S. 687, 688 (Deutsche Übersetzung nach Lazarus Goldschmidt)
[3] http://www.juedisches-recht.de/anf_noah_gebote.php