Rainer Wagner: Das Wunder der Geburt unseres Herrn
Bibel und Gemeinde 4/12
Von Rainer Wagner
Er ist Prediger im Evangelischen Gemeinschaftsverband Pfalz, Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbund Deutschland und Autor verschiedener Bücher. Ein Anliegen sind ihm Evangelisationen und Lehrdienste besonders auch unter Aussiedlern und in Russland.
Anlass für diese Ausarbeitung ist für Rainer Wagner ein idea-Interview mit dem EKD- Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider gewesen, der die Aussage im Glaubensbekenntnis, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, als für den Glauben „nicht entscheidend“ bezeichnet hat.
„Da die Jungfrauengeburt öffentlichkeitswirksam regelmäßig vor Weihnachten von Journalisten und verirrten Theologen infrage gestellt wird“, erscheint es Rainer Wagner sinnvoll zu sein, „sich mit dem Thema zu befassen und zwar so, dass es auch Christen ohne theologisches Studium verstehen.“
Unter der einleitenden Überschrift „Allgemeiner Ausgangspunkt“ weist Rainer Wagner auf die von vielen Wundern begleiteten Umstände der Geburt von Jesus hin, „die die heilsgeschichtliche Bedeutung der Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus besonders herausheben.“
Er weist auf den von dem Propheten Micha verheißenen Geburtsort Bethlehem hin, auf den Kindermord durch Herodes I., auf die Flucht nach Ägypten und die spätere Rückkehr nach Galiläa, alles Ereignisse, die auch Erfüllungen alter Prophezeiungen gewesen sind.
„Die Verkündigung der Geburt durch himmlische Boten, viele Begleitumstände der Geburt des Herrn sind übernatürlich und wunderbar.“
Rainer Wagner beklagt, dass kein Wunder in der Bibel „so infrage gestellt, verlästert und bespöttelt wird, wie das Wunder dieser Geburt“, die von Theologen wie Rudolf Bultmann und seinen Nachfolgern in das Reich der Mythologie verbannt worden ist und von liberalen Theologen bestritten oder meist nur symbolisch gedeutet wird.
Da bibeltreue Christen zwar von der Wahrheit der Jungfrauengeburt ausgehen, ihnen oft aber die Wichtigkeit dieses Wunders und seine Bedeutung für das Erlösungswerk GOTTES nicht klar ist, will Rainer Wagner „in einfachen Worten den Hintergrund erläutern, um Hilfe zum Verstehen dieser Lehre geben.“
Das versucht er dann mit seinen Ausführungen zu tun, die er wie folgt gegliedert hat:
1. Die Bibel bezeugt die Jungfrauengeburt mit vielen Aussagen
1.1. Die prophetische Andeutung der Jungfrauengeburt im AT
Sehr richtig führt er hier 1. Mo 3, 15 (der Nachkomme der Frau, der der Schlange den Kopf zertreten wird) und Jes 7, 14 (eine Jungfrau wird schwanger werden) an.
1.2 Die historische Ankündigung in den Berichten der Evangelisten
Hier zitiert er Matth 1, 20, die wichtige Stelle, in der es heißt: „Was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ (Andere Übersetzungen schreiben hier: „Was in ihr gezeugt ist“) Auch die angegebene Lukasstelle (Luk 1, 34-35) ist eindeutig: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des HÖCHSTEN wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, GOTTES Sohn genannt werden.“ (auch hier kann „geboren“ mit „gezeugt“ übersetzt werden, denn das zugrundeliegende Wort ist gennao)
1.3 Der Hinweis auf dieses Wunder bei Paulus
Der hat in Gal 4, 4 gesagt: „GOTT sandte Seinen Sohn, geboren von einer Frau.“
Wobei nicht übersehen werden sollte, dass alle, die GOTT erkannt haben bzw. von GOTT erkannt sind, auch Söhne (uhios) GOTTES sind (V. 6+9).
Nun kommt Rainer Wagner zu dem nächsten Punkt:
2. Die Notwendigkeit der Jungfrauengeburt für unser Heil
2.1 Nur ein sterblicher Mensch war in der Lage, uns von der Verdammnis zu retten
Unter diesem Punkt stellt er zu Anfang biblisch korrekte Grundlagen und Bedingungen fest:
a.) Die Todesstrafe, zu der wir sündigen Menschen verurteilt sind, konnte nur ein sterblicher Stellvertreter auf sich nehmen.
b.) Die Bibel redet ... vom Blut eines Opfers, das nötig ist, um die Schuld der Sünder auf sich zu nehmen.
c.) Jesus wird ... als dieses Lamm bezeichnet.
d.) Jesaja erklärt die Übernahme der Strafe durch den Menschen Jesus prophetisch.
e.) GOTT hätte ... diese Strafe nicht übernehmen können, da er ja nicht sterben kann.
So weit und so richtig!
Aber schon in diesem letzten Punkt windet Rainer Wagner in seine Aussage eine Formulierung hinein, die in der Bibel wohl nicht zu finden ist! „GOTT hätte in einer göttlichen Gestalt, in der er unsterblich ist, diese Strafe nicht übernehmen können.“
Wo steht es geschrieben, dass GOTT selbst diese Strafe übernehmen musste und wo steht geschrieben, dass GOTT, der unsterblich ist, einfach so die Gestalt wechseln und dann ein sterbliches Geschöpf werden kann?
Heißt es nicht, dass GOTT der Vater des Lichts ist, „bei dem es keine Veränderung gibt“?
Jetzt folgt „f“ wie fatal:
f.) GOTT musste in Jesus Mensch werden.
Rainer Wagner zitiert hierzu Joh 1, 1 u. 14. Nur ist dort schwarz auf weiß zu lesen, dass nicht ho theos sondern SEIN logos Fleisch geworden ist.
Und „g“ wie gotteslästerlich:
g.) Durch seine Menschwerdung wurde der Gott Jesus fähig, für uns zu sterben.
Rainer Wagner führt hier seine Leser „mit einfachen Worten“ mitten hinein in den Polytheismus!
Im Gegensatz zu diesem „Gott Jesus“ hat der Jesus der Bibel, der kein Gott ist, nämlich immer von seinem GOTT gesprochen und gewusst, wer der allein wahre GOTT ist (Matth 27, 46; Mark 15, 34; Joh 17,1 u.3; 20, 17; Off 3, 2 u.12).
2.2 Nur ein sündloser Mensch konnte die Sünde der Welt auf sich nehmen.
Dieser Feststellung wäre im Grunde nichts hinzuzufügen, wenn Rainer Wagner, als wohl ein bei diesem Thema „verirrter Theologe“, nicht „sündloser Mensch“ ist gleich „GOTT“ denken und glauben würde, wie seinen folgenden Aussagen klar und deutlich zu entnehmen ist.
Nach den Aussagen der Bibel, die eindeutig sind, trägt nicht GOTT die Sünden der Welt, sondern Sein Lamm (Joh 1, 29)
2.3 Nur der ewige Gott war in der Lage, die Menschheit zu retten
Mit der Aussage „Selbst wenn es einen sündlosen Menschen gäbe, hätte dieser doch nur die Schuld eines einzigen Mitmenschen übernehmen können“ macht Rainer Wagner eigentlich deutlich, dass Jesus für ihn kein richtiger „Mitmensch“ gewesen ist.
Doch die Bibel lehrt anderes und stellt zwei von GOTT geschaffene Menschen einander gleich, deren Verhalten bedeutsame Auswirkungen auf andere Menschen hatten:
„Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist ... so ist GOTTES Gnade und Gabe den Vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.“ (Röm 5, 12 u. 15)

Wenn Adam, der ein Bild für Jesus Christus gewesen ist (Röm 5, 14), die Ursache für die Schuld aller nach im kommenden Menschen gewesen ist, dann müsste man im Umkehrschluss zu Rainer Wagners Aussage wohl annehmen, dass auch Adam wegen seiner universalen Auswirkungen nur ein Gottmensch und kein Mitmensch gewesen sein kann!??
Wenn Rainer Wagner unter Bezugnahme auf 2. Kor 5, 19 dann schreibt: „Und Gott wählte diesen Weg“ und nicht die dort niedergeschriebenen Worte des Apostels Paulus zitiert, sondern sich in der folgenden trinitarisch geprägten Mythologie ergießt: „Um uns zu erlösen, legte Jesus seine göttliche Unsterblichkeit ab und nahm einen menschlichen, sterblichen Körper an. In diesem Körper, den er im Leib der Maria bekam, konnte er für uns den nötigen Dienst des stellvertretenden Sterbens übernehmen“, dann hat er sich leider weit von der „Bibeltreue“ entfernt.
Wenn Paulus schreibt: „GOTT war in Christus“, dann heißt das noch lange nicht: „Der unsterbliche GOTT legte seine Unsterblichkeit ab und wurde zum menschlichen, sterblichen Christus“!
Biblische Wahrheit in diesem Kontext ist, dass der unsterbliche GOTT „den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor GOTT gilt.“ (2. Kor 5, 21).
„GOTT hat Jesus Christus für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis Seiner Gerechtigkeit, indem ER die Sünden vergibt“ (Röm 3, 25)
Wir sind mit dem ewigen allein wahren GOTT versöhnt worden, nicht weil ER selbst für uns gestorben ist, sondern SEINmenschlicher Sohn, SEIN Christus (Röm 5, 8+10), dem wir in der Auferstehung gleich sein werden (Röm 6, 5).
Auch in der angegebenen Philipperstelle lehrte Paulus keine andere Theologie: Jesus Christus hatte zwar eine göttliche Gestalt [Ist er doch das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES - Kol 1, 15], aber er ist nicht GOTT gewesen und er wollte und konnte IHM auch nicht gleich sein, denn dieser GOTT, dem er bis zum Tode gehorsam gewesen ist, hat ihn erhöht. Wer unseren Bruder und Mitmenschen Jesus, den Gesalbten GOTTES, als Herrn bekennt, der ehrt den ewigen GOTT, der zugleich der Vater Jesu und unser Vater ist. Dass Paulus diese Aussage im Kontext der zitierten Philipperstelle auch noch gemacht hat, sollte man nicht übersehen.
„GOTT aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch [nicht als] unsern Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor 15, 57)
Auch Petrus hat in dieser Frage einen anderen Glauben als Rainer Wagner: „Christus hat einmal für die Sünden gelitten ..., damit er euch zu GOTT führte“ (1. Petr 3, 18).
Zu den unter 3. gemachten Ausführungen ist nicht viel zu sagen. Das ist weitgehend biblische Wahrheit und Lehre.
4. Damit Jesus der Erlöser werden konnte, durfte er keinen Vater und auch keine normale Mutter haben
Hoppla, was heißt „keine normale Mutter“? Gibt es dazu eine Aussage der Schrift?
4.1 Die Bibel bezeugt die Schwangerschaft der Maria ohne sexuellen Kontakt zu einem Mann
Wenn Rainer Wagner hier schreibt: „Jesus ist weder durch das sündige Fleisch eines Mannes noch durch das sündige Fleisch einer Frau geworden“, dann klingt der letzte Teil dieses Satzes alles andere als biblisch, sondern fast nach der unbefleckten Empfängnisund beinahe katholisch.
Warum vermischt er hier die biblische Wahrheit mit einer blühenden Fantasie?
Und was ist von dem dann folgenden Satz zu halten?
„Vielmehr hat ihn Gott durch seinen Geist in Maria geschaffen.“
Unter Punkt 2.1. hat Rainer Wagner gesagt, dass GOTT in Jesus Mensch geworden ist und hier müssen wir nun lesen, dass GOTT ihn geschaffen hat?

Nur eine Aussage kann der biblischen Wahrheit entsprechen! Die entscheidenden Stellen hat Rainer Wagner selbst genannt.
Warum lässt er sich aber an deren Worten nicht genügen?
Warum lässt er sich zu diesem Widerspruch hinreißen?
Warum muss der sonst recht bibeltreue Lehrer hier dieser Wahrheit eigene Worte hinzufügen, wie der folgende Punkt deutlich zeigt?
4.2 Die Bibel bezeugt, dass auch Maria nur eingeschränkt Mutter war
Wo steht etwas von der eingeschränkten Mutterschaft Marias geschrieben? Die Bibel sagt immer wieder, dass Maria „seine Mutter“ im vollumfänglichen Sinne gewesen ist. Sie ist voll und ganz „Mutter meines Herrn“ (Luk 1, 43)!
Dass Jesus keine mütterlichen Gene in sich getragen haben soll, ist der Bibel nicht zu entnehmen; da sagt auch die „alte Lutherübersetzung“ nicht mehr, die Rainer Wagner bemüht.
Denn was sie „empfangen“ hat, ist gennao, auf Deutsch: gezeugt! - und nicht geklont und dann implantiert!
Oder darf jetzt plötzlich nicht mehr gelten, worauf Rainer Wagner in Punkt 1.1 hingewiesen hat, nämlich auf den zera (den Samen) der Frau (1. Mo 3, 15), der Jesus jedenfalls dann nicht gewesen sein kann, wenn Maria nur eine „Surrogatmutter“ und „Gottmensch-Brutmaschine“ gewesen ist? Und was ist mit Jesajas Immanuel gewesen, den auch eine Jungfrau empfangen und geboren hat? War auch diese Jungfrau nur „eingeschränkt“ Mutter? War auch der von ihr geborene Junge „von jeder sündigen Erbschaft frei“???
Für mich sind diese Gedanken nichts anderes als außerbiblische, irregeleitete Fantasie!
Da hilft auch der Bezug auf den „heiligen Geist“ nicht. Auch Adam ist ein Mensch gewesen, der keinen Vater und keine Mutter mit sündigem Wesen hatte und durch das Einblasen des heiligen ruach „von jeder sündigen Erbschaft frei zur Welt gekommen ist!“
Entscheidend nach dem biblischen Zeugnis ist, dass Jesus seinen GOTT, DER ihn vom Tod erretten konnte, in Ehren gehalten hat und IHM zeitlebens gehorsam geblieben ist (Hebr 5, 7 ff.)
Rainer Wagner fährt fort:
„Jesus wurde weder durch männlichen Samen noch durch ein weibliches Ei erschaffen ... Maria war nur die Person, die durch den natürlichen Vorgang des Wachsens von Jesus in ihrem Leib und die danach folgende natürliche Geburt, den allein aus Gott kommenden Menschen- und Gottessohn Jesus in die Welt bringt. Sie ist das Gefäß gewesen, in dem der Gottes- und Menschensohn wurde. Nur so konnte er von jeder sündigen Erbschaft frei zur Welt kommen und die Sünden der anderen auf sich nehmen.“
Was er hier beschreibt und interpretiert, ist garantiert nicht der Bibel zu entnehmen, die keinen zytoplasmatischen Hybriden kennt, der durch Entkernung einer Eizelle und anschließenden Zellkerntransfer entstanden ist.
Dass Jesus ein richtiger Mensch aus Fleisch und Blut gewesen ist, den GOTT auf eine übernatürliche Weise durch die Kraft seines heiligen Geistes in Maria als „Frucht ihres Leibes“ (Luk 1, 42) gezeugt hat, sagt die Bibel.
Dass Jesus Gott ist, der nur eine Zeitlang (ca. 30 Jahre) wie ein Mensch ausgesehen und sich so gegeben hat, sagt sie hingegen nicht.
Ich lasse mir lieber an den „einfachen Worten“ der Bibel genügen, als an den „einfachen Worten“, die Rainer Wagner hier der Bibel hinzufügt.
Und leider bemerkt er in seinem Bestreben, Jesus als Teil des dreieinigen Gottes zu präsentieren, auch in der Zusammenfassung seiner Ausführungen wieder nicht, wie er in Widerspruch gerät, wenn er sagt: „Gott gab seinen sündlosen Sohn für uns in den Tod.“ Denn der aufmerksame Leser wird sich jetzt noch einmal fragen müssen, ob GOTT nun Mensch geworden ist oder ob ER Seinen Sohn für uns in den Tod gegeben hat?
In seinem missionarischen Eifer nimmt Rainer Wagner auch nicht wahr, dass er seine Leser wieder mitten in den Polytheismus hineingeführt hat, wenn er sagt: „Gott gab seinen sündlosen

Sohn für uns in den Tod ... Sein Sohn war Gott und Mensch...“ Er präsentiert ihnen hier eindeutig zwei Götter, - leider!