Jesus, der Pseudomensch
Nur wenige Christen wissen heute, dass das Konzil von Chalcedon die Person Christi für die nachfolgenden Generationen der Christen definiert hat. Im Jahr 451 n.Chr. hat dieses Konzil festgelegt, dass Gott der Sohn sich mit der „menschlichen Natur” vereint hat, d.h. dass er eine menschliche Natur ohne menschliche Personalität ist. In dem Glaubensbekenntnis von Chalcedon wird auch erklärt, dass wir nicht sagen dürfen: „Jesus ist ein Mensch“, weil ihn diese Aussage zu „zwei Personen“ machen würde – zu einer Gott-Person und zu einem eigenständigen Menschen. Danach wurde verfügt, dass Jesus nur „Mensch“ in einem generischen Sinne ist, nicht aber „ein Mensch“. Das Konzil von Chalcedon wurde zum Maßstab für die gesamte zukünftige „Orthodoxie“.
Seitdem ist es offizielle christliche Lehre, dass Jesus kein menschliches Ich hat! Die menschliche Personalität Christi wurde durch die göttliche Personalität der ewigen „zweiten Gottperson“ (Gott der Sohn, - eine Bezeichnung Jesu, die nirgendwo in der Bibel zu finden ist) ersetzt. Man erklärte, dass Jesus eine menschliche Natur hat, aber keine menschliche Person ist! Der normale Christ unserer Tage ist sich dieser Tatsache in aller Regel nicht bewusst.
Du magst versucht sein, zu denken, dass ich das alles erfunden habe und dir Lügen erzähle. Ich will deshalb einige trinitarische Theologen zitieren, um meine Aussagen zu belegen. Norman Geisler und William Watkins schreiben im Trinity Journal (1985, Band 6; S. 189) in ihrem Artikel Inkarnation und Logik, Verteidigung der Vereinbarkeit: Es stimmt, dass Gott der Sohn sich in der chalcedonischen Orthodoxie mit einer personenlosen menschlichen Natur vereint hat.
Thomas Hart schreibt in Jesus kennen und ihm nachfolgen (Paulist Press 1984; S. 44): Das Konzil von Chalcedon sagt uns, dass Jesus „Mensch“ im generischen Sinne genannt wird, aber nicht „ein Mensch“. Er hat eine menschliche Natur, aber er ist keine menschliche Person. Die Person in ihm ist die zweite Person der heiligen Dreifaltigkeit; Jesus hat kein menschliches Persönlichkeitszentrum. Auf diese Weise hat das Konzil das mögliche Problem einer gespaltenen Persönlichkeit umgangen.
Leslie Simmonds schreibt in Was denkst du von Christus (S. 45) auch über die trinitarische Orthodoxie: Heute sagt die Lehre von der Inkarnation, dass in Christus der Sitz der menschlichen Persönlichkeit durch die göttliche Persönlichkeit der zweiten Person der Heiligen Dreieinigkeit, durch Gott den Sohn, besetzt worden ist. Christus besaß eine vollständige menschliche Natur ohne eine menschliche Persönlichkeit zu haben. Eine ungeschaffene und ewige göttliche Persönlichkeit ersetzt in ihm eine geschaffene menschliche Persönlichkeit.“
Ich erzähle dir also keine Lügen. Das offizielle kirchliche Dogma sagt, dass Jesus pseudo-menschlich ist.
Das Ganze ist auch keine akademische Frage für die abgeschiedenen Räume der Theologie. Das alles hat auch direkt mit dem gesamten Thema unserer Errettung zu tun. Hier eine einfache Frage, die wir beantworten müssen: Ist dort am Kreuz eine menschliche Person gestorben? Denke daran, dass die Dreieinigkeitslehre darauf besteht, dass es drei Personen in Gott gibt, dass aber gleichzeitig sorgfältig zu beachten ist, dass Jesus „Mensch“ oder „menschlich“ war, aber definitiv keine menschliche Person war.
Da Jesus nach der trinitarischen Lehre der „ewige Sohn“ ist, der zwei Naturen in einer Person hat, war es demnach nur seine personenlose menschliche Natur, die am Kreuz gestorben ist. Gott der Sohn, der die menschliche Natur angenommen hat, ist nicht gestorben! Nach diesem Bekenntnis gab es kein totes menschliches Wesen am Kreuz, sondern nur einen persönlichkeitslosen menschlichen Körper.
Wenn der göttliche Sohn nicht gestorben ist, wo ist dann unsere Erlösung? Wenn es am Kreuz keine tote Person gab, dann haben wir auch keinen Erlöser! Somit leidet die Dreieinigkeitslehre unter der doketischen Irrlehre, vor der uns die Apostel gewarnt haben: Jesus scheint nur ein Mensch zu sein, aber in seinem Persönlichkeitszentrum ist er in Wirklichkeit Gott. Jesus ist „Mensch“, aber nicht „ein Mensch“.
Lass uns zurück zu dem Anfang der Geschichte von Jesus, dem Christus, gehen und schauen, welch eine Art von Mensch er nach der Verheißung werden sollte.
Nachdem Adam und Eva gegen GOTTES Gebot verstoßen hatten, verhieß GOTT Satan: „ICH will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1. Mo 3, 15). Die allererste Verheißung des kommenden Erlösers hatte also GOTT JAHWE selbst gemacht. Einer der Nachkommen Evas, ein Mann aus ihren „Genen“ sollte kommen, um zu erretten. Und beachte es genau: Die Verheißung kam aus dem Mund GOTTES. Theologen nennen diese Verheißung Protoevangelium, die erste Evangeliumsverkündigung. Eva erwartete fest, dass dieser Verheißene auf der Stelle alle ihre Missetaten wieder gutmachen wird, wenn er kommt. Denn als ihr erster Sohn Kain geboren wurde, sprach sie: „Ich habe einen Mann hervorgebracht mit dem HERRN“ (1. Mo 4, 1). [In der LXX heißt es: „Ich habe einen Mann durch GOTT geboren“]. Eva verstand die Verheißung so, dass eines ihrer Kinder kommen würde, um sie zu erretten. Aber es stellte sich heraus, dass nicht Kain dieser verheißene „Same“ war. GOTTES Verheißung des Kommenden wurde später durch Abraham spezifiziert und eingegrenzt. Einer seiner Nachkommen würde kommen, um die Menschheit zu erretten. Paulus brachte es so zum Ausdruck:
Dem Abraham aber wurden die Verheißungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft. ER spricht nicht: "und seinen Nachkommen", wie bei vielen, sondern wie bei einem: "und deinem Nachkommen", und der ist Christus“ (Gal 3, 16).
Ein direkter genetischer Nachkomme Abrahams und Saras würde aus der Abstammungslinie ihres verheißenen Sohnes Isaak in die Welt kommen und er würde der Christus sein. Das Neue Testament drückt das sehr klar aus:
Die Schrift aber, voraussehend, dass GOTT die Nationen aus Glauben rechtfertigen werde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft voraus: "In dir werden gesegnet werden alle Nationen" (Gal 3, 8).
Jetzt wissen wir, dass der Verheißene der „Same der Frau“ und der „Same Abrahams“ sein wird.
Auch Mose sagte voraus, dass der Verheißene aus der Linie einer hebräischen Familie stammen wird. Er wird ein Mann sein, „wie ich“, verhieß Mose, „aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern (d.h. ein Landsmann)“ (5. Mo 18, 15). GOTT wird diesen Juden in ganz besonderer Weise salben, damit er die Worte aussprechen wird, die GOTT ihm geben wird.
Außerdem wusste jeder Jude, dass der kommende Messias, den die Propheten verheißen hatten, ein direkter Nachkomme des Königs David sein wird. David selbst hatte diesen Kommenden verheißen: Da er nun ein Prophet war und wusste, dass GOTT ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet … (Apg 2, 30-31).
GOTT hatte in der Tat eine an keine Bedingungen gebundene Bundesvereinbarung mit David abgeschlossen, dass einer seiner Nachkommen „für ewig“ auf dem Thron Israels sitzen wird: Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor MIR Bestand haben für ewig, dein Thron soll fest stehen für ewig (2. Sam 7, 16)
Ist es ein Wunder, dass einige scharfsinnige Leute, die Kenntnis von solchen Verheißungen in ihrer langen prophetischen Tradition hatten, Jesus mit „Sohn Davids“ angesprochen haben, als er unter ihnen umherging? Auch der Apostel Paulus war davon überzeugt, dass die Erkenntnis, dass Jesus der verheißene Nachkomme aus der davidischen Abstammungslinie war, ein wesentlicher Teil des rettenden Evangeliums war: Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium (2. Tim 2, 8).
In dieser kurzen Ausarbeitung haben wir nicht die Zeit, die gesamte Liste der prophetischen Äußerungen zu untersuchen, die auf den kommenden menschlichen Messias hinwiesen. Hier soll es genügen, darauf hinzuweisen, dass jede einzelne Verheißung von dem Kommenden zum Inhalt hatte, dass er ein menschliches Wesen, ein Mann, ein Nachkomme aus dem genetischen Pool der Menschheit sein wird. Allgemein gesprochen wird er die gleiche biologische DNA-Kette wie Eva haben. Er wird von Abraham und David abstammen, d.h. er wird ein Jude aus dem Stamm Juda sein. Kein anderer Anspruchsteller konnte der verheißene Erlöser sein. Ist es nicht bemerkenswert, dass Jesus in Matthäus 1 und Lukas 3 etwa 100 genannte menschliche Vorfahren hat?
Der aufmerksame Leser wird jetzt sofort widersprechen und sagen: „Hallo Greg, hast du nicht einige entscheidende Prophezeiungen bezüglich des Verheißenen weggelassen? Du hast uns nur die halbe Geschichte erzählt. Wir stimmen dir zu, dass der Christus ein Mensch sein wird. Wird er aber nicht mehr als ein Mensch sein? Was ist mit den Prophezeiungen, die darauf hindeuten, dass der Christus auch Gott selbst im Fleisch sein wird?“
In der Tat, - wer heute einer christlichen Kirche angehören will, muss glauben, dass der Messias Jesus Gott selbst war, der vom Himmel herab auf die Erde gekommen ist und menschliches Fleisch angenommen hat. Ja, und es wird auch gesagt, dass man kein Christ sein kann, wenn man nicht an die Gottheit Christi glaubt. Der Einspruch lautet also: „Du hast uns nicht die ganze Geschichte erzählst! Jesus war mehr als ein normaler Mensch.“
Okay. Das ist ein guter Punkt. Lass uns einen Blick auf die alttestamentlichen Prophezeiungen werfen, die angeblich beweisen sollen, dass der Verheißene GOTT im Fleisch sein wird. An erster Stelle wird häufig Jesaja 9, 5 genannt: Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, Allmächtiger Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Achtung! Hast du meinen Schreibfehler nicht entdeckt? Nein? Nun gut, ich habe im Laufe der Jahre viele Christen, darunter auch Pastoren und Priester, kennengelernt, die diesen Vers genau so zitieren, wie ich ihn hier geschrieben habe. Und sie sind voll und ganz davon überzeugt, dass das genau das ist, was der Vers sagt. Und wenn schon nicht mit dem eigentlichen Wort, das ich bewusst falsch wiedergegeben habe, dann doch ganz sicher mit dieser Intention. Du wirst überrascht sein, wie viele Christen glauben, dass dieser Vers sagt, dass der Kommende der „Allmächtige Gott“ sein wird.
Du solltest jedoch wissen, dass in dieser Prophetie der kommende Sohn nicht „Allmächtiger Gott“ genannt wird, sondern „mächtiger“ Gott (ohne bestimmten Artikel) und dass zwischen beiden Worten ein himmelweiter Unterschied besteht, wie ich jetzt beweisen werde.
Erste Tatsache. Die ursprüngliche hebräische Bezeichnung für „mächtiger Gott“ ist el gibbor. Das führende Hebräisch und Englisch Lexikon zum Alten Testament von Brown, Driver und Briggs definiert el gibbor als „göttlicher Held, die göttliche Majestät widerspiegelnd.“ Der Begriff bezieht sich auf „Menschen von Macht und Rang, wie auch auf Engel.“ Das wird auch von der Lesart der Septuaginta bestätigt, die sagt, dass der kommende Sohn „der Botschafter des mächtigen Ratschlusses ist.“ Strongs Hebräisches Wörterbuch definiert el gibbor als Krieger, Gewaltherrscher, Sieger, Gigant, heldenhafter Mann, mächtiger Mann.
Diese Autoritäten sagen uns also, dass mit dem Wort gibbor, wenn es in Verbindung mit GOTT verwendet wird, einen königlichen Kämpfer gemeint ist, der die Eigenschaften GOTTES reflektiert. In Hesekiel 31, 11 wird gibbor mit „Mächtiger“ übersetzt. In Hesekiel 32 taucht das Wort wieder auf und wird in unseren Bibelübersetzungen vernünftigerweise mit „Helden“ übersetzt, weil es sich auf Menschen bezieht (Hes 32, 21). Auch in Hesekiel 17, 13 sagt GOTT, dass er „die Mächtigen des Landes“ gefangengenommen hat.
Das bedeutet, dass el gibbor, „Mächtiger Gott“ ein königlicher Titel ist. Bei bestem Willen ist damit nicht den Allmächtigen GOTT selbst gemeint. Und tatsächlich wird dies auch genauso bestätigt, wenn wir den nächsten Vers lesen (der Kontext ist immer entscheidend!) Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen … (Jes 9, 6).
Per Definition wird der Kommende, das Kind, das geboren werden wird, der Sohn, der gegeben wird, auf dem Thron Davids regieren. Und wie wird das geschehen? Lies einfach weiter: Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun (Jes 9, 6b)
Der Prophet Jesaja unterscheidet also sorgfältig zwischen dem Messias und seinem GOTT, der der HERR der Heerscharen ist. Wenn Jesaja hätte vermitteln wollen, dass der Verheißene der Allmächtige GOTT selbst im menschlichen Fleisch sein wird, dann hätte er ein anderes hebräisches Wort verwendet, das diese Nuance genau vermittelt – el shaddai – und das exklusiv für GOTT JAHWE verwendet wird!
Zweite Tatsache. Es geht um folgende unangenehme Wahrheit: Wenn die christlichen Kirchen heute darauf bestehen, dass Jesus, der Sohn, der „Allmächtige GOTT“ ist, dann müssen sie auch die Frage beantworten, wie seine nächste Bezeichnung zu verstehen ist, die besagt, dass er der „Vater der Ewigkeit“ sein wird? Wenn „mächtiger Gott“ bedeutet, dass Jesus der Allmächtige GOTT ist, dann muss „Vater der Ewigkeit“ konsequenterweise bedeuten, dass Jesus auch GOTT, der Vater, ist! Und das ist ein Argument, das am Ende sogar dem überzeugtesten Trinitarier zu viel beweist! Es sollte doch jedem einleuchtend sein, dass hier etwas nicht stimmt. Die Lösung ist, dass man sich an den hebräischen Redewendungen orientiert, die hier benutzt werden. Im jüdischen Sprachgebrauch kann man „Vater der Nation“ genannt werden, genauso wie Abraham „Vater Abraham“ genannt worden ist, weil er der Stammvater des hebräischen Volkes war. Einige Kapitel weiter im Jesajabuch wird von dem Knecht GOTTES Eljakim gesagt, dass er „den Bewohnern von Jerusalem und dem Haus Juda zum Vater sein wird“ (Jes 22, 21). GOTT verheißt, dass ER Eljakim, den neuen König, mit dem königlichen Gewand bekleiden und ihm die königliche Herrschaftsmacht in die Hand geben wird (Jes 22, 21).
Das Wort „Ewigkeit“ hier in „Vater der Ewigkeit“ hat ebenfalls ein solides jüdisches Fundament. Im hebräischen Denken bedeutet es, in einer Beziehung zum (zukünftigen) Zeitalter zu stehen. Indem Jesaja den kommenden Sohn „Vater der Ewigkeit“ nennt, lehrt er uns, dass der Messias der Stammvater einer großen Zahl von Bürgern des noch kommenden zukünftigen Königreichzeitalters sein wird. (Laut dem Hebräisch Lexikon bedeutet das Wort „Ewigkeit“ oder „ewig“ in Jes 9, 5 „für immer in der zukünftigen Zeit“ - Brown, Driver und Briggs Hebräisch und Englisch Lexikon zum Alten Testament). Damit übereinstimmend wird der Titel des Messias in der LXX mit „Vater des kommenden Zeitalters“ wiedergegeben. Von daher bedeutet diese Prophezeiung, dass der kommende Sohn „Vater der Ewigkeit“ sein wird, dass er ein ewig andauerndes Königreich aufrichten wird, an dem sich seine gerechten Kinder (Bürger) für immer erfreuen werden können!
Es gibt als in Jesaja 9, 5 keine Unterstützung dafür, dass der kommende Sohn der Allmächtige GOTT selbst im Fleisch ist. Der Kommende wird ein „göttlicher Held“ sein, der die Majestät GOTTES widerspiegelt.
Die zweite Stelle, die angeblich beweist, dass der Kommende von Ewigkeit an Gott der Sohn ist, ist Micha 5, 1: Und du, Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird MIR der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.
Wenn dieser Vers von einem heutigen nichtjüdischen Leser gelesen wird, dann klingt das in seinen Ohren wie eine sehr beeindruckende Verheißung, die ihn auf den Gedanken kommen lässt, dass der kommende Messias schon „von den Tagen der Ewigkeit her“ existiert und als Gott in menschlicher Gestalt auf die Erde hinabsteigen wird. „Seine Ursprünge sind von der Urzeit“ klingt sehr nach einer Person, die aus ihrer in der Vergangenheit liegenden Präexistenz heraustritt auf die Bühne der menschlichen Geschichte. Wenn aber etwas aussieht wie eine Ente, quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, dass muss dies doch auch eine Ente sein, richtig? Lass uns doch diese Ente aus dem Wasser holen und sie etwas näher untersuchen!
Die Worte „von den Tagen der Ewigkeit her“ (y´may olam) tauchen nur wenige Kapitel später erneut auf. In Micha 7 wird dem Volk GOTTES verheißen, dass „sie weiden in Baschan und Gilead wie in den Tagen der Vorzeit!“ (y´may olam) (V. 14). Niemand liest diese gleichlautenden Worte so, als würden sie bedeuten, dass das Volk GOTTES schon in der Ewigkeit weidete! Wir finden diese Formulierung auch in 5. Mose 32, 7: Denk an die Tage der Vorzeit (y´may olam), gebt acht auf die Jahre von Generation zu Generation! Frag deinen Vater, er wird es dir kundtun, deine Ältesten, sie werden es dir sagen!
Ganz eindeutig, - diese Beispiele zeigen, dass mit „den Tage der Vorzeit“ nicht die zurückliegende „Ewigkeit“ gemeint ist. Sie zeigen, dass die Israeliten sich an die Tage erinnern sollten, die ihre Vorfahren (Väter) kannten, an Tage, die längst Geschichte sind. (Die gleiche Bedeutung finden wir auch in Jesaja 45, 21; 63, 9+11; Amos 9, 11 etc.). Im keinem dieser Fälle wird auf die Ewigkeit, so wie wir sie heute verstehen, hingewiesen.
Unsere Bibelübersetzungen bringen in Micha 5,1 mit dem Wort „Ewigkeit“ eine Nuance hinein, die nicht gerechtfertigt ist. Das Hastings Bible Dictionary gibt den Sinn dieser Redewendung sehr treffend wieder: „… von der fernen Vorzeit her.“ Das heißt, dass die Prophezeiungen, die den Kommenden, den Messias, ankündigen, auf „die ferne Vergangenheit“ (wie es im New International Commentary heißt) zurückgeführt werden können. Haben wir wirklich nicht gesehen, dass diese Prophetie „in die ferne Vergangenheit“ zurückgeht, wo GOTT im Garten Eden schon Eva angekündigt hat, dass ihr „Same“ kommen wird?
Man kann ganz sicher davon ausgehen, dass die alttestamentlichen Prophetien bezüglich des Kommenden einstimmig bezeugen, dass der Messias ein richtiger Mensch sein wird, der eine echte menschliche Genetik hat und ganz konkret aus dem Genpool Israels stammt. Ebenso kann man mit Bestimmtheit sagen, dass es keine Prophetien gibt, die darauf hinweisen, dass GOTT JAHWE selbst menschliches Fleisch annehmen wird (tatsächlich gibt es viele Aussagen von GOTT selbst, dass ER kein Mensch ist und dass ER sich niemals in einen solchen verwandeln kann!). Der Messias, den die Juden erwarten sollten, sollte ein besonders gesalbter Mensch sein, ausgestattet mit der Weisheit und der Kraft GOTTES, um die verletzte und verlorene Menschheit retten zu können.
Oh, was war das eben? Ich höre einen weiteren Einwand: Ja, aber die Juden haben doch ihre eigenen Propheten falsch verstanden. Gerade das haben sie nicht kapiert. Die Juden haben ihre eigenen Schriften und die vielen „Hinweise“ nicht verstanden, dass der Kommende in Wirklichkeit doch GOTT war. Nun gut, - dann lass uns einmal hören, was der Messias dazu sagt. Bei dem Gespräch mit der samaritischen Frau sagt er: Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden (Joh 4, 22).
Wir haben hier die Worte von Jesus Christus, mit denen er sagt, dass die Juden wissen, was sie anbeten und dass die Errettung aus dieser Kenntnis kommt. Die Unkenntnis lag also nicht auf Seiten der Juden. Natürlich hatten viele Juden ein Problem mit dem Messias, den GOTT gesandt hatte. Aber ihr Problem hatte nichts damit zu tun, ob Jesus „der Gottmensch“ war und ob er die „hypostatische Union der zwei Naturen“ verkörpern konnte! Ihr Problem war, dass sie dachten, er müsse die römischen Legionen aus ihrem Land hinausprügeln und ihr Volk zu den Herrschern über die Welt machen; ja, und das wollten sie sofort sein. Er war ein Messias, der ihnen für ihren Geschmack viel zu weich war.
Außerdem hat Jesus sehr bestimmt erklärt, dass auch die Heiden schon bald zu dieser jüdischen Erkenntnis des Heils kommen würden: Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als SEINE Anbeter (Joh 4, 23)
Laut Jesus waren die Juden in den wesentlichen Dingen, die das Heil betreffen, nicht unwissend. Sie haben ihre Propheten nicht missverstanden und sie wussten, dass der Kommende ein richtiger Mensch sein würde, der von GOTT JAHWE für den Auftrag, die Welt zu retten, entsprechend ausgestattet war. Ihr Altes Testament war voll von Prophezeiungen, dass der kommende Christus ein richtiger Mensch sein würde.
Der Kommende war auch durch die Verwendung vieler „Typen“ (Modelle) voraussignalisiert. Der bekannteste Typus von Christus Jesus ist sehr wahrscheinlich das Passahlamm, das die Kreuzigung Christi vorausschattete. Ein weiterer klassischer „Typus“ ist der erste Mensch Adam als die Blaupause für den letzten Adam, Jesus (Röm 5, 14).
Der Verheißene deckt sich in vielen Vergleichen und Gegenüberstellungen mit dem ersten Adam. Um das feststellen zu können, muss man nur ein wenig in der Bibel nachforschen … So steht auch geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele“, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Aber das Geistliche ist nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistliche (1. Kor 15, 45+46).
Jetzt kommen wir zu einem Vers, der Vielen zu sagen scheint, dass Jesus geradezu aus dem Himmel herausgetreten ist und ein Mensch wurde, gerade so wie Adam … Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch vom Himmel (1. Kor 15, 47).
Wir sollten allerdings die Vorgehensweise ablegen, Dinge oberflächlich und ohne Beachtung des Kontexts zu lesen. Der Kontext von 1. Korinther 15 betrifft die Auferweckung (V. 12ff.) Eine Reihe von parallel laufenden Unterschieden zwischen Adam und Christus werden uns hier gezeichnet. Die Unterschiede betreffen das Irdische und das Himmlische (V. 40), das Physische und das Geistliche (V. 44), den ersten Menschen Adam und den letzten Menschen Jesus Christus (V. 45), „wobei es“, wie James D.G. Dunn sehr richtig feststellt, „klar genug ist, dass die zweite Hälfte jedes Unterschiedes sich auf den Auferweckungsstatus bezieht. Dies schließt die Beschreibung des zweiten Menschen als ‚vom Himmel‘ mit ein, denn es ist genau sein himmlisches Bild, welches das Muster für den Auferstehungsstatus der anderen liefert (V. 49). (Dunn, James D.G.; Christologie in the Making; Vorwort zur zweiten Auflage; S. xv111.)
Mit seiner Auferweckung ist Christus der Erstling von all denen geworden, die gestorben sind (V. 23ff.) Als vom Tod auferstandener und als GOTTES erster unsterblich gewordener Mensch ist Jesus der Archetypus einer neuen auferweckten Menschheit geworden.
Paulus weist darauf hin, dass das Geistliche nicht dem Physikalischen vorausgeht (V. 46). In 1. Korinther 15, 46 warnt er ausdrücklich vor einer Sichtweise von Adam und Jesus, die ihre Erscheinungsform und ihren Ursprung umkehrt. Der physische Mensch geht dem geistlichen Menschen voraus. Und nicht umgekehrt! Aber die Kirchen nach Chalcedon wollen, dass du Christus als ein Geistwesen (Gott) definierst, das vor seiner „Menschwerdung“ präexistierte. Eine feine Umkehrung! Ein schöner Trick!
Im Verhältnis zu dem ersten Menschen Adam ist Christus also der letzte Adam (V. 45). Dunn hat es sehr aufschlussreich festgestellt: „Es würde seine Argumentation völlig durcheinander bringen, wenn man ihn so verstehen würde, als hätte er gemeint, dass ‚der zweite Mensch vom Himmel‘ faktisch der Präexistente wäre und deshalb wirklich zuerst, vor Adam, existierte.“
Es sollte erwähnt werden, dass dieses Zitat in Dunns Vorwort zur zweiten Auflage seines Buches zu finden ist. Es ist seine Antwort auf diejenigen, die weiterhin seine Auslegung bestreiten, dass „der Mensch vom Himmel“ kein Hinweis darauf ist, dass der Apostel Paulus angeblich geglaubt hat, dass Jesus der ewig existierende Sohn GOTTES ist. Dunn erklärt, dass das Unterlassen seiner Kritiker, den Auferweckungskontext in 1. Korinther 15 genau zu beachten, schon ‚erstaunlich‘ ist!
In der Tat gibt es in diesem Abschnitt keine Unterstützung für die Behauptung, dass der Verheißene vor seinem Erscheinen auf der Erde bereits im Himmel existierte. Kann etwas klarer sein … der physische Mensch Adam geht dem geistlichen Menschen, Christus, voraus? Eine weit verbreitete Lehre kehrt diese Reihenfolge jedoch um.
In dem nachapostolischen 2. Clemensbrief (geschrieben im frühen 2. Jahrhundert) wurde diese Sabotage für die zukünftigen Konzile bereits etabliert. In 2. Clemens 9, 5 heißt es: „Wenn nämlich Christus, der Herr, unser Erlöser, der zuerst Geist war, Fleisch geworden ist …“
Der führende Kirchengeschichtler Adolf Harnack merkt zu Clemens` Aussage sehr prägnant an: „Das ist das theologisch-philosophische Grundbekenntnis, welches der gesamten trinitarischen und christologischen Spekulation der Kirche der folgenden Jahrhunderte zu Grunde liegt, also die Wurzel der orthodoxen Dogmatik.“ (Lehrbuch der Dogmen-geschichte Band 1; 1888; S. 717) Harnack beschreibt diese verhängnisvolle Entwicklung als „die Geschichte der Verdrängung des historischen Christus durch den präexistenten - des wirklichen durch den gedachten – in der Dogmatik … der siegreiche Versuch … das Mysterium der Person an die Stelle der Person zu setzen.“ (S. 612).
Die Folgen dieses Wechsels von dem historischen Jesus der Bibel zu einem mythologischen, nicht menschlichen Christus sind tragisch. Das Konzil von Chalcedon (451 n.Chr.) schrieb vor, dass Jesus „Mensch” im generischen Sinne, aber nicht „ein Mensch“ genannt werden darf. Die Konzilteilnehmer verkündigten für alle Zeiten, dass Jesus eine menschliche Natur hat, aber keine menschliche Person ist! Die Person in ihm ist die zweite Person der Dreieinigkeit. Deshalb hat Jesus kein menschliches Persönlichkeitszentrum. Die Kirchen erklären, dass Jesus nicht menschlich ist! Schrecklich! Der Christus der modernen kirchlichen Glaubensbekenntnisse ist nicht der menschliche Messias, den die Propheten voraussagten.
Am Tag der Pfingsten rief Petrus seinen Zuhörern zu: Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, einen Mann, der von GOTT euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst (Apg 2, 22).
Johannes macht in seinem Evangelium und in seinen Briefen den Glauben an Jesus als den menschlichen Christus zu der nicht verhandelbaren Grundlage des wahren Glaubens (1. Joh 4, 2; 2. Joh 7). Ein Messias, der etwas anderes ist als ein richtiger Mensch, ist laut der inspirierten Apostel ein Anti-Christus.
Der Apostel Paulus unterstützt diesen Gedanken. Er schreibt: Denn einer ist GOTT, und einer ist Mittler zwischen GOTT und Menschen, der Mensch Christus Jesus (1. Tim 2, 5).
Somit ist der wirkliche Mensch Jesus, der Mann Messias, nicht nur von GOTT unterschieden, sondern auch von dem Menschen ohne menschliche Personalität der trinitarischen Bekenntnisse.
Aber lassen wir doch Jesus selbst das letzte Wort in dieser Sache haben. Lass uns Jesus fragen: „Jesus, bitte sage es uns. Bist du ein richtiges menschliches Wesen, ein Mann? Oder bist du (so wie es ein Prediger kürzlich formulierte) ‚Gott, gekleidet in einer menschlichen Haut‘?
Die Antwort Jesu finden wir in Johannes 8, 40: Jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von GOTT gehört habe …
Welch eine Tragödie, - das Konzil von Chalcedon hat den Menschen Jesus schließlich doch getötet! Welch eine Irreführung, wenn Chalcedon seine Kirche auf einem Jesus aufgebaut hat, der nicht „ein Mann“ ist, sondern eine menschliche Natur, die keine menschliche Personalität hat! Aber nach den Worten unseres Herrn Jesus ist seine Gemeinde, die die Pforten des Hades nicht überwältigen werden, auf dem Bekenntnis ausgebaut, dass er der Mensch Jesus ist, der Messias GOTTES (Matth 16, 16). Unsere Errettung hängt von „dem Menschen Messias Jesus“ ab, der der Mittler zwischen den EINEN GOTT und den Menschen ist, die es so dringend notwendig haben, gerettet zu werden (1. Tim 2, 5)!
JESUS THE PSEUDO MAN Von Greg Deuble http://www.thebiblejesus.org/articles.html