Theo Lehmann: Gottes Blaulichtaktion für eine verunglückte Welt
Gedanken und Hinweise zu dem in ideaSpektrum Spezial Nr. 5/2013 (Beihefter in ideaSpektrum Nr. 48 vom 27. November 2013) abgedruckten Artikel "Gottes Blaulichtaktion für eine verunglückte Welt – Weihnachten: Der unbegreifliche und große Gott ist aus dem Jenseits ins Diesseits umgezogen" von Theo Lehmann
Theodor Lehmann ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, Jugendevangelist und Buchautor.
Schauen wir uns doch gemeinsam an, was dieser bekannte Theologe zu Weihnachten zu sagen hat.
"Weihnachten: Der unbegreifliche und große Gott ist aus dem Jenseits ins Diesseits umgezogen
Ein Inserat in der Tageszeitung, Rubrik Wohnungstausch: „Biete Luxusvilla mit allem Komfort in schönster Lage. Suche Bretterbude in Israel, möglichst Slumgegend. Kriegsschauplatz angenehm." Wer das liest, sagt sich: „Wenn's kein Witz ist, ist es Wahnsinn. Der Mann, der diesen Wohnungstausch anbietet, tickt offenbar nicht ganz richtig. Das macht doch kein normaler Mensch, freiwillig aus seiner Traumvilla mit Swimmingpool und Schaukelstuhl ausziehen in eine Bretterbude ohne Wasser und Strom. So was gibt's doch nicht."
Eigentlich sollte doch dem letzten Christen klar sein, dass Weihnachten ein heidnischer Feiertag ist. Der Begriff Jenseits ist etwas unglücklich gewählt. Gott ist nicht im Jenseits, sondern war und ist immer im Diesseits. Doch schauen wir uns die Geschichte vom Umzug etwas näher an.
"Doch, so etwas gibt's. Allerdings kann man das nicht in der Zeitung lesen, das gebe ich zu. Aber im Nachrichtenmagazin Gottes, in der Bibel, da kann man es nachlesen: In der Weihnachtsgeschichte, Lukasevangelium, Kapitel 2. Der Unterschied besteht darin, dass die Weihnachtsgeschichte keine Anzeige für einen geplanten Wohnungswechsel ist, sondern der Bericht über dessen Vollzug. Der Umzug hat bereits stattgefunden! Gott, der für uns Menschen ferner und unerreichbarer ist als ein Multimillionär in seiner Luxusvilla, dieser unsichtbare, unbegreifliche und große Gott ist umgezogen. Aus dem Jenseits in das Diesseits."
Das 2. Kapitel vom Lukasevangelium beschreibt die Geburt des Messias. Würde der Autor nur an den Anfang des Evangeliums gehen, würde er folgendes lesen: "Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden." (Lk 1,35). Finden wir dort irgend etwas von einem Umzug oder einer Luxuswohnung? Der Engel Gabriel informiert Maria, dass sie den verheissenen Sohn GOTTES gebären wird. Er wird einmal, so wie Nathan es David mitgeteilt hat, den Thron seines Vorfahren David innehaben (2. Sam 7,13-14; 1.Chron 17,12-13). Um alle alternative oder widersprechende Berichte abzuwehren, sagt der Engel Gabriel, dass das Kind Marias genau darum (dio kai; Luk 1,35) Sohn GOTTES genannt werden wird, weil GOTT durch ein übernatürliches Eingreifen in die menschlich-biologischen Abläufe sein Vater ist. Das Baby, das gezeugt, in Existenz gebracht, werden soll, wird der Sohn GOTTES und der Sohn Davids und Marias sein.
"Aus dem Himmel auf die Erde. Aus dem Reichtum in die Armut. Und noch nicht einmal in eine Bretterbude, die immerhin noch als menschliche Behausung gelten könnte. Nein, in einem Stall bei den Tieren hat er sich einquartiert, ist Erdenbürger geworden, Mensch. Warum das alles? Wenige Wochen, bevor Gott als Kind in Bethlehem zur Welt kam, hat er noch einmal klar definiert, warum diese Geburt stattfindet, warum es Weihnachten wird, was der Sinn der ganzen Aktion ist: „Er (der Sohn der Maria, Jesus) wird sein Volk retten von ihren Sünden" (Matthäus 1,21)."
Die Geschichte mag bei einigen auf die Tränendrüse drücken, doch bleiben wir bei den Fakten und bei Lukas. Was sagten die Engel genau? "Ehre sei Gott in der Höhe!" (Lk 2,14). In der Höhe und nicht in der Krippe.
"Keine Pfefferkuchenparty
Es geht also nicht um eine harmlose Pfefferkuchenparty, sondern um eine Rettungsaktion. Christus, der Retter, ist da! Wenn von einem Retter die Rede ist, muss auch davon geredet werden, wovor der Retter rettet. Eben: „Von ihren Sünden". Manche Weihnachtsansprachen kommen mir vor wie reden bei einer Rot- Kreuz-Versammlung, wo die guten Taten liebevoller Helfer gerühmt werden, aber peinlich vermieden wird zu sagen, dass es von Menschen verschuldete Unfälle, Katastrophen und Kriege gibt. Viele Fragen: „Kann man denn nicht wenigstens mal zu Weihnachten aufhören mit dem Sündengerede? Kann man uns denn nicht wenigstens mal zum Fest der Liebe in der Kirche mit dem leidigen Thema Sünde in Ruhe lassen?" Eben nicht! Weihnachten findet ja gerade wegen der Sünde statt. Gäbe es die nicht, gäbe es auch kein Weihnachten. Aber die Sünde, den Widerspruch gegen Gott, gibt es seit Adam. Seitdem ist die Tür zum Paradies verschlossen und bewacht."
Warum redet denn der Autor nicht von der grössten Sünde? Warum fragt Theo denn Jesus nicht, welches das höchste Gebot ist (5Mo 6,4; Mk 12,29)? Es ist die Sünde den VATER JHWH zu verleugnen. 6828 Mal ist der Name des VATERS im Alten Testament erwähnt. Dem Autor ist dies keine einzige Zeile würdig. Willkommen zur Pfefferkuchenparty lieber Theo!
"Und Gott hat sich etwas ausgedacht, wie er uns den Zugang zum Paradies wieder ermöglichen könnte - durch Jesus, der später von sich gesagt hat: „Ich bin die Tür" (Johannes 10,9). Durch ihn geht es in Gottes Reich! Damit das funktionieren konnte, musste er erst einmal in unser Fleisch: „Das Wort wurde Fleisch" (Johannes 1,14). Gott wurde Mensch."
Jesus ist tatsächlich die Tür, doch was hilft es, wenn man das Schloss nicht kennt? Wieso wird nur vom Weg (Jesus) und nie vom Ziel (JHWH) gesprochen? Jetzt kommt noch der Klassiker: Das Wort wurde Fleisch (Joh 1,14). Der Autor suggeriert, Johannes schreibe "Gott wurde Fleisch". Doch das steht nicht im Vers. Das was Gott gesagt hat, wurde Fleisch. Johannes gebraucht das griechische Wort „logos“. Das griechische Wort „logos“ (Strong Dictionary Nr. 3056) bedeutet: „Etwas Gesprochenes, das innere Gedanken ausdrückt.“ Es ist eine „Äusserung“. Am Anfang der Schöpfung ist etwas gesagt worden! Jedes bessere Handwörterbuch wird dies bestätigen.
"Neulich erzählte mir jemand, er habe in der religionspädagogischen Ausbildung über die Weihnachtsgeschichte von Lukas 2 gehört, alles sei Mythologie und Legende. Das einzige, was gesichert sei, sei die Existenz des Kaisers Augustus. Da wurde mir klar, warum es in einem Lied heißt: „Oder Du lieber Augustin, alles ist hin."
Was in Lukas 2 steht ist klar, unklar sind heidnische Interpretationen und Mysterienkulte.
„Denn ICH bin GOTT und nicht ein Mensch, als der Heilige bin ICH in deiner Mitte“ (Hos 11,9)
„GOTT ist nicht ein Mensch … noch ein Menschenkind …“ (4Mo 23,19)
„Denn ER (GOTT) ist kein Mensch …“ (1Sam 15,29)
"Es gibt keinen „Kuscheljesus"
Wahr ist, dass ganze Generationen von Theologen sich bemühen, alles Göttliche aus der Weihnachtsgeschichte zu streichen, bis nur noch ein „IchliebeeuchdochallemitmenschlichkeitSkuscheljesus" übrig bleibt, der keinen interessiert und der keinem etwas nützt. Und wahr ist zweitens, dass unser Glaube steht und fällt mit dem Satz: „Das Wort wurde Fleisch". Das heißt: Gott wurde Mensch. Und das heißt weiter: Der Mensch Jesus war Gott. Wahrer Gott! Alles andere ist unchristliches Geschlafel. Als Jesus später einmal seine Jünger fragte, für wen ihn die Leute so halten, da kamen lauter falsche Antworten. Dann erkannte Petrus endlich: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Matthäus 16,16). Das war die richtige, die einzig richtige Antwort. Jetzt ist bloß noch die Frage: Wieso ging Gott diesen Weg? Als Kind, als Mensch, als Gekreuzigter? Ging es denn nicht auch anders? Weniger ärmlich, weniger blutig, weniger anstößig? Denn die Ungeheuerlichkeit des Anfangs, dass der große Gott ein kleiner Mensch wird, als dessen einziges Erkennungszeichen ein paar Windeln genannt werden, findet ja ihre Fortsetzung in weiteren Ungeheuerlichkeiten: Von der eigenen Familie wird er für verrückt erklärt, Theologen halten ihn für Beelzebub. Seine Richter erklären ihn zum Gotteslästerer. Er endet als Verbrecher am Galgen auf der Müllkippe von Jerusalem. Nur als sie ihn für tot erklärt haben, hat es dann nicht mehr hingehauen, denn nach 3 Tagen war er wieder da und gab seine Regierungserklärung ab: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde" (Matthäus 28,18)."
Jetzt folgt das Totschlag-Argument, was bliebe denn von der Weihnachtsgeschichte übrig? Vielleicht die Wahrheit? Die Wahrheit, dass Jesus ein sündloser Mensch und Bruder ist? Die Wahrheit, dass Jesus geboren und nicht transformiert (Inkarnation) wurde? Die Wahrheit, dass Jesus einen GOTT hat und diesen den alleinigen GOTT nennt? Ist die Wahrheit denn so schlimm, dass man sie ständig leugnen muss? Mt 16,16 schreibt, dass Jesus der Sohn ist, nicht "Gott der Sohn". Leider versteht der Autor nicht, dass "Sohn Gottes" ein Status ist. Adam wird auch Sohn Gottes genannt, sowie ganz Israel oder auch die Engel. Wie hat es Simon erfahren? denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. (Mt 16,17). Nicht Jesus hat es ihm offenbart, sondern der VATER. Passt irgendwie nicht zur Dreifaltigkeit, wo doch alle vollkommen Gott sein sollen. In Mt 28,18 bezeugt Jesus, dass ihm alle Macht gegeben wurde. Wie kann man denn einem "allmächtigen Gott" überhaupt etwas geben, vor allem Macht?
"Nur Gottes Maßstäbe zählen
Wenn der große Gott, der das Universum geschaffen hat und lenkt, auf keine andere Idee kam zur Erlösung der Menschheit, als sich als Mensch auf dem Leidensweg zum Kreuz zu machen, da macht es wohl wenig Sinn, wenn wir kleinen Geschöpfe uns Gedanken machen, wie es wohl Gott anders (also besser) hätte machen sollen. Es wurde so gemacht, wie Gott es sich ausgedacht und beschlossen hat und damit basta. Und das Beste ist immer, dem Wort Gottes so zu glauben, wie es dasteht. Mag es für uns unvorstellbar, ungeheuerlich, unvergesslich sein - seit wann ist unser Fassungsvermögen, unsere theologische Vorstellungskraft und unser Gefühlsvolumen der Maßstab für Gottes Handeln und Wirklichkeit? Hören wir doch endlich auf, mit unseren kleinkarierten Maßstäben Gottes heilsgeschichtliches Handeln auf das Reißbrett unserer sogenannten vernünftigen Erfahrungen pinnen zu wollen!"
Zählen tatsächlich Gottes Massstäbe? Wurde der unsterbliche Gott (1Tim 6,16) an das Kreuz geschlagen oder Jesus? Die klaren Botschaften der Bibel sprengen in keinster Weise unsere Vorstellungskraft oder Fassungsvermögen. Problematisch sind Mysterienkulte die uns von der klaren Botschaft Gottes entfernen.
"Was „vernünftig" ist
„Vernünftig", also unserem realen Zustand als verlorene Sünder angemessen, ist doch nur eines: dem großen Gott staunend dankbar zu sein. Denn hier, zu Weihnachten, geht es um nichts anderes als um Liebe, also um etwas, was mit Vernunft weder etwas zu tun hat noch zu beschreiben oder zu fassen ist. Denn wenn es einen einzigen denkbaren Grund gibt, der die Ungeheuerlichkeit erklärt, warum Gott Mensch wurde und den ganzen Stress von der Geburt bis zum Tod auf sich genommen hat, dann geht es nur eine Antwort: Liebe. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Johannes 3,16)."
Was ist vernünftig? Märchengeschichten über einen sterbenden Gott, die Jahr für Jahr erzählt werden? Gott hat nicht Sich hergegeben, sondern seinen Sohn. Dieser Sohn in ein vollkommener Mensch und kein hybrides Wesen. Wir habem im Garten Eden unsere Menschlichkeit verloren, als wir nach der Göttlichkeit griffen. Es geht somit um die Herstellung unserer verloren gegangenen Menschlichkeit und nicht der Göttlichkeit. Wenn man schon Joh 3,16 zitiert, dann bitte den Vers ohne die Dreifaltigkeitsbrille lesen.
"In der DDR gab es eine sogenannte wissenschaftliche Buchreihe „Wegweiser zum Atheismus". Ein Band dieser Reihe hatte den Titel: „Vom Jenseits zum Diesseits". Ich habe mich immer gewundert, wie so ein frommer Titel auf so ein gottloses Buch geraten konnte. Denn genau das - vom Jenseits zum Diesseits - ist die Überschrift über die Geschichte, wie Gott Mensch wurde."
Was mehr Schaden für den christlichen Glauben in der Geschichte angerichtet hat, wird die Zukunft zeigen.
"Wie schlimm es um uns steht
Wenn wir auch manchmal nicht erkennen, worin unsere Schuld vor Gott besteht. An der riesenhaften Rettungsaktion Gottes können wir erkennen, wie schlimm es um uns steht. Um uns zu retten, musste Gott, der Schöpfer der Welt, ein Kind werden. Musste Gott, der Herr der Welt, gekreuzigt werden. Musste Gott, der Erlöser der Welt, sterben. Aus der Größe dieser Rettungsaktion können wir die Größe unserer Schuld und die Größe von Gottes Liebe ermessen. Wir sind von Gott geliebt. Er hat alles zu unserer Rettung eingesetzt, was er hatte: seinen einzigen Sohn Jesus.
Jesus ist die Blaulichtaktion Gottes für eine verunglückte Welt. Welt ging verloren. Christ ist geboren. Freue Dich, Christenheit!"
Jesus ist nicht der einzige Sohn Gottes, sondern der einzigartige (monogenes) Sohn Gottes. Einzigartig in seiner Sündlosigkeit. Einzigartig uns zu erlösen im Namen seines und unseres VATERS.
In einem Punkt gebe ich dem Autor recht. Es steht schlimm um uns.
Quelle: https://shop.marburger-medien.de/shop/images/products/media/S0126.pdf