In der christlichen Theologie wird oftmals behauptet, Henoch und Elia wären jetzt im Himmel.
Die Entrückung Elias:
„Und es geschah, während sie gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden, und die beiden wurden voneinander getrennt; und Elia fuhr im Sturmwind auf zum Himmel.“ (2. Könige 2,11.)Das spielt im Nordreich Israel, zur Zeit von Elisa.
Brief von Elia an den König Joram von Juda (Südreich)
→ 2. Chronik 21,12–15:
„Es kam aber ein Brief zu ihm von dem Propheten Elia, darin stand: So spricht der HERR, der Gott deines Vaters David: …“
➝ Der Brief richtet sich an König Joram von Juda, einige Jahre nach der Entrückung in 2. Könige.
Laut Chronologie lebte Joram von Juda noch 7–10 Jahre nach Elias Entrückung. Elia wurde somit vom Nordreich in das Südreich entrückt.
Die Entrückung von Henoch:
Targum Onkelos gibt wieder: „Und Henoch wandelte in der Furcht Gottes; und er war nicht mehr, denn Gott ließ ihn sterben.“
Kein Aufstieg in den Himmel, sondern der Tod.
Targum Pseudo-Jonathan und der Midrasch Bereschit Rabba (25,1) bringen zwei Traditionen:
Eine Tradition sagt, dass Henoch wegen seiner Gerechtigkeit von Gott entrückt wurde, damit er nicht in Sünde falle.
Eine andere betont, dass er tatsächlich starb, weil er schwankend war (teils gerecht, teils böse), und Gott „nahm ihn hinweg“, bevor er endgültig in die Bosheit fiel.
Raschi (Genesis 5,24) erklärt, Henoch sei „gerecht gewesen, aber schwankend“, und deshalb habe Gott ihn früh „weggenommen“ – sprich: er starb früh, damit er nicht abfalle. Keine Rede von Himmelfahrt im christlichen Sinn.
Midrasch Tanchuma (Bereschit 5): Hier heisst es, dass Henoch ein Schreiber war, der die Taten der Menschen aufzeichnete. Manche Engel hätten ihn beneidet, und darum nahm Gott ihn hinweg. Auch da ist das „Hinwegnehmen“ ambivalent – nicht zwingend Himmelfahrt, sondern auch Schutz durch frühen Tod.
Kohelet Rabba 9,7: Einige Rabbinen betonen ausdrücklich, dass „וְאֵינֶנּוּ – er war nicht mehr“ bedeutet: er starb.
Wenn Henoch „hinaufgenommen“ wurde, bedeutet das in manchen Auslegungen nur, dass er in eine niedrigere himmlische Sphäre (z. B. Rakia, die Himmelsfeste) kam, nicht aber in den höchsten Himmel, wo Gott thront.
Es gibt klare jüdische Quellen, die sagen Henoch ist gestorben (Targum Onkelos, Raschi, Teile des Midrasch Bereschit Rabba). Andere Quellen lassen offen, ob er in eine untere Himmelssphäre genommen wurde, aber nicht in Gottes unmittelbare Gegenwart.
Viele Kirchenväter und klassischen Ausleger (Augustinus, Chrysostomus, Calvin usw.) haben Hebräer 11,5 wörtlich verstanden: Henoch wurde entrückt, ohne den Tod zu sehen – er gilt neben Elia als Ausnahmefall, der direkt zu Gott genommen wurde.
Johann Gottfried Herder (1744–1803): In seinen Bibelkommentaren deutet er Genesis 5,24 und Hebräer 11,5 so, dass Henoch zwar früh „hinweggenommen“ wurde, aber nicht lebendig im Himmel sei, sondern dass es sich um eine poetische Umschreibung des Todes handle.
Hugo Grotius (1583–1645) der grosse niederländische Bibelgelehrte schrieb im NT-Kommentar zu Hebr 11,5, dass das „nicht den Tod sehen“ so verstanden werden kann, dass er nicht den „gewöhnlichen Tod der Gottlosen“ sah, sondern in einer besonderen Weise starb.
Einige moderne exegetische Stimmen (z. B. in historisch-kritischen Kommentaren wie International Critical Commentary oder Anchor Yale Bible):
Dort wird angemerkt, dass Hebr 11,5 eine midraschische Auslegung von Gen 5,24 darstellt. Der Autor des Hebräerbriefs folgt einer Tradition, die Henochs „Hinwegnehmen“ als Entrückung deutet. Historisch gesehen sei das aber eine spätere Interpretation – die ursprüngliche hebräische Aussage lasse durchaus den Tod offen.
Heilsgeschichtliche Probleme:
"Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien." (Hebräer 11,13 Elb2006)
"und von Jesus Christus, ⟨der⟩ der treue Zeuge ⟨ist⟩, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde!" (Offenbarung 1,5 Elb2006)
"Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang hat" (Kolosser 1,18 Elb2006)
Die Bibel sagt Jesus ist der Erste aus den Toten, somit der Erste der neuen Schöpfung. Henoch und Elia können somit nicht in der neuen Schöpfung sein und in der Alten Schöpfung kommen sie nicht in die Göttliche Sphäre, weil es dort nur Unsterbliche gibt. Jesus im Neuen Adam kann die göttliche Sphäre betreten, weil er jetzt ein unsterblicher Mensch (Neuer Adam) ist "... und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit..." (Offenbarung 1,17-18).
Zudem sagt Jesus:
"...Und niemand ist hinaufgestiegen..." (Johannes 3,13a)
"...wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen..." (Johannes 7,34b)
"....wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen..." (Johannes 8,21b)
"...Wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen, so sage ich jetzt auch euch..." (Johannes 13,33b)
Paulus schreibt:
"Der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat, auch nicht sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen" (1. Timotheus 6,16)
Fazit:
Henoch und Elia warten wie alle anderen Menschen auf die Auferstehung der Toten. Diese zwei "Ausnahmen" würden den Heilsplan Gottes ad absurdum führen.