Jesus in der Hölle? (1. Petrus 3,19)
1. Petrus 3,18-19
„Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe, getötet nach dem Flei- sche, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind.“
War Jesus in der Hölle und hat dort das Evangelium gepredigt? Der Neutesta- mentler G. Ladd beschreibt drei mögliche Interpretationen. [1]
1. Die frühen Kirchenväter glaubten, der präexistente Jesus hat den To- ten im Hades gepredigt.
2. Die Reformatoren glaubten, der präexistente Jesus hat den Lebenden zur Zeit Noahs gepredigt.
3. Die heute mehrheitlich akzeptierte Meinung besagt, Christus hat den Dämonen den Sieg des Evangeliums verkündigt (vgl. Judas 1,6) und nicht um ihnen eine Möglichkeit der Erlösung zu bieten.
Wie kann der unsterbliche „trinitarische Gott“ sterben? Es musste eine Lösung gefunden werden. Die unsterbliche Seele ist Teil des Konzeptes den Messias aufzuspalten, um „Teile“ von ihm sterben zu lassen. Augustinus hat sich dem Thema angenommen. Christi Seele war somit in der Hölle und sein Körper im Grab. [2]
Luther schreibt, „das ist ein wunderlicher Text und ein finsterer Spruch, als freilich einer im Neuen Testament ist, daß ich noch nicht gewiss weiß, was St. Peter meint.“ [3]
Christus war drei Tage lang tot. Er sprach wiederholt davon, dass er sterben müsse. Er musste zwingend aus dem Lande der Lebendigen abgeschnitten werden (Jesaja 53,8). Die Anthropologie im Judentum ist kein Dualismus (wie z.B. bei Platon), d.h. der Mensch ist eine unteilbare Einheit. Es stirbt der ganze Mensch. Kein Mensch kann getrennt von seinem Körper existieren. Ein Mensch ohne Körper ist kein Mensch. „Fleisch“ im Kontrast zu „Geist“ sind nicht zwei Teile des Menschen, sondern betreffen den alten und neuen Menschen.
1. Ladd, George Eldon: A Theology of the New Testament, S. 647-648.
2. Augustinus: Vorträge über das Johannes-Evangelium, 78. Vortrag, 3.
3. Luthers Epistel Auslegung zu 1. Petrus 3,19.