Die Dreieinigkeit: Wer weiß es?
„Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein“ (Matth 24, 36)
Auch nicht der Sohn – Dieser Vers ist schon immer problematisch gewesen. Wie kann Jesus GOTT sein und zugleich unwissend sein? Und wenn er, wie er sagt, es wirklich nicht weiß, wie können wir dann immer noch behaupten, dass er GOTT ist? GOTT ist allwissend.
Laut Jesus weiß niemand, einschließlich ihm, von diesem Zeitpunkt. Die übliche theologische Antwort auf dieses offensichtlich unlösbare Dilemma ist folgende: „Was er über sich sagt, nämlich dass er Tag und Stunde seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit nicht kennt, stimmt für ihn als Mensch; es stimmt allerdings nicht für ihn als GOTT. Als der Gottmensch ist er als GOTT (zusammen mit den anderen Personen der Gottheit) allwissend und gleichzeitig als Mensch (zusammen mit anderen Personen der menschlichen Rasse) in bestimmten Dingen unwissend.“ (Robert Reymond; Jesus Divine Messiah; S. 79).
Oh ja, ich habe das verstanden. Jesus kennt den Zeitpunkt seiner Wiederkunft und gleichzeitig kennt er ihn nicht. Glaubst du, dass dies bedeutet, dass er die Wahrheit kennt (denn gemäß der trinitarischen Lehre ist er allwissend), und uns dann aber dennoch sagt, dass er sie nicht kennt, weil er zugleich auch Mensch ist? Er weiß also, dass er nicht weiß, was er weiß, - richtig?
Zeigt dir das nicht, dass diese Aussage völliger Unsinn ist? Was passiert, wenn wir einfach die Aussage der Worte dieses Verses akzeptieren? Was geschieht, wenn Jesus wirklich meint, dass er nichts von dem Zeitpunkt seiner Wiederkunft weiß? Warum ist das so schwer zu akzeptieren? Glaubst du, dass irgendeiner der Jünger, der ihn gehört hat, als er das sagte, dachte: „Oh ja, - das bedeutet, dass er das als Mensch nicht weiß; aber als GOTT weiß er das selbstverständlich“? Kein Wunder, dass die Kirche drei Jahrhunderte gebraucht hat, bis sie diese Antwort gefunden hat.
Mir scheint, dass das Problem nichts mit dem zu tun hat, was der Vers aussagt. Das Problem liegt darin, dass man den Text nach den Paradigmen der Dreieinigkeitslehre liest. In dem Text dieses Verses gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten. Es gibt viele Dinge, von denen Menschen nichts wissen. Es gibt viele Dinge, von denen auserwählte Boten JAHWES nichts wissen. Es gibt auch einige Dinge, von denen der Messias nichts weiß. Es ist Fakt, dass er uns das von mindestens einer Sache gesagt hat. Der Text ist eindeutig und klar. Was all diese Verwirrungen verursacht, hat nichts mit diesem Text zu tun. Ursache ist die später entwickelte zusätzliche, vom biblischen Text nicht unterstützte Vorstellung, dass Jesus auch zugleich GOTT ist. Patrick Navas hat es sehr scharfsinnig auf den Punkt gebracht: „Mit anderen Worten: Irgendwie weiß Jesus alles und gleichzeitig weiß er doch nicht alles!?“ (Divine Truth or Human Tradition; S. 131)
Also, - wie möchtest du deine Theologie zubereitet haben? Klar und in Übereinstimmung mit dem, was der Text sagt, oder mit vielen hinzugefügten „Spezialitäten“, die beinhalten, was der Text nach Maßgabe kirchlicher Entscheidungen sagen muss, um in ihr Dogma zu passen? Und was geschieht wirklich, wenn Jesus der Messias ist, GOTTES auserwählter Bote/Sohn, der beauftragt ist, das Königreich aufzurichten und den letzten Feind zu besiegen? Wird dein Glaube zerbrechen, wenn das dann doch nicht bedeutet, dass er JAHWE, der eine wahre GOTT ist? Bist du von deinem christlichen Dogma so indoktriniert, dass du diesen Text einfach nicht mehr mit seiner klaren Aussage lesen kannst? Hat Jesus sich einfach nur geirrt oder versuchte er, uns hereinzulegen? Hat er uns angelogen, als er sagte, auch er wisse nicht von Tag und Stunde? Oder legen wir ihm nicht Worte in den Mund, wenn wir versuchen, seine Verneinung der „Allwissenheit“ in eine Bestätigung umzuwandeln? Ich habe dich vor dem Leid gewarnt, nicht wahr?
Von Skip Moen; PhD; www.skipmoen.com Focus on the Kingdom; Nov 2014