Kommentar zu ideaSpektrum 21.12.2011
In der Weihnachtsausgabe der evangelikalen Wochenzeitschrift ideaSpektrum Nr. 51/52 vom 21. Dezember 2011 war ein Interview mit Prof. Roland Deines, Neutestamentler der University of Nottingham, abgedruckt, das Redakteur Karsten Huhn geführt hat. Die großformatige Überschrift lautete: „Was bedeutet es, dass Gott Mensch wird?
Im Untertitel war die Frage gestellt: „Was bedeutet es, dass Gott als Kind zur Welt kommt?“ Interessanterweise wurde unmittelbar im Anschluss daran gefragt: „Hat sich die Weihnachtsgeschichte so ereignet, wie sie in der Bibel beschrieben wird?“
Wird der unvoreingenommene Bibelleser aber solche Aussagen, wie: „Und GOTT ward Mensch“ oder „Und GOTT ward Kind“ oder „Und Maria gebar GOTT als ihren erstgeborenen Sohn und wickelte IHN in Windeln und legte IHN in eine Krippe“ in der Bibel finden?
Kein Mensch wird selbst mit Hilfe aller Konkordanzen der Welt, selbst mit den besten Suchmaschinen nicht, in der Bibel diese angebliche „Weihnachtsgeschichte“ finden! Denn das biblische Original, „der Mensch“, „das Kind“, um den bzw. das es in GOTTES Wort geht, ist nicht GOTT, sondern ein durch die Kraft des HÖCHSTEN, durch SEINEN heiligen Geist, gezeugtes Menschenkind gewesen.
Professor Deines macht in dem Interview einige interessante Aussagen zu dieser Diskrepanz zwischen den inhaltlich doch ganz verschiedenen „Weihnachtsgeschichten“; viele Tausend Leser werden das alles wohl gelesen, aber nicht zur Kenntnis genommen haben.
Gleich zu Anfang kann man lesen: „Ohne Theologen wüssten wir heute vom Christkind nichts.“ Ich gehe nicht davon aus, dass er die Evangelisten dazugezählt hat; Matthäus und Lukas haben jedenfalls recht ausführlich von der Zeugung und Geburt des kleinen jüdischen Bübchens, das Jesus genannt werden sollte, berichtet; ihre Evangelien waren schon ab Mitte bis Ende des 1. Jahrhunderts zu lesen und haben gewiss nicht dem widersprochen, was die Apostel und Augenzeugen schon vorher in den Gemeinden weitergeben haben.
Denn Professor Deines sagt weiter: „Sie [die Theologen] haben über Jahrhunderte hinweg geholfen, dass Menschen im Christkind den Mensch gewordenen Gott … sehen können.“ Aus diesen Worten muss man doch schließen, dass die Menschen ohne diese „theologische Hilfe“ vor diesem Zeitraum nichts von einem „Mensch gewordenen Gott“ gehört und gesehen haben! Hat diese „Sehhilfe“ nicht dazu geführt, dass „über die Jahrhunderte hinweg“ eine ganz andere „christliche Lehre“ entstanden ist, die sich zwar angeblich auf die Worte der Schrift gründet, aber diese Worte - speziell in der Gottesfrage - mit ganz anderen, neuen Sinngehalten interpretiert? Hat diese „Sehhilfe der Theologen“ nicht zu einer Gehirnwäsche geführt, wenn Christen heute meinem, in den Zeilen der Bibel Jesus als GOTT erkennen zu können, obwohl ihre Worte doch eindeutig sagen, dass der Jesus der Bibel nicht GOTT ist, sondern einen GOTT über sich hat? Selbst im letzten Buch der Bibel kann man es wiederholt lesen, dass Jesus von „seinem GOTT“ spricht (z.B. Off 3,12).
Professor Deines spricht von einigen Theologen, die seit der Aufklärung versucht hätten, „dem Messiaskind den historischen Boden zu entziehen.“ Aber sind es nicht er und seine Theologenkollegen, die schon seit gut 1700 Jahren (Konzil von Nicäa) ein anderes Christkind, alias „Mensch gewordener Gott“ weitab vom historischen galiläischen Boden in ihren theologisch-philosophisch geschulten Gehirnen „sehen“? Sind sie es nicht, die versuchen, dieses Wesen auf den Seiten der Bibel, und damit historisch zu gründen?
„Matthäus und Lukas erzählen die Weihnachtsgeschichte aus verschiedenen Perspektiven. Beide betonen dabei unterschiedliche theologische Aussagen, stimmen aber in den wesentlichen Aussagen überein. Die entscheidende Frage lautet dabei für mich: Kommt Gott in diesem Kind zur Welt – oder nicht?“ Auf die Zwischenfrage des Interviewers sagt er: „Natürlich!“ Es würde jedem Christen nun gut anstehen, wenn er in den Schriften von Matthäus und Lukas prüfen würde, „ob es sich also verhielte!“ Wie umfangreich wird die Liste der zitierbaren Verse sein, deren Worte diese „Frage“ eindeutig mit „Natürlich“ beantworten?
Wo schreiben Matthäus und Lukas (und die anderen Verfasser der biblischen Schriften) die passenden Sätze, die folgende Aussagen belegen?
„Menschwerdung Gottes bedeutet: Gott ist ab sofort ein anderer“
„Er ist bereit, sein eigenes Wesen … zu verändern.“
„Dass Gott auf seine Allmacht verzichtet, … sich also mit ihnen [seinen Geschöpfen] gleich macht, wie es tiefer und enger nicht geht …“
Karsten Huhn bringt den atheistischen Philosophen Herbert Schnädelbach ins Spiel, der festgestellt hat: „Ich gestehe zu, dass der Gedanke der Menschwerdung GOTTES das Tiefsinnigste ist, was das Christentum hervorgebracht hat.“ Wir sollten beachten: „Ein Gedanke!“ – Nicht die Worte der Bibel – vom „Christentum hervorgebracht“, „Tiefsinnig“
„Ein Gott, der zu den Menschen kommt – … ein Irrsinn.“
Professor Deines bestätigt diese Aussage: „Und dieser Irrsinn geht im Grunde genommen bis heute weiter. Die Menschwerdung widerspricht allen Vorstellungen …“
Zum Glück und GOTT sei Dank sind die Worte der Bibel sinnig und stimmig und widersprechen allenfalls den Vorstellungen, die sich „christliche“ Theologen „über die Jahrhunderte hinweg“ von Gott machen und die sie alljährlich um diese Zeit mit salbungsvollen Worten ihren arglosen Schäfchen in Ohren und Herzen flüstern.
Warum nur hören sie die Worte des biblischen Jesus nicht, der zu seinem GOTT und Vater im Himmel gebetet hat: „VATER …, das ist aber das ewige Leben, dass sie DICH, der DU allein wahrer GOTT bist, und den DU gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Joh 17,1 u.3) und nehmen sie nicht zu Herzen?
Dieses Interview hat mich veranlasst, folgenden Leserbrief zu schreiben, den ideaSpektrum wider Erwarten – wenn auch in Teilen – in Nr. 1/2012 abgedruckt hat.
Wie wahr!
Prof. Deines hat es auf den Punkt gebracht. Das Christkind, das heute den Menschen verkündet wird, ist nichts anderes als ein Kind von Theologen. Es stimmt, - seit dem 4. Jahrhundert erzählen Theologen den Menschen die Mär von dem Mensch gewordenen Gott und versuchen ihn historisch zu erden. Ohne sie wüssten wir wirklich nichts von diesem Wesen. Auch keiner der Jünger, Apostel und Evangelisten hatte diesen „Gottmenschen“ jemals gesehen.
Doch durch Predigten, Erzählungen und durch die späteren neutestamentlichen Berichte haben die gläubigen Menschen der ersten drei Jahrhunderte von dem Menschen Jesus von Nazareth, dem jüdischen Propheten und Messias, gewusst, der von seinem GOTT und Vater auferweckt worden ist und jetzt zu DESSEN Rechten steht oder sitzt.
Was hindert die Christen seit 1700 Jahren nur daran, an den Knecht GOTTES (Matth 12,18; Apg 3,13; 4,27+30), den Fürsten (Apg 3,15; Off 1,5), das Lamm GOTTES (Joh 1,29+36; Off 5,12 u.v.a.) zu glauben, der unser Hoherpriester und Mittler vor dem allein wahren GOTT ist und deshalb keinesfalls „ein anders gewordener Gott“ gewesen sein kann? Die Geschichte von der „Menschwerdung Gottes“ widerspricht nicht nur „allen Vorstellungen“, sie widerspricht vor allem den Worten der Schrift. Es ist ein Märchen, dass GOTT [hat] vor 2000 Jahren [nicht] „auf seine Allmacht verzichtet“ (hat.) Haben die himmlischen Heerscharen nicht GOTT gelobt und gesprochen: „Ehre sei GOTT in der Höhe!“, als das Kind in Windeln gewickelt in der Krippe lag? Der Christus der Bibel, das ist ein richtiger Mensch, von GOTT gesandt wie sein Cousin Johannes, er ist der Sohn des Höchsten (Mark 5,7), der Sohn des Heiligen GOTTES (Mark 1,24), er ist aber nicht der Höchste selbst und nicht der Heilige GOTT!
Der Christus der Theologen - der Mensch gewordene Gott -, das ist ein anderer, ein aus der christlich-hellenistischen Philosophie entsprungener Gott.