Die Pervertierung des Monotheismus
Ein verborgener Fehler in der traditionellen christlichen Glaubenslehre: Die Pervertierung des Monotheismus
Friedrich Loofs (Kirchengeschichtler, 1858-1928)
Die Apologeten [wie z.B. Justin der Märtyrer in der Mitte des 2. Jahrhunderts] haben den Grund gelegt zur Verkehrung des Christentums in eine offenbarte [philosophische] Lehre. Im Speziellen hat ihre Christologie die Entwicklung verhängnisvoll beeinflusst. Sie haben, die Übertragung des Sohnesbegriffs auf den präexistenten Christus als selbstverständlich betrachtend, die Entstehung des christologischen Problems des 4. Jahrhunderts ermöglicht; sie haben den Ausgangspunkt des christologischen Denkens verschoben (von dem historischen Christus weg in die Präexistenz), Jesu Leben der Menschwerdung gegenüber in den Schatten gerückt; sie haben die Christologie mit der Kosmologie verbunden, mit der Soteriologie sie nicht zu verknüpfen vermocht. Ihre Logoslehre ist nicht eine „höhere" Christologie, als üblich war, sie bleibt vielmehr hinter der genuin christlichen Schätzung Christi zurück: nicht Gott offenbart sich in Christus, sondern der Logos, der depotenzierte Gott, ein Gott, der als Gott untergeordnet ist dem höchsten Gott (Inferiorismus oder Subordinatianismus).
Friedrich Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte, Erster Hauptteil, Kapitel II. § 18 Das Christentum als geoffenbarte Philosophie. Die griechischen Apologeten S. 129; 4. Auflage; Max Niemeyer Verlag 1906
Diese verheerende Entwicklung wird in der heute gängigen Evangeliumsverkündigung genau wiedergespiegelt.
D. James Kennedy schreibt: „Viele Menschen denken heute, dass das Wesentliche des Christentums die Lehren Jesu sind; dem ist aber nicht so ... Die Christenheit richtet sich nicht an den Lehren Jesu aus, sondern an der Person Jesu als ins Fleisch gekommener Gott, der in die Welt gekommen ist, um unsere Schuld auf sich zu nehmen und an unserer Stelle zu sterben.“
(“How I Know Jesus Is God,” Truths That Transform, Nov. 17th, 1989)