Ist Jesus GOTT, weil er der Sohn GOTTES ist?
(Is Jesus God Because He is the Son of God?)
Von Servetus the Evangelical
Das Neue Testament identifiziert Jesus wiederholt als den Sohn GOTTES. Markus schreibt: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes GOTTES“ (Mark 1, 1). Bei der Taufe und bei der Verklärung Jesu verkündet die Stimme aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn“ (Matth 3, 17; 17, 5). Der Teufel hat bei zwei seiner drei Versuchungen Jesu in der Wüste mit den Worten begonnen: „Wenn du GOTTES Sohn bist“ (Matth 4, 3 u. 6). Als Jesus später seine Jünger gefragt hat: „Was sagt ihr, wer ich bin?“ hat Simon Petrus geantwortet: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen GOTTES“ (Matth 15, 15-16). Der Verfasser des Johannesevangeliums schließt mit den Worten: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn GOTTES, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20, 31). Das zentrale Thema aller vier Evangelien lautet: Jesus ist der Christus und der Sohn GOTTES!
Aber was bedeutet es, dass Jesus der Sohn GOTTES ist? Die meisten Christen haben geglaubt und glauben auch heute noch, dass dies bedeuten würde, dass er GOTT ist. In der Tat ist das die Lehre, die die institutionellen Kirchen immer schon gelehrt haben. Die nachapostolischen Kirchenväter sind bei der Formulierung ihrer Theologie sehr stark von der griechischen Religionsphilosophie beeinflusst gewesen. Die polytheistischen Griechen und Römer glaubten an die vielen Götter, die sie aus ihren Mythologien kannten. Sie schlussfolgerten, dass diese Götter auf übernatürliche Weise Götter gezeugt haben, ähnlich wie die Menschen physikalisch ihre Nachkommen zeugen.
Genauso haben die Kirchenväter geglaubt, dass der GOTT der Bibel einen Sohn gezeugt hat und dass dieser später der Mensch Jesus geworden ist. Sie argumentierten, dass genauso, wie ein Mensch, der einen Sohn gezeugt hat, der Mensch ist wie sein Vater, auch GOTT einen Sohn gezeugt hat, der so ist wie ER selbst; dass dieser Sohn also auch GOTT ist. Aus diesem Grund haben sie Jesus auch „Gott, der Sohn“ genannt.
Irenäus, ein Kirchenvater aus dem 2. Jahrhundert erklärte: „Der Vater ist GOTT und der Sohn ist GOTT; denn was von GOTT gezeugt ist, das ist GOTT.“ Auf diese Weise haben die Kirchenväter die jüdische Unterscheidung zwischen „GOTT“ und dem „Sohn GOTTES“ ausgelöscht, indem sie sie bedeutungsgleich verwendet haben. Diese Praxis wird auch heute noch von den Christen und ihren Lehrern fortgeführt. Für die Bibel ist der „Sohn GOTTES“ jedoch niemals austauschbar mit „GOTT“.
Wenn das Neue Testament Jesus als „den Sohn (GOTTES)“ beschreibt, dann muss das metaphorisch und nicht metaphysisch verstanden werden; es weist ausschließlich auf eine Beziehung hin. Es hat keine Bedeutung, wenn man (im Englischen) „Son“ mit Großbuchstaben schreibt, weil die frühen griechischen Handschriften des Neuen Testaments ausschließlich mit Großbuchstaben geschrieben sind, die man „Unziale“ nennt. Nells Ferre behauptet sehr richtig: „Jesus ist nicht GOTT, sondern der Sohn GOTTES.“
Christen sollten die Stellung Jesu als Sohn GOTTES nicht gemäß der Denkweise der griechischen Metaphysik verstehen, sondern so, wie sie in seiner religiösen Kultur und im Alten Testament verstanden worden ist. Das Alte Testament verwendet die Bezeichnung „Sohn (Söhne) GOTTES“ für gottesfürchtige Menschen, für das Volk Israel und für seine Könige. An manchen Stellen wird der verheißene Messias-König so genannt (2. Sam 7, 14; Psalm 2, 7 u. 12; vergl. mit Apg 13, 33). Die Gemeinschaft in Qumran, die die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst hat, hat die Titel Messias und Sohn GOTTES in der Tat untereinander austauschbar verwenden können.
Die Juden haben geglaubt, - wie sie es auch von anderen Königen Israels geglaubt haben, - dass der Messias GOTTES „Sohn“ und Sein Vizeregent auf der Erde sein würde. Sie haben damit gerechnet, dass er ein außergewöhnlicher Sohn GOTTES sein würde. Sie haben nicht geglaubt, dass diese einzigartige Sohnschaft auf irgendeine metaphysische ewige Zeugung zurückzuführen ist, wozu die sie umgebenden polytheistischen Nationen geneigt haben, um ihre Götter und menschlichen Könige zu beschreiben. Vielmehr haben die Juden geglaubt, dass ihr Messias der Sohn GOTTES in dem Sinne sein würde, dass GOTT ihn als Seinen Vertreter besonders begünstigen würde.
Folgerichtig warnt der Trinitarier N.T. Wright die Christen davor, diesen alttestamentlichen messianischen Titel „Sohn (GOTTES)“ falsch zu verstehen. Er erklärt, dass „diese reguläre jüdische Bedeutung dieses Titels im ersten Jahrhundert nichts mit einem aufkommenden Trinitarismus zu tun hatte; er hat sich auf den König als den Vertreter Israels bezogen. Israel war der Sohn Jahwes; der [Messias] König, der kommen würde, um ihr Schicksal auf sich zu nehmen, würde diesen Titel benutzen.“ G.W.H. Lampe geht noch weiter, wenn er behauptet: „‘Sohn‘ jedoch weist auf ein Wesen hin, das nicht GOTT selbst ist, sondern neben GOTT existiert und als ein von GOTT Beauftragter handelt.“
Das Neue Testament sagt, dass Jesus „der Sohn GOTTES“ ist, was die Übersetzung des griechischen „tou hiuou tou theou“ ist. Der Einschluss des Artikels weist darauf hin, dass Jesus ein besonderer Sohn GOTTES ist, der sogar höher als die Engel GOTTES und die anderen Menschen ist, die auch als „Söhne GOTTES“ bezeichnet worden sind (1. Mo 6, 2; Hiob 1, 6; 2, 1; 38, 7; Matth 5, 9; Luk 6, 35; 20, 36; Röm 8, 4 u. 19; Gal 3, 26).
Bei Johannes 1, 18 unterscheiden sich die griechischen Handschriften. In der New American Standard Bible (NASB) heißt es: „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ Andere Übersetzungen haben „der eingeborene Sohn“ oder „der Eingeborene“. Die Lesart der NASB [in Deutsch z.B. Luther 1984] identifiziert Jesus als GOTT, während andere Übersetzungen das nicht tun. Obwohl das Zeugnis der Handschriften die Lesart der NASB favorisiert, ist Jesus als „eingeborener Gott“ unsinnig und widerspricht der Aussage, dass kein Mensch GOTT je gesehen hat, während Jesus jedoch von Tausenden gesehen worden ist.
Die Kirchenväter haben falsch gelegen, als sie in dem griechischen Neuen Testament das tou monogenous huiou tou theou so übersetzt haben, als bedeute es „der einzige [von Ewigkeit an] gezeugte Sohn GOTTES“ (Joh 3, 18; vergl. m. V. 16; 1, 14 u. 18; 1. Joh 4, 9). Sie haben es getan, um sich den Arianern zu widersetzen und ihre Lehre von der ewigen Zeugung zu untermauern, was ein Widerspruch in sich ist. Monogenes bedeutet wörtlich vielmehr „einzigartig“ und wird gewöhnlich mit „einzig“ übersetzt.
Die nachapostolischen Kirchenväter haben gelehrt, dass Jesus von Ewigkeit an als der Logos- Sohn GOTTES präexistiert hat und vom Himmel herabgekommen ist, um der Mensch Jesus zu werden. Der Engel Gabriel hat der Jungfrau Maria jedoch angekündigt, dass „das Heilige, das geboren werden wird, Sohn GOTTES genannt werden wird“ (Luk 1, 35), und das klingt so, als ob dieser Titel sich allein auf Jesus als ein menschliches Wesen beziehen würde. Vielleicht ist die beste Erklärung der Sohnschaft Jesu das, was „die Stimme von oben“ bei der Taufe und bei der Verklärung gesagt hat. Das Folgende ist eine Zusammenstellung der Zitate aus den drei synoptischen Evangelien, in denen es heißt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ICH Wohlgefallen habe.“ Bei der Verklärung lässt Lukas das „geliebter“ weg und fügt „mein Auserwählter“ hinzu.
Kurz gesagt: Im Neuen Testament weist die Bezeichnung Jesu als „Sohn (GOTTES)“ auf Folgendes hin: 1. Auf seine außergewöhnliche Beziehung zu GOTT. 2. Auf GOTTES Erwählung und Sendung von Jesus als Seinem Beauftragten par excellence und 3. Auf die künftige Rolle Jesu als der Messias-König Israels. Schlussendlich weist das Neue Testament auf der Grundlage, dass Jesus der Sohn GOTTES ist, niemals darauf hin, dass er GOTT ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)